: Ein Tor zum Abstieg geöffnet
■ Der FC St. Pauli unterliegt beim 1. FC Köln stattlich mit 3:6
Da stand er nun. Die Trainingsjacke nur noch als Umhang benutzend, ließ Dietmar Demuth den Regen wie das Spiel über sich ergehen. Dem Wochentag angemessen hatte er ein Sonntagsspielchen gesehen, in dem seine Mannschaft nicht nur drei Tore geschossen hatte, sondern zudem in mancher Phase des Spiels gegen den 1. FC Köln spielerisch zu überzeugen wusste.
Würde man die sechs Tore des Aufsteigers vergessen, man könnte von einer akzeptablen Saisonleis-tung sprechen, die vor allem die bislang mäßigen Leistungen des zweitschlechtesten Sturms der Liga relativierte. Hervorragend herausgespielte Tore wie das 1:2 von Holger Wehlage oder das 2:2 von Ivan Klasnic, der an allen Chancen beteiligt war, lassen erahnen, welches Potential in dieser Mannschaft stecken könnte.
Das Problem bleibt, dass die sechs Treffer der Rheinländer eben keiner so schnell vergessen wird. Weder der DFB, noch Trainer Demuth: „Was soll man machen, wenn man die Kiste voll bekommt?“ Individuelle Fehler seien es gewesen. Namen wollte er nicht nennen. Auch wenn jedem noch so neutralen Beobachter des gemütlichen Gekickes aufgefallen sein sollte, dass die Abwehrrecken so manches Problem hatten. Jenen schien das erstaunlicher Weise auch nicht entgangen zu sein. Andre Trulsen hatte mit seinem “du kannst keine sechs Tore bekommen“ genauso Recht, wie Holger Stanislawski mit seinem Resumée (“katastrophal“). Irgendwie seltsam, dass man nicht das Gefühl hatte, dass sie ihr eigenes, gezeigtes Zur-Schau-Stellen beschreiben wollten. Es ist halt, wie es ist. Und damit es anders wird, will man sich den neuen Hauptsponsor der folgenden Saison als Vorbild nehmen. Jung, dynamisch und auf lange Sicht international operierend, so will man bald erkannt und gesehen werden. Ob Steffen Karl die neue Attitüde mittragen wird, scheint mehr als fraglich: „Beim St. Pauli seh ich gar nichts mehr.“
Im entscheidenden Spiel gegen Oberhausen am kommenden Freitag wird man die Parallelität von Technik und Kampf wieder einmal entwickeln müssen. Schließlich sind die Braun-Weißen nur noch ein Tor vom Abstiegsplatz entfernt.
Florian Bauer
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