piwik no script img

spd und pdsEin lange schon überfälliger Schritt

Der überraschende Rücktritt von Kultursenatorin Christa Thoben (CDU) in der vergangenen Woche hat es deutlich gemacht: Bereits nach den ersten 100 Tagen der neuen Legislaturperiode ist die große Koalition am Ende. Dennoch wird es bald weitergehen wie bisher: Lähmend und uninspiriert wird weitergewurstelt.

Lange kann das nicht mehr gut gehen, scheint sich auch der gescheiterte SPD-Spitzenkandidat Walter Momper gedacht zu haben und hat einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Langfristig, so ist zu hören, schließt Momper eine Koalition von SPD und PDS im Abgeordnetenhaus nicht mehr aus. Zu hoffen ist, dass Momper, nach seiner Wahlniederlage nicht gerade ein sozialdemokratisches Schwergewicht, damit in seiner Partei Gehör findet. Denn eine offene Debatte über den Umgang mit der PDS und ihren WählerInnen ist derzeit eine der strategisch wichtigsten Fragen in der Berliner Politik – und in der SPD ist diese Debatte lange überfällig.

Bislang haben sich die Sozialdemokraten mit ihrer engstirnigen Haltung gegenüber der PDS auf Gedeih und Verderb der zermürbenden Zusammenarbeit mit der CDU ausgeliefert. Dass es in naher Zukunft in Berlin für Rot-Grün reichen wird, scheint nach der letzten Wahl ausgeschlossen zu sein. Gelingt der SPD aber ein Schulterschluss mit der PDS, dann wäre die Union für lange Zeit aus dem Spiel – denn selbst wenn sie sich von der Spendenaffäre erholt, auf die absolute Mehrheit kann sie nicht hoffen.

Zudem könnte Rot-Rot-Grün die lähmende Politik der großen Koalition endlich aufbrechen, frischen Wind, Experimentierfreundigkeit und eine neue, gerechtere Politik in die Stadt bringen. Vielleicht könnte ein solches Bündnis auch die Spaltung der Stadt, die bei der letzten Wahl klar in CDU/West und PDS/Ost aufgeteilt war, überwinden helfen – und Berlin unter anderen Vorzeichen zusammenführen.

Doch für all das braucht die SPD den Mut, sich endlich von vermeintlichen Sicherheiten zu verabschieden. Und ihre Annäherung an die PDS müsste sich schneller vollziehen als die der Christdemokraten an die Bündnisgrünen. Denn Schwarz-Grün ist die andere Alternative zur großen Koalition. SABINE AM ORDE

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen