: Ein bißchen Hoffnung für Lemwerder
■ Betriebsrat will Kompromiß bei militärischer Wartung
München/Hannover Das Schicksal der rund 1.200 Beschäftigten des Dasa-Werks in Lemwerder ist noch nicht endgültig besiegelt. Nach monatelangen vergeblichen Versuchen wollen die Deutsche Aerospace AG (Dasa/München) und das Land Niedersachsen nun doch Gespräche über Möglichkeiten zum Erhalt des Werkes in neuer Eigentümerschaft führen. Das kündigten Dasa-Vorstandsvorsitzender Jürgen Schrempp und Niedersachsens Ministerpräsidenten Gerhard Schröder (SPD) am Montag in einer gemeinsamen Erklärung an. Die Dasa ist bereit, sich aktiv an der Suche nach Lösungen zu beteiligen, hält aber ebenso unvermindert an ihren Plänen fest, sich vollständig aus Lemwerder zurückzuziehen.
Schröder und Schrempp waren am Freitag abend zu einem vertraulichen Gespräch in München zusammengekommen. In einer Pressekonferenz sprach Schröder am Montag in Hannover davon, die Dasa sei nun „zu Verhandlungen“ bereit. Betriebsratsvorsitzender Erwin Nowak, den Schröder zuvor unterrichtete, sagte, er sei froh, „daß nicht das Scheitern der Gespräche erklärt worden ist. Dann wäre in Lemwerder der Krieg ausgebrochen“.
Schröder dämpfte zu große Erwartungen. Das Werk zu erhalten, werde „weiter schwierig bleiben“. In der Erklärung äußert er Verständnis für den Rückzug der Dasa aus der zivilen Wartung. Beide Seiten betonen, daß das Gutachten der Unternehmensberatung Roland Berger (München) ein wirtschaftliches Überleben des Standorts allein mit ziviler Flugzeugwartung für nicht darstellbar hält. Der Streit um das Berger-Gutachten ist beigelegt. Vorigen Freitag hatte das Land die Dasa der massiven Einflußnahme beschuldigt.
Wesentlicher Bestandteil der kommenden Gespräche soll nach dem Willen Schröders und des Betriebsrats die Suche nach einem Kompromiß bei der Wartung militärischer Flugzeuge sein. In der Erklärung heißt es, die Dasa halte daran fest, „die Wartung der Transall in absehbarer Zeit“ nach Manching/Bayern verlegen. Sowohl Schröder als auch der Betriebsrat sehen noch Verhandlungsspielraum, die Dasa dagegen wies „mit Nachdruck“ darauf hin, daß über die militärische Wartung für Lemwerder nicht verhandelt werde.
Der Betriebsrat räumte ein, ein dauerhafter Verbleib der Transall-Aufträge in Lemwerder sei nicht zu erreichen. Es gehe darum, nicht schon im Oktober 1995 die militärische Wartung abzuziehen. „Die Transall-Wartung befristet zu halten, bedeutet, daß Lemwerder nicht geschlossen werden muß,“ sagte Nowak. Er wies darauf hin, daß die Aufträge für die zivile Wartung schon in diesem August auslaufen.
dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen