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■ Ein neuer Chef für den Deutschen GewerkschaftsbundMeyer, Schulte, einerlei?

Es gibt Funktionsträger in dieser Gesellschaft, bei denen können sich nur Eingeweihte vorstellen, was der Mann eigentlich so genau macht. Zum Beispiel der DGB-Chef. Was macht ein DGB-Chef? Genauer gesagt, wie unwichtig, wie irrelevant muß ein solcher Posten eigentlich sein, damit die Auswahl des neuen Vorsitzenden so laufen kann, wie sie jetzt gelaufen ist? Da werden kurz vor der Beerdigung Heinz-Werner Meyers die Journalisten abgeschmettert: Über einen neuen Vorsitzenden werde erst nachgedacht, wenn der alte unter der Erde liege. Aber kaum ist Meyer begraben, zieht die IG Metall Dieter Schulte aus dem Hut.

Viel Nachdenken kann also nicht gewesen sein, geschweige denn eine nachvollziehbare Diskussion innerhalb des DGB. Und das war auch so gewollt. Denn mit Schulte möchte die IG Metall vor allem schnell einen Mann aus den eigenen Reihen auf den Posten hieven. IG-Metall-Chef Zwickel lobt Schulte als „durchsetzungsfähigen Mann“, für den es „sicherlich gut sei, Rückhalt in einer starken Organisation zu haben“. Im Klartext: Nicht die Frage war entscheidend, was denn ein Kandidat künftig leisten solle. Wichtiger ist, welche Interessen er innerhalb des DGB vertritt. Diesmal ist wieder die IG Metall dran, und die anderen Gewerkschaften billigen dies. Zwar wetterte der Vorsitzende der IG Bau-Steine-Erden, Bruno Koebele, die Nominierung Schultes sei ein Beweis dafür, daß „ausreichend demokratische Strukturen im Dachverband der Gewerkschaften fehlten“. Aber auch die IG Bau, beeilte sich Koebele im gleichen Atemzug zu erklären, werde natürlich für Schulte stimmen. Hauptsache, alles bleibt wie immer im stahlharten Männerbund. Da hatte eine Kandidatin wie Ursula Engelen- Kefer keine Chance. Sie bleibt düpiert auf ihrem Vize-Posten sitzen, wegen mangelnder „Konsensfähigkeit“ (waren es etwa die zu kurzen Röcke, die zu schrille Stimme, die zu starke Medien-Präsenz?).

Die Art und Weise, wie die Auswahl des Kandidaten gelaufen ist, bleibt bedenklich. Besonders bemerkenswert aber sind die Schlußfolgerungen, die aus dieser Auswahl gezogen werden können: An der Spitze des Deutschen Gewerkschaftsbundes steht offenbar kein Chefposten, sondern eine Leerstelle. Wozu der Posten eigentlich gut sein soll, ist den real schubbernden Beschäftigten in ihrer stinknormalen Lebenswelt kaum zu vermitteln. Schlecht für einen Gewerkschaftsbund mit sinkenden Mitgliederzahlen. Denn der ist auf die stinknormalen Beschäftigten angewiesen. Barbara Dribbusch

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