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Ein Tennismatch in WandlitzSport neben Honecker-Villa

Manchmal muss man auch deswegen raus aus Berlin, weil einem da die richtige Bleibe fehlt. Eine Tennishalle zum Beispiel. In Wandlitz gibt es die.

Ein Hauch von Geschichte umweht uns: Wandlitzsee bei Berlin Foto: Jörg Carstensen/dpa

W ir lassen Berlin langsam hinter uns und erreichen, in Richtung Norden fahrend, Brandenburg. Die ersten Deutschlandfahnen in den Vorgärten wehen im Wind. Nach fast einer Stunde erreichen wir unser Ziel: Wandlitz. Joseph Goebbels hatte hier einst seinen Wohnsitz. Und in der DDR machten es sich die Parteibonzen in der Gemeinde gemütlich. Walter Ulbricht, Egon Krenz und Erich Honecker besaßen hier, umgeben von viel Wald, ihre Villen. In einem gut abgesicherten Areal hatten sie Zugang zu Vielem, wovon der gemeine Ossi nur träumen konnte, wahrscheinlich gab es sogar Bananen.

Und zweifelhafte Gestalten zieht der Ort bis heute an: bis vor Kurzem lebte auch der durchgeknallte ehemalige Vegan-Gastronom Attila Hildmann hier, der inzwischen untergetaucht ist. Wahrscheinlich konnte er so seine geistige Nähe zu Goebbels noch besser spüren.

Ein Hauch von Geschichte umweht uns also bei der Ankunft. Aber wir sind nicht hier als Hobbyhistoriker und auch nicht, weil es gerade wieder sehr angebracht ist, den Spuren von Diktaturen und komplett Irren zu folgen.

Sondern wegen was ganz anderem: um Tennis zu spielen im Sportzentrum Wandlitz. Da wir in einem popeligen Verein im Osten Berlins beheimatet sind, der sich keine Tennishalle für den Winter leisten kann, müssen wir hierher für ein Punktspiel gegen einen anderen popeligen Ostberliner Verein ohne Halle.

Ein ganz schöner Aufwand, bei dem man sich schon fragt, ob sich der lohnt. Vor allem dann, wenn man wie ich gleich sein Einzel und sein Doppel verliert und damit ganz offiziell zum Depp des Tages gekürt wird.

Der Wandlitzer See soll sehr schön sein, die Gaststätte Goldener Löwe könnte locken. Aber dafür bleibt keine Zeit. Wir werden dazu genötigt, den ganzen Tag in einer zugigen Tennishalle zu verbringen, in der sich der Belag schon ein wenig wellt und es durch die Decke tropft. „Ich könnte mir jetzt auch gut vorstellen, einfach nur auf der Couch zu liegen“, sagt einer unserer Gegner. Ich verstehe ihn nur zu gut.

Um die Halle herum ist überall Wald, es riecht nach Natur. Man kann gut nachvollziehen, was die SED-Kader damals hier anziehend fanden und warum die Gegend heute ein beliebtes Erholungsgebiet ist.

Bei so einem Punktspiel schwingt man nicht nur den Schläger, sondern sitzt auch viel herum und feuert die anderen aus seinem Team an. Dabei wird nicht nur dezent geklatscht, sondern auch gebrüllt. Es fallen Begriffe wie „Bombenaufschlag“ und „Mörder-Slice“, bis einem auffällt, dass diese gerade nicht so angebracht sind. Zwischendurch sickert dann noch die Nachricht durch, dass der Wahnsinnige im Kreml jetzt sogar mit einem Atomkrieg droht. Was nicht gerade dabei hilft, sich auf seine Vorhand zu konzentrieren.

An Hildmanns Villa fahren wir auf der Rückfahrt nicht mehr vorbei. In Wandlitz wird gerade dazu aufgerufen, Wohnraum für Geflüchtete aus der Ukraine zur Verfügung zu stellen. Ich bin mir sicher, Hildmanns Bude wäre für diesen Zweck das Richtige.

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