: Ein machtloser Zeuge
■ Nach seinem Blitz-K.o. gegen Bruce Seldon ist Mike Tyson der Star beim Abend der vier Weltmeister im November
Las Vegas (dpa) – Mike Tyson, Schwergewichts-Weltmeister des Boxverbandes WBC, holte sich in Las Vegas durch den technischen K.o.-Sieg über den harmlosen Bruce Seldon (beide USA) nach einer Minute und 49 Sekunden in der ersten Runde auch den Titel des Verbandes WBA und ebnete damit den Weg für den größten Zahltag der Boxgeschichte. Am 9. November sollen in Las Vegas vier WM-Kämpfe im Schwergewicht von vier verschiedenen Verbänden Einnahmen von fast 200 Millionen Dollar bringen. Hauptattraktion ist dann das Duell zwischen Tyson und Ex-Champion Evander Holyfield (USA).
„Ich will unsterblich werden. Ich schlage härter denn je und werde auch mit Holyfield keine Probleme haben“, sagte Tyson nach dem drittkürzesten Titelkampf seiner Karriere, der ihm 20 Millionen Dollar Börse brachte. Die knapp 9.494 Zuschauer im MGM-Grand Hotel, die bis zu 1.000 Dollar Eintritt zahlten, riefen ungläubig „Schiebung“. Zuwenig Gegenwehr und zuviel Respekt zeigte Seldon. Wie eine Furie stürmte der 22:1-Favorit Tyson nach dem Eröffnungsgong auf seinen ängstlichen Gegner los. Bereits nach 98 Sekunden mußte der 29jährige erstmals zu Boden und von Ringrichter Richard Steele angezählt werden, obwohl Tyson ihn kaum berührt hatte. Ein krachender linker Haken beendete ganze elf Sekunden später den Kampf. „Tyson ist ein Zerstörer, und ich war ein machtloser Zeuge“, meinte Seldon, „wer von Schiebung spricht, hat keine Ahnung. Ich habe nicht zwölf Wochen lang trainiert, um mich hinzulegen.“
Eigentlich war dem Briten Lennox Lewis vertraglich garantiert worden, Tysons erster Herausforderer um dessen WBC-Krone zu sein. Weil sich Tyson zuerst Seldons WBA-Titel sichern wollte, hatte er sich verpflichtet, den WBC-Gürtel zurückzugeben. Lewis soll sich nun am 9. November mit Oliver McCall (USA) um den freien WBC-Titel streiten.
Michael Moorer (USA), Weltmeister des Verbandes IBF, wird von Frans Botha (Südafrika) herausgefordert, und Henry Akinwande (Nigeria) will seinen WBO- Titel verteidigen. „Der 9. November wird ein Boxfest, obwohl jeder weiß, daß Tyson der einzige Champion ist“, tönte Promotor Don King.
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