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Ein auffällig stiller AbgangVakanz statt Kontinuität

Nach Martin Roeders Wechsel nach Brandenburg wird "Kultur" wieder kommissarisch geführt. Gründe? "Guter Fußball, großartige Strukturen"

BREMEN taz | Martin Roeder, der bisherige Leiter der Kulturabteilung, leitet nun die Brandenburgische Kulturstiftung Cottbus, sie umfasst ein Theater und ein Museum, bietet also gestalterische Aufgaben. Das Bremer Verwaltungsgeschäft übernimmt dafür, kommissarisch, Thomas Frey von der Arbeitnehmerkammer. Per Abordnung soll er die Lücke bis zu der für 2013 geplanten Neubesetzung füllen.

Für diese Zwischenlösung war keine Ausschreibung erforderlich, sagt Kultursprecher Heiner Stahn. Wann die dauerhafte Stelle ausgeschrieben wird, sei noch unklar. Roeders Wechselpläne sind seit Mai bekannt.

Roeder trat seinen Bremer Job vor drei Jahren an, womit eine fünfjährige Vakanz an der Spitze der Kulturabteilung beendet wurde. Auch sie war durch diverse kommissarische Leitungen gefüllt worden, die verschiedene Ausschreibungs-Anläufe überbrücken mussten. Auch das Verfahren, das schließlich zu Roeders Einstellung führte, hangelte sich seit seiner Ausschreibung 2006 durch diverse Hürden zwischen Personalrats-Mitbestimmung und Haushaltssperren. Ist es vor diesem Hintergrund nicht äußerst bedauerlich, dass der so mühsam Gekürte nicht allzu lange bleibt? Es handele sich um einen ganz normalen Vorgang, sagt Stahn, der „in keiner Weise“ auf mögliche Differenzen in der Führungsebene schließen lasse. Das gelte auch für den Umstand, dass zwar Freys kommissarische Berufung bekannt gegeben wurde, aber kein Wort über Roeders Abgang kommuniziert wurde.

Frey selbst kennt die Tücken der Stellenbesetzung aus erster Hand: Er war an den langwierigen Verfahren, die zu Roeders Einstellung führten, beratend beteiligt. Auch die lange Geschichte der Reorganisation der Kulturverwaltung, als deren krönender Abschluss die Neubesetzung des Leitungspostens galt, ist ihm ebenso vertraut wie die Kontinuität des Kommissarischen.

Was bietet Brandenburg, was Bremen nicht hat? Roeder lobt den „guten Fußball“, ihn reizen „die großartigen Strukturen“, die Cottbus mit der Unterbringung der brandenburgischen Kunstsammlungen im Dieselkraftwerk geschaffen habe. In das habe er sich, wie auch in das Jugendstil-Theater der Stadt, „sofort verliebt“, wie er bei seiner Amtseinführung durch die Kulturministerin bekannte.

Zur Frage nach etwaigen inhaltlichen Gründen für seinen Weggang aus Bremen möchte sich Roeder nicht äußern. Als wichtigste in Bremen bearbeitete Baustelle nennt er der taz die Konsolidierung des Theaters: „Ich bedaure sehr, dass ich nun den Neustart mit Michael Börgerding nicht miterleben kann.“ Als drängende bleibende Baustelle sieht er die Erweiterung und Sanierung des Deutschen Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven. Roeder: „Neben dem – geschlossenen – Nordseemuseum ist das die letzte verbliebene Basis einer gemeinsamen Landeskulturpolitik.“  

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