mythos deutsche arbeit: Ein Wahn
Der Mythos „deutsche Arbeit“ galt lange als Ort der „Unschuld“ . Die Autoren Holger Schatz und Andrea Woeldike zeichnen nun von Luther an nach, dass dieses Bild des tüchtigen Michel immer begleitet wurde von Ausgrenzungsprozessen und Hasstiraden gegen die „Nicht-Arbeiter“. Schon Luther polemisierte gegen die Juden als vermeintliche Wucherer. Das Bild des jüdischen Wucherers wird ab der Gründerzeit vom „bösen jüdischen Finanzkapital“ abgelöst. Die Spitze des gedanklichen Aussatzes erreichen die Nazis mit ihrer Pseudoversöhnung des produktiven Volkes in einer korporativen Volksgemeinschaft mit gleichzeitigem Vernichtungswahn. Der „rheinische Kapitalismus“ zeichnet sich bisher durch Sozialpartnerschaft aus. Ein korporatives Muster, das sich schnell mit Ressentiments aufladen lässt, wie die letzten zehn Jahre zeigten. WOLFGANG FIETKAU
Holger Schatz/Andrea Woeldike: „Freiheit und Wahn deutscher Arbeit“, 204 S., Unrast Verlag, 16 €
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