: Ein guter Junge hat die Schußstiefel an
■ Der große Star des Afrika-Cups ist Benedict McCarthy (Ajax), der Südafrika mit seinen Turniertreffern sechs und sieben ins Finale schießt
Ouagadougou (taz) – Wenn Ephraim Jomo Sono gemütlich, die Beine weit von sich gestreckt, auf der Bank der Südafrikaner sitzt, dann wirkt er angesichts seiner massigen Erscheinung ein bißchen wie das Schalker Unikum Charly Neumann. Doch Sono ist nicht guter Geist und Maskottchen, sondern Trainer. Interimsmäßig, seit Vorgänger Clive Barker im Dezember mit dem Rücktritt einer Entlassung zuvorkam. Und bis zum Sonntag, wenn Nachfolger Philippe Troussier, momentan noch für Burkina Faso verantwortlich, den Posten übernimmt.
Bei den 21. Afrikameisterschaften in ebendiesem Burkina Faso hat Sono dem Nachfolger erst mal den Rang abgelaufen. Denn die Gastgeber verloren ihr Halbfinale gegen Ägypten glatt mit 0:2, Südafrika steht nach dem 2:1 nach Verlängerung gegen die DR Kongo am Samstag im Endspiel. Doch so klar, wie die Sache zu sein scheint, ist sie nun wieder nicht. Burkinas Vordringen unter die letzten vier ist eine mittlere Sensation, Südafrikas Kicker dagegen sind immerhin der Titelverteidiger und haben sich für die WM in Frankreich qualifiziert. Mit Clive Barker übrigens.
Immerhin scheint Sono ein glückliches Händchen für junge Spieler zu haben. „McCarthy ist ein guter Junge“, sagte Sono (42) nach dem Halbfinal-Erfolg strahlend, „ich habe ihn nominiert, und jedesmal, wenn er ein Tor schießt, tut er das für mich. Ich bin sehr stolz auf ihn.“ Das kann er auch sein. Gegen Kongo, beim dritten Turnier-Einsatz von Beginn an, erzielte McCarthy seine Treffer sechs und sieben. Südafrika kommt im ganzen Turnier auf neun Tore. Ist Sono der Entdecker eines unbekannten Juwels?
Auch hier trügt der Schein. Denn wenn Sono nicht gerade bei der „Bafana Bafana“ aushilft, ist er als Trainer und Besitzer des südafrikanischen Erstligisten Jomo Cosmos tätig. Benedict McCarthy aber kickte bis vergangenen Sommer eine Klasse tiefer bei den Seven Stars. Unbemerkt von Sono und dem Rest der einheimischen Fußball-Elite. Als der „gute Junge“ dann bei den afrikanischen U20-Meisterschaften letzten Sommer in Marokko mit fünf Toren sein Team ins Endspiel schoß, war's zu spät. Ajax Amsterdam holte ihn – für eine Million Dollar Ablöse.
Damals wäre McCarthy auch mit einem bescheidenen Einkommen zufrieden gewesen. „Ich hatte nie realisiert, wieviel Geld in Europa bezahlt wird“, gibt er zu, „mein Manager Rob Moore hat für mich mit Ajax verhandelt. Als der mir mein Gehalt gesagt hat und was in den nächsten fünf Jahren für mich drin ist... – von solchen Zahlen kann man eigentlich nur träumen.“ Überhaupt erscheint McCarthy die Entwicklung der letzten zwölf Monate wie ein Traum. „Das ist, als ob man einen harten Punch von Mike Tyson einsteckt“, meint er, „meine Form war lange Zeit zu sprunghaft, aber in Marokko hatte ich wirklich die passenden Schußstiefel an.“
In Burkina Faso bislang auch. Es ist schon erstaunlich, wie McCarthy einer phlegmatischen Truppe Beine machte. Nach den ersten beiden Auftritten der „Bafana Bafana“ hatte nicht nur Sambias Ex-Trainer Burkhardt Ziese über „müden Helden“ gelästert. Nun aber spielt Südafrika wieder mit viel Herz, wie vor zwei Jahren in Johannesburg. Ob's zur Titelverteidigung reicht, wird davon abhängen, ob die Abwehr den einzigen Spieler des Turniers in den Griff bekommt, der genauso gut trifft wie McCarthy. Sieben Tore hat Hossam Hassan schon erzielt, von insgesamt acht ägyptischen Treffern. Auch er war im Halbfinale zweimal erfolgreich.
„Ägypten wird hart, das wird ein taktisches Spiel, da wartet jeder auf Fehler des anderen“, befürchtet Jomo Somo. Die disziplinierten Kicker vom Nil mit dem Bremer Hany Ramzy kassierten bislang in fünf Parteien erst ein Gegentor. Ein Greuel für den lebenslustigen Dicken auf der südafrikanischen Bank, der seine Jungs lieber drauflosspielen läßt, als sich über taktische Dinge den Kopf zu zerbrechen. Harald Gaubatz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen