: Ein modernes Märchen
■ Kreisstadt-CDU läßt sich trotz leerer Kassen nichts schenken, weil man sie nicht gefragt hat
Arnstadt. Es war einmal eine gute Fee, die hieß „Kreissparkasse“ und lebte in Arnstadt. Sie half vielen, so sie konnte und durfte. Sie unterstützte Sportfeste, spendete für Behinderte Kinder und stiftete Geldstücke für das Stadtmuseum. In ihrer Gemeinnützigkeit und Güte machte sie nicht an den Toren der Kreissstadt halt. Und so kam sie auch nach Stadtilm. Hier schenkte die gute Fee den Kindern der Kleinstadt einen Spielplatz. Aus einem tristen Areal gleich neben dem Rathaus sollte ein originelles Freizeitparadies werden, mit Skateboardwand und Krämerladen für Kinder und Pavillon für die Eltern. Da die Fee das alles nicht selbst bezahlen kann, richtete sie ein Spendenkonto ein. Nicht ohne Erfolg! Betriebe und Unternehmen spendeten Geld und boten Arbeitsleistungen an. Noch immer kostete das alles den Stadtilmern keinen Pfennig.
Doch die CDU-Abgeordneten des Stadtparlaments sehen in den Schenkungen eine Untergrabung ihrer Autorität. Keiner habe sie zu diesem Projekt gefragt. Aus der Zeitung mußten sie davon erfahren. Wenn schon ein Spielplatz, dann am Stadtrand, wo Kinderlärm nicht störe. Dem SPD-Bürgermeister, der in der Initiativgruppe Kinderspielplatz mitarbeitet, warfen sie Alleingang vor. Und im gleichen Augenblick bedauerten die Volksvertreter, daß angesichts leerer Stadtkassen die Schulspeisung, die Kindertagesstätten sowie die Feriengestaltung gefährdet sind. Und da kommt jemand und verschenkt einen Spielplatz!
Wenn diese Kindereien kein gutes Ende finden, steht der feierlichen Einweihung zu den Sommerferien einiges im Wege, und die gute Fee macht künftig um Stadtilm einen Bogen. adn/taz
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