■ Vorschlag: Ein banger Gang ins Ungewisse: Die Francofolies '98 im Pfefferberg
Im letzten Jahr hatten die Veranstalter leichtes Spiel – große Namen wie Jane Birkin und Khaled zogen ganz von selbst ein großes Publikum an. Doch diesmal, im zweiten Jahr des gerade erst etablierten Francofolie-Festivals, stehen die Chancen für ausverkaufte Abende schlecht: Wer hat schon von Arthur H. gehört? Oder Djam & Fam? Oder Mass Hysteria? Das wird schwierig.
Fast das ganze Programm des Pfefferbergs besteht diesmal aus Interpreten, die zwar jenseits des Rheins einigermaßen prominent sein dürften, von denen aber im hiesigen Plattenhandel noch nicht einmal die jeweiligen Alben erhältlich sind. Ein bißchen Risikofreude muß man also mitbringen, um als Francophonie-Fan den Gang ins Ungewisse zu wagen und mit der Eintrittskarte die Katze im Sack zu kaufen – oder aber man lauscht aufmerksam den Programmen der Radiosender Multikulti oder RFI (Radio France International), die einmal mehr das Fest der Franzosen präsentieren und daher vielleicht das eine oder andere Stück in ihren Sendungen einstreuen.
Zum Beispiel von Arthur H., einer Kreuzung aus mysteriösem Tom Waits und Tricky ohne Maschinenpark: Seine Spezialität sind dunkle Dialoge mit inneren Dämonen im grellen Scheinwerferlicht und philosophische Diskurse mit dem flirrenden Fernsehgerät, durch seine düsteren Chansons spuken die Phantome Gainsbourgs und Villons. Keine fröhliche Musik also zum Auftakt heute abend.
Für morgen steht eine Party im Rai-Style an (dazu morgen mehr), und am Samstag loten Mass Hysteria und Useless die Schnittmenge zwischen den Disziplinen „le 'ip'op“ und „le 'ardcore“ aus. Stilvoll klingt das Wochenende mit zeitgemäßer Ballmusik aus – zum hoffentlich nicht letzten Francofolie-Walzer auf dem Pfefferberg.
Alle Konzerte ab 21 Uhr, am Sonntag ab 20 Uhr im Pfefferberg, Schönhauser Allee 176, Mitte
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