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PORTRAITEin afrikanisches Chamäleon in Bonn

Die seltsamen Verwandlungen des angolanischen Guerillaführers Jonas Savimbi, derzeit auf Deutschlandbesuch  ■ Von Gerd Meuer

Der hochgewachsene Guerillaführer Jonas Savimbi, der heute seine hochrangigen Gespräche in Bonn zu Ende führt, ist ohne Zweifel eine der „farbigsten“ Figuren seines riesigen, von der Natur reich gesegneten, jedoch durch menschliches Tun bis zum Massenhunger verarmten Landes. Anders als die von den Regierungen des Westens als „kommunistisch“, von der maoistischen Linken als „revisionistisch“ diffamierten Kader der angolanischen Regierungspartei MPLA verstand es der in der Schweiz akkulturierte und von westlichen PR-Agenturen beratene Savimbi stets wie kein anderer angolanischer Führer, auf den Gefühlstasten nördlicher politischer Empfindsamkeit zu spielen. Mit dem Erfolg, daß niemand mehr wahrnahm, daß der Mann ein zynischer Pragmatiker und Opportunist geblieben ist.

1934 wurde Savimbi als Sohn eines Bahnhofsvorstehers in Munhango an der Benguela-Bahn, die von Sambias Kupfergürtel bis an den Atlantik führt, geboren. 1958 ging er zunächst mit einem Stipendium der „United Church of Christ“ ins „mutterländische“ Lissabon, um dort Medizin zu studieren, wechselte aber bereits zwei Jahre später in die Schweiz. In Fribourg und Lausanne studierte er Politik und lernte dabei einen Teil jener Kreise kennen, die ihn auch später unterstützen sollten.

In Zeiten des antikolonialen Befreiungskampfes gab sich der Chef der 1966 von ihm „mit 12 Mann und einigen Messern“ gegründeten „Unita“ als „Marxist-Leninist“. Weil die rivalisierende MPLA aber bereits von Moskau unterstützt wurde, kam Savimbi nach einem Peking-Besuch 1968 prompt in den Genuß der Unterstützung von seiten der Volksrepublik China. Auf dem Umweg über Tansania und Sambia wurden seine Mannen mit Waffen und Ausbildern versorgt.

Als „Mann Pekings“ durfte sich Savimbi auch nach der Unabhängigkeit Angolas im Jahre 1975 der verbalen Unterstützung „marxistisch-leninistischer“ Kräfte im Westen sicher sein. Doch dann warf sich der wortgewaltige Demagoge an die schützende Brust der damals noch nicht reformierten Apartheid-Südafrikaner, die ihn in seinem Krieg gegen die MPLA bewaffneten und unterstützten. Vor allem in den Jahren Ronald Reagans aber ließ sich Savimbi gleichzeitig über einen „geheimen“ US-Luftwaffenstützpunkt im Reich des Dikators Mobutu von Zaire versorgen. Während US-Unterhändler bereits mit der MPLA-Regierung über ein Friedensarrangement verhandelten, floß bis zuletzt US-Waffenhilfe in ständig steigendem Wert an Savimbis Bewegung.

Dies erlaubte es dem überall in rechten bis extrem rechten Kreisen im Westen geschätzten Haudegen, Angolas Verkehrswege lahmzulegen, weite Teile des Landes zu kontrollieren — oder besser: die dortige Bevölkerung zu terrorisieren. Gerade erst wieder betonte die US-Menschenrechtsorganisation „Africa Watch“, daß im angolanischen Bürgerkrieg zwar beide Seiten die Menschenrechte ständig verletzten, daß aber Savimbis Unita die „Terrorisierung der Zivilbevölkerung geradezu als bevorzugte Methode praktiziert“.

Auch dies möchte Savimbi auf seiner jetzigen Reise durch westliche Hauptstädte vergessen machen. Und jetzt, da in Angola Wahlen und damit gar die Machtübernahme anstehen, möchte Savimbi, der mehr Mühe auf die Bekämpfung der eigenen schwarzen Landsleute als auf die der weißen Kolonisatoren verwendete, seinen Anteil wahrnehmen.

Bereits 1975 ließ er in dem von deutschen und Schweizer Kirchengeldern finanzierten „Ecumenical Centre“ im sambischen Kitwe seine Frau von Missionaren in Tischmanieren ausbilden, um sie eines Tages als „First Lady Angolas“ präsentieren zu können. Seitdem wird der Mann von Afrikas rechten Potentaten und auch von der Hanns-Seidel-Stiftung der CSU hofiert. Im Business Jet einer großen britischen Firma jettet er durch Afrika und die westliche Welt.

Nun kann Savimbi mit reicher „Belohnung“ wedeln, denn Angola ist eine reiche Beute — für all diejenigen, die sich an Angolas natürlichen Reichtümern selbst „entwickeln“ wollen: das beginnt mit den Agrarkonzernen, die genau wissen, welch Potential das zentrale Hochland Angolas bietet, und reicht bis zu den Erzkonzernen, die noch aus portugiesischen Tagen um den Reichtum Angolas an Diamanten und nahezu allen Erzen wissen. In Bonn ist die Geschäftsgrundlage gut: Während des Golfkrieges avancierte Angola bereits zum fünftgrößten Öllieferanten Deutschlands.

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