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Ein ambivalenter Abend

■ Nach dem 1:1 in Trondheim sind die Bayern frustriert, aber doch zufrieden

Berlin (taz) – Selbst aus dem fernen Neuseeland kamen telefonische Komplimente vom sonst so grummeligen Vereinspräsidenten. Franz Beckenbauer, unterwegs in DFB-WM-Bewerbungsmission, war's zufrieden, dass die Münchner Bayern zum Auftakt der Champions League-Zwischenrunde bei Rosenborg Trondheim gut gespielt hatten. Dass sie nicht gewonnen hatten, trotz der frühen Führung durch Carsten Jancker (10.) und einer Vielzahl weiterer bester Chancen, dass sie zwar kaum Chancen der Norweger zuließen, aber trotzdem den überflüssigen Ausgleich durch Skammelsrud (47.) kassierten, das schien niemanden so recht zu stören.

„Wir waren die bessere Mannschaft“, befand Coach Ottmar Hitzfeld, und es schien ihm zu reichen. Vor allem das durch den Ausfall von Lothar Matthäus möglich gewordene und dann gelungene Experiment mit der vom bisherigen Edelreservisten Patrik Andersson organisierten Viererkette schien alle glücklich zu machen. Noch aber will sich Hitzfeld „nicht festlegen. Wir müssen flexibel sein.“ Vielleicht hat der Abend bewiesen, dass die Bayern auch ohne Matthäus überleben könnten, vielleicht aber hat Hitzfeld auch dasselbe gesehen wie sein norwegisches Pendant Nils Arne Eggen: „Es ist lange her, dass wir so schlecht gespielt haben.“

Nur einer war nicht glücklich: Mehmet Scholl (1,77 Meter). Zuerst wurde er auf dem Spielfeld von Jancker (1,93) fast verprügelt, weil er kurz vor dem Tor nicht quer auf den Mittelstürmer gespielt hatte, dann war er beleidigt: „Das war ein Mosaiksteinchen“, es werde ihm prinzipiell zu wenig Respekt entgegen gebracht. Aber Jancker erklärte den Streit bereits beim mitternächtlichen Bankett für erledigt: „Wir sind ja nicht beim Schach.“ to

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