■ Störzeile: Ein stattlich Nein
Wer A sagt, muß nicht auch B sagen, wenn er hinterher erkennt, daß A falsch war: So ließ dereinst Bert Brecht seinen „Neinsager“ gegen überkommene Riten protestieren.
Nun glaubt zwar niemand, daß die Statt Partei mit dem revolutionären Dramatiker allzuviel am Hut hätte – und der würde sich gegen anderslautende Behauptungen wohl auch verwahren. Aber mit Protest soll da ja mal was gewesen sein, gerade auch gegen überkommene Riten in der Politik.
Da bleibt also nur eins: ein konsequentes Nein gegen die Allmachtsphantasien des Stadtfürsten. Die Reform der Hamburger Verwaltung darf nicht daran scheitern, daß sie Seiner Hoheit Henning I. nicht genehm ist. Ihm die Grenzen seiner Macht aufzeigen und mehr Demokratie wagen – das ist das Gebot der Stunde.
Und nie war selbige günstiger: Denn die Stattlichen haben nichts zu verlieren, wenn das rotgraue Bündnis bricht, der Monarch im Senatsgehege hingegen alles. Er stünde ohne Mehrheit da; sie könnten erhobenen Hauptes und ungebeugten Knies fürderhin das Volk vertreten, befreit vom stressigen Mit-Regieren-Wollen, das er eh nur duldet, solange seine Kreise nicht gestört werden.
Bei der nächsten Wahl – ob vorgezogen oder nicht – fliegen die Stattlichen sowieso aus dem Parlament, und niemand wird sie vermissen. Und die nächste Koalition von seinen Gnaden kann auch nicht schlechter sein als die jetzige. Denn Hamburgs Regierung hat keine Krise, wie Auguren raunen, sie ist eine.
Deshalb: Hart bleiben und Nein sagen – zum Ruhme von Statt und zum Frommen der Stadt. Sven-Michael Veit
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