: Ein freier Markt der Möglichkeiten
■ Kirchentag: Die rechtskonservative Paneuropa-Jugend ist dabei
„Wir fahren eine knallhart-antikommunistische Linie, aber rechtsradikal sind wir deswegen noch lange nicht“, entrüstet sich Knut Abraham, Vorsitzender der Paneuropa-Jugend Deutschland (PEJ). Die PEJ, offizielle Jugendorganisation der Paneuropa-Union (PEU), sei laut Abraham „eher eine christlich-konservative Bewegung“, die mit „Diktaturen, egal ob von links oder rechts“, nichts am Hut habe. Das sieht die Antifa Jugendfront Hamburg anders. Sie hat die Geschäftsstelle des Kirchentages brieflich aufgefordert, den Stand der PEJ auf dem „Markt der Möglichkeiten“ zu verhindern.
Im Mittelpunkt der Kritik steht der PEU-Vorsitzende Otto von Habsburg. Der sei nicht nur „Mitglied der reaktionären ,Sudetendeutschen Landsmannschaft', und der rechtsgerichteten ,Ludwig-Franke-Stiftung'“, sondern auch „bis 1987 Mitglied des neofaschistischen ,Hilfskomitees Freiheit für Rudolf Heß'“ gewesen. Für das Präsidium des Kirchentages, so Hartwig Bodtmann von der Organisationsleitung, allerdings „kein Anlaß, sich damit näher zu befassen“. Den Vorwürfen sei zwar nachgegangen worden, aber „nur, weil ein Mitglied der PEJ in Verbindung mit Organisationen steht, in denen einzelne Mitglieder rechtsgerichtet sind“, sehe man „keinen Grund, diese Leute vom Markt zu werfen“, erklärt Gondula Radtke von der Marktleitung. Es sei „wichtig, was die jeweilige Gruppe auf dem Kirchentag mache“ und nicht, welche „Verbindungen einzelne Personen“ hätten. Lediglich bei den Republikanern würde sie dann doch einen Schlußstrich ziehen.
Die PEJ freut sich unterdessen und verbreitet ungehindert ihre Schriften über ein „Großeuropa“ und über die „Berufung der Frau, Leben zu schenken“. Vor Randale hat Abraham nach eigenen Aussagen keine Angst, denn die fände er „auf einem Kirchentag unangemessen“. Kerstin Meier
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