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Ein echter Heuler

■ Hochbetrieb in der Aufzuchtstation

Hochbetrieb herrscht zur Zeit in der Seehundforschungs- und Aufzuchtstation Friedrichskoog an der Dithmarscher Nordseeküst: 21 Heuler, dreimal so viele wie 1992, werden dort seit Juli aufgepäppelt und auf das Leben in freier Wildbahn vorbereitet.

Für die hohe Zahl der von ihren Müttern verlassenen Junghunde macht Stationsleiter „Polly“ Rohwedder das schlechte Wetter verantwortlich. Wind und Regen hätten hohe Wasserstände auf den Seehundbänken verursacht, so daß sich zahlreiche Seehundbabys nicht mehr auf den Rücken ihrer Mütter halten und auch nicht auf den Außenbänken abgelegt werden konnten. So seien sie wie bei Sturmflut auf den Salzwiesen des Vorlandes abgelegt worden und auf die Deiche getrieben.

Bei den 21 Tieren handele es sich um echte Heuler, um die man sich kümmern müsse. Die Junghunde hätten inzwischen das stattliche Gewicht von 15 bis 17 Kilogramm erreicht und seien alle wohlauf, berichtet Rohwedder zufrieden. Wenn es das Wetter zuläßt, fährt der Friedrichskooger Seehundvater mit seinem eigenen Boot in das Watt, um dort mit einem kleinen Netz Butt, Aale und Krabben zu fischen. Der Fang kommt dann lebend in die vier Aufzuchtbecken der Heuler. „Die jungen Seehunde müssen lernen, sich ihre Beute selbst zu fangen, um in der Natur zu überleben.“ Zudem können so auch die hohen Futterkosten von 3500 Mark im Monat gesenkt werden.

Wegen der großen Zahl von Heulern wurden die Absperrungen zwischen den einzelnen Aufzuchtbecken entfernt, damit die Tiere größere Bewegungsfreiheit haben. Zusätzlich wurden auf dem Betonliegeflächen Dünensand aufgebracht, um eine naturnahe Situation herzustellen.

Ende September werden die jungen Seehunde vor den Seehundbänken ausgesetzt. „Wir wollen in diesem Jahr das Auswildern rechtzeitig vor der Schlechtwetterperiode vornehmen, damit die Tiere eine Chance haben, sich zwei bis drei Wochen bei ruhigem Wasser und Wetter an die neue Umgebung zu gewöhnen“, kündigte Rohwedder an.

lno

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