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Ein typischer Fall

■ PUA untersucht Wache Lerchenstraße

Sie ist berühmt-berüchtigt, die Polizeiwache 16 an der Lerchenstraße, mitten in den Szenevierteln Schanze, Karo und St. Pauli. Und derzeit wird sie im Parlamentarischen Untersuchungsausschuß (PUA) Polizei unter die Lupe genommen. Gestern wurde ein Fall aus der Neujahrsnacht 1990 wieder aufgerollt, der als typisch für polizeiliche Übergriffe gegen politisch unliebsame Personen gilt.

Jörg N., ein heute 39jähriger Sozialökonom, wurde auf dem Weg zum Hafenfeuerwerk von Zivilpolizisten für einen angeblich gewalttätigen Teilnehmer einer autonomen Spontandemo gegen die Isolationshaft von RAF-Gefangenen gehalten. Am Neuen Pferdemarkt stürmten mindestens drei Polizisten, die sich nicht als solche zu erkennen gaben, auf ihn zu und mißhandelten ihn brutal. „Es gab keine Möglichkeit zu wissen, daß das Beamte waren“, so Jörg N. gestern im PUA. Man habe ihn mit dem Gummiknüppel geschlagen, ihn in die Nieren getreten und seinen Kopf gegen eine Mauer gestoßen. Erst als sie ihm Handschellen anlegten und über Funk Verstärkung forderten, merkte das Opfer, daß es sich um Polizisten handelte. Die Beamten sagten gestern übereinstimmend aus, sie hätten „Halt Polizei“ gerufen. Das sei „erlogen“, um einen Festnahmegrund – Widerstand gegen die Staatsgewalt – zu konstruieren, so Jörg N. empört.

Die Ermittlungen gegen die beschuldigten Beamten wurden damals eingestellt. Erst jetzt, im Zuge des Hamburger Polizeiskandals, nahm die Staatsanwaltschaft erneute Ermittlungen auf. sim

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