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Ein Sommerloch-Alptraum

■ CDU und FDP streiten über die Prämierung des Rossi-Entwurfs für das Deutsche Historische Museum / Kampf ums Sommerloch / FDP-Mann nach Diktat verreist

Gestern meldete sich der FDP-Abgeordnete Pawlowski zu Wort: Die FDP will das Sommerloch offenbar nicht mehr kampflos der Opposition und dem CDU-Fraktionschef Buwitt überlassen. Wie gähnend groß das Loch jedoch ist, das zeigte sich an Pawlowskis Thema: die Prämierung des Rossi-Entwurfs für das Deutsche Historische Museum. Vier Wochen liegt sie jetzt zurück. Heftig empörte sich Pawlowski gestern über Rossis „monumentalen Entwurf“. Die Arbeit des Mailänder Architekten ignoriere „konsequent“ die Umgebung im Tiergarten, sie habe funktionale Mängel und sei überhaupt ein „Alptraum“.

Dankward Buwitt, Sommerloch-Wärter der CDU, ergriff den rettenden Halm gestern dankbar. Er schimpfte in einer Erklärung sofort zurück. „Kleinkariert“ sei die Kritik des FDP-Mannes, wetterte der metropolitane CDU-Fraktionschef. Ironisch fragte er: „Soll das Historische Museum ausgerechnet an Pawlowskis Geschmack genesen?“

Das will sicher nicht einmal Pawlowski selbst. Parteifreund Starnick solle als Senator für Stadtentwicklung „überprüfen“, meinte er, ob dem Rossi-Plan „hier nicht ernsthafte städtebauliche Bedenken entgegenstünden“. Starnicks Staatssekretär Koch (ebenfalls FDP) konnte jedoch gestern auf Anfrage nur daran erinnern, daß Starnick als Sachpreisrichter selbst an der Jury-Entscheidung mitgewirkt habe. Im übrigen sei es eine Sache des Bauherrn, nämlich des Bundes, über die Museums-Baupläne zu entscheiden. Außerdem, meinte Koch, habe es Pawlowski bislang versäumt, seine Meinung Starnick mitzuteilen. Starnick nämlich war bis Mittwoch in Amerika. Zu Gesprächen wird es auch künftig vorerst - nicht kommen. Jetzt ist nämlich Pawlowski verreist, gleich nach Diktat seiner Erklärung, bedauerte man gestern in der FDP-Fraktion. Das Sommerloch aber bleibt. Herr Starnick, übernehmen Sie!

hmt

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