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Ein PlädoyerKeine Naturgettos, bitte!

Neue Nationalparks sind grüne Symbolpolitik. Sie sollen Rettung verheißen, sind mitunter aber kontraproduktiv. Viel wichtiger wäre Natur- und Landschaftsschutz in der Fläche.

Im Nordschwarzwald: Die Gesamtansicht muss stimmen. Bild: joexx/photocase

Deutschland im Jahre 2040. Die Energiewende ist geschafft, früher als geplant. Doch der Umstieg auf vermeintlich „grüne“ Energieträger hat seinen Preis: Deutschlands einst wegen ihrer Schönheit und Vielfalt gerühmte Kultur- und Naturlandschaften sind nicht mehr wiederzuerkennen.

In den Mittelgebirgen drehen sich tausende Windräder, in den Ebenen dehnen sich riesige Raps- und Maiswüsten für Biogas und Biokraftstoffe und großflächige Solarparks. Die Wälder werden intensiver denn je als Quelle für Biomasse genutzt. Nur in den wenigen Nationalparks und Naturschutzgebieten hat sich ein Stück Restnatur erhalten. Dort stauen sich jedes Wochenende die Autos der Erholungssuchenden.

Von „Inseln der Schönheit in einem Meer von Hässlichkeit“ sprach der bayerische Generalkonservator Egon Johannes Greipl. Er meinte damit die prächtig herausgeputzten Weltkulturerbestätten, in denen sich Horden von Touristen vorbeischieben, während in der Fläche der Denkmalschutz längst kapituliert hat.

Doch Greipls Verdikt könnte man genauso gut auf die Naturgettos münzen, allen voran die Nationalparks. Dort versucht man, auf kleinen und kleinsten Flächen eine längst verlorene „Wildnis“ zu reanimieren. Rund um diese Inseln entwickeln sich die Landschaften im Zeichen von Konsumschlamassel und Mobilitätswahn und, nicht zuletzt, durch den „Siegeszug der Erneuerbaren“, mehr und mehr zu einem semiindustrialisierten Einheitsbrei. Orte der Ruhe haben bereits heute Seltenheitswert.

Neue Nationalparks sollen Rettung verheißen. Vor allem dort, wo die Grünen mit am Regierungsruder stehen, werden neue Schutzgebiete konzipiert, oft gegen den erbitterten Widerstand der ortsansässigen Bevölkerung. In Baden-Württemberg hat man den Nordschwarzwald ausgeguckt, in Rheinland-Pfalz den Soonwald; in Bayern fordern Naturschützer seit Jahren einen Buchenwald-Nationalpark im Steigerwald und einen zweiten Alpen-Nationalpark im Ammergebirge. Nationalparks sollen als Touristenmagneten dienen und neues Geld und Aufschwung in entlegene Regionen bringen. Paradoxer Umweltschutz.

Die Forderung nach neuen Nationalparks ist oft nicht viel mehr als grüne Symbolpolitik. Ob Minireservate wie der hessische Kellerwald, der thüringische Hainich oder der Jasmund auf der Insel Rügen in Sachen Naturschutz wirklich etwas bringen, ist durchaus umstritten. Manchmal mag der Effekt sogar kontraproduktiv sein, wenn ehemals stille Landschaften im Zeichen der Nationalparkidee touristisch aufgerüstet werden.

Antibeispiel Yosemite-Nationalpark

Wohin das führen kann, zeigt sich nirgendwo deutlicher als im berühmten Yosemite-Nationalpark in den USA, dem Mutterland der Nationalparkbewegung. Dort wälzen sich lange Autoschlangen durch das pittoreske Haupttal. Einst wilde Tiere sind nur noch Fotomotive. Ihr natürliches Fluchtverhalten haben sie längst eingebüßt, was man bezeichnenderweise den „Nationalparkeffekt“ nennt.

Besser als weitere von Gaffern überschwemmte Naturgettos, die möbliert sind mit Nationalparkzentren, Infotafeln, Ruhebänken und einem Wegenetz zur „Besucherlenkung“, wäre es, den Natur- und Landschaftsschutz in der Fläche voranzubringen. Vor allem die Naturparks haben sich als großflächige, niedrigschwellige Schutzgebiete bewährt.

Sie werden von den Politikern allerdings finanziell stiefmütterlich behandelt. Oder man schafft sie de facto gleich ganz ab, wie es der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch getan hat. Zwei Jahre nach Gründung des Kellerwald-Nationalparks hob die hessische Landesregierung kurzerhand die großflächigen Landschaftsschutzgebiete in den Naturparks auf, die vielfältig strukturierte Landschaftsräume wie Odenwald oder Vogelsberg bislang vor totaler Zersiedelung und Überbauung bewahrt hatten. Die Schutzgebiete sind jetzt nur noch leere Hüllen.

Öffnung für Windkraftwerke

Auch Umweltschützern und Grünen scheint nicht viel an den traditionsreichen Naturparks zu liegen. In Bayern hat sich der einflussreiche Bund Naturschutz dafür ausgesprochen, die Naturparks, wenn auch nur unter bestimmten Voraussetzungen, für Windkraftwerke zu öffnen.

Muss sich die Umweltbewegung wirklich an neuen, in der Bevölkerung kaum durchsetzbaren Nationalparks abkämpfen und wertvolle Kräfte vergeuden? Besser wäre es, noch viel stärker als bisher auf eine Ökologisierung der Land- und Forstwirtschaft zu drängen. Der Gesang einer Feldlerche im Frühling sollte nicht nur denen vergönnt sein, die ins Auto steigen und sich, durch ausufernde Speckgürtel und Energielandschaften und unter Ausstoß beträchtlicher Mengen an klimaschädlichem CO2, zur nächsten Schönheitsinsel durchkämpfen.

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21 Kommentare

 / 
  • H
    HartmutStrunz

    Nicht sehr kompetent, was der Autor da von sich gibt - Beispiel: "natürliches Fluchtverhalten geht in Nationalparks verloren"(Yosemite-NP). Nächtliche Lebensweisen und dadurch Unsichtbarkeit bzw. hohe Fluchtdistanzen sind ein Ergebnis der Jagd auf die Wildtiere - also keineswegs natürlich! Lassen wir uns daran erfreuen, dass es Schutzgebiete gibt, wo sich die Tiere ohne Angst vor Jägern auch tagsüber blicken lassen!

  • GH
    Gustav Haber

    Diese Grundsatzdiskussion ist hier völlig richtig beschrieben. Flächenstillegungen und Nationalparke in einem dicht besiedelten Land sind Unfug, woanders wird nur mehr und noch intensiver produziert. Dies gilt für landwirtschaftliche Produkte und Holz. Aber viele Umweltschützer können nicht ganzheitlich denken, wenn die Weltbevölkerung zunimmt und der Wohlstand von noch mehr Menschen müssen wir nachhaltig auf möglichst großer Fläche produzieren und die Natur in gutem Zustand erhalten. Sparappelle helfen hier leider nicht!

     

    Jeder weitere Nationalpark in Deutschlands Wäldern ist Unsinn, da woanders dann Urwälder verschwinden und Holz in Monokulturen produziert wird. Dabei hat Deutschland gezeigt, daß das Konzept der naturnahen Waldwirtschaft genausviel Biodiversität erzeugen wie Vollschutzgebiete.

  • M
    MatheKingKarl

    Ein guter Beitrag in der taz. Ganzheitlich denken ist besser als kleine und auch im Unterhalt sehr teure Insellösungen zu schaffen, nur um eine Ideologie durchzusetzen. Bestehende Naturparks müssen ausgebaut und gestärkt sowie UNESCO-Biosphärenreservate geschaffen werden. Natur ohne Mensch geht aufgrund der Enge in Deutschland nicht. Das Rad lässt sich nicht zurückdrehen.

  • MM
    Markus Mathe

    Dies ist ein wirklich schlechter Artikel, den ich so in der TAZ nicht erwartet hätte.

  • RS
    R. Schürg

    Was ein schlechter Artikel. Die Recherche zu diesem Thema finde ich miserabel.

    Wald-Biodiversitätswissenschaftler auf der ganzen Welt sprechen sich für die Einführung von Schutzgebieten aus, ohne dabei die Bewirtschaftung der kompletten Restfläche zu intensivieren. Nur mit diesen Schutzgebieten (Nationalparks) können wir effektiv Arten- und Biodiversitätsschutz betreiben, zum Beispiel weil es eben Arten gibt die keine Störung durch den Menschen vertragen. Noch viel wichtiger ist aber Waldgebiete unter Schutz zu stellen weil wir nicht wissen wie nachhaltig unsere "nachhaltige" Bewirtschaftung eigentlich ist (precautionary principle - Vorsorgekonzpt). Wir wissen nämlich immer noch nicht genug über die Natur um unseren Einfluss komplett zu verstehen und die Reaktion der Natur darauf vorhersagen zu können.

    Dieses Argument ist für mich das wichtigste in dieser Nationalpark-Diskussion, selbst wenn ich (als Forststudent) die Waldbewirtschaftung an sich als wichtig und richtig erachte.

  • VD
    valeria damiroxa

    BIG BEND NATIONAL PARK in Texas mit Grenze zu Mexiko: Die vollkommene Einsamkeit, riesiges Gebiet mit nur wenigen hunderten Touristen im Jahr. Jaguare, Peccari, Baeren, Hirsche, exotische Voegel. In the Great State of Texas!

  • GS
    Gerhard Spörlein

    Mangelnde Sachkenntnis und Polemik

     

    Die Menschen und die Umwelt- und Naturschutzverbände, die sich für Nationalparks einsetzen, sind gewiss nicht die, die "Konsumschlamassel und Mobilitätswahn" oder etwa, quasi als Gegenleistung für die Einrichtung von Nationalparks, die Aufhebung von Landschaftsschutzgebieten verursachen. Die gegenwärtige Umwandlung der Forste in harvestertaugliche Baumäcker passiert auch nicht als Konsequenz der Einrichtung einiger Wald-Nationalparks, und sie wird von den Naturschutzverbänden abgelehnt.

    Herr Etscheit schreibt auch nicht, nach welchen Kriterien sich Naturparks bewährt haben sollen. In Bezug auf Naturschutzkonzepte haben sie sich kaum bewährt, da sie vorrangig dem Tourismus dienen und eher Kultur- als Naturlandschaften beinhalten.

    Ein Gespräch mit einem Bürgermeister einer der Nationalparkgemeinden im Bayerischen Wald würde sicherlich auch bei Herrn Etscheit Verständnis dafür wecken, dass echter Naturschutz - als Prozessschutz verstanden - in einer ansonsten wirtschaftsschwachen Region tatsächlich mit einem Aufschwung verbunden werden kann.

    Herr Etscheit zeigt schließlich in seinem Beitrag, dass er in keiner Weise die fachlichen Kenntnisse besitzt, die für eine öffentliche Meinungsäußerung nötig sind: Gerade die von ihm angeführte Feldlerche ist eine Vogelart, die zwar in offenen Kulturlandschaften, kaum aber aber in deutschen Nationalparks anzutreffen wäre, da die potenzielle natürliche Vegetation hierzulande auf ca. 90% der Fläche Wald ist. Diese Wälder sind durch Nutzung in Forste umgewandelt worden, und nur ideologische Verstocktheit kann verhindern, dass wenigestens 5% davon in Deutschland sich zu einem naturnahen Zustand hin entwickeln können, der unser Naturerbe weltweit wieder repräsentiert.

  • B
    Biermösl

    @arno: Vollkommen richtig.

     

    Der Autor hat von den Nationalparks in den USA offenbar keinerlei Ahnung und packt nur die üblichen Klischees vom bösen Amerikaner aus, bei dem sowieso alles Scheiße sei.

     

    Die Parks in den USA waren nicht nur die ersten, sondern sind ein voller Erfolg. Die Besucherströme betreffen lediglich einen winzigen Teil der für europäische Verhältnisse riesigen Parks, der Rest ist weitgehend unbehelligte und streng geschützte Natur.

  • UR
    Ulla Reck

    Wir brauchen keine "Gettos", sondern freie, vernetzte Naturflächen. Wenn wir die natürliche Vielfalt retten wollen, brauchen wir ein "sowohl als auch", nicht ein "entweder oder": naturnahe Bewirtschaftung, großflächige nutzungsfreie Gebiete und Trittsteine/ Korridore zum vernetzen dieser Gebiete - alles gleichzeitig.

    Die Funktionen dieser Flächen unterscheiden sich voneinander.

     

    Bei jeder Art von Waldbewirtschaftung wird stark in die Natur eingegriffen: Bäume werden jung geerntet, alte Bäume fehlen fast vollständig in unseren Wäldern. Totholz ist, verglichen mit einem Naturwald, in ganz geringer Menge vorhanden usw. Das vorrangige Ziel ist die Holzproduktion. Die Strukturenvielfalt in Naturwäldern, die alten Bäume, das Totholz, das Funktionieren der Kreisläufe – all das sind aber wichtige Voraussetzungen für die im Wald lebenden Arten.

     

    Große nutzungsfreie Gebiete sind wichtig, damit sich die natürlichen Abläufe wieder frei entfalten können. Das Ökosystem Wald braucht Raum, um sich an (Umwelt)veränderungen anzupassen. Naturwald schafft viele Lebensräume für die Arten, die an alte Wälder gebunden sind und in Deutschland durch die Forstwirtschaft z.T. schon ausgestorben oder am verschwinden. Hier können diese Arten wieder stabile Populationen bilden.

     

    Trittsteine und Korridore sind zur Vernetzung dieser großflächigen Gebiete wichtig, damit die Arten wandern können und ein genetischer Austausch stattfindet.

     

    Naturnahe Waldwirtschaft ist wichtig, weil Holz ein wichtiger nachwachsender Rohstoff ist. Fast der gesamte Wald, 95 %, soll bewirtschaftet werden. Damit der Wirtschaftswald nicht ganz verarmt bzw. sich wieder erholt, muss etwas getan werden. Einige alte Bäume bleiben stehen, etwas Totholz bleibt im Wald usw." - naturnahe Bewirtschaftung" ist ein Muss. Sie kann aber die natürliche Walddynamik nie ersetzten, immer nur ergänzen.

     

    Wir brauchen alles nebeneinander.

  • JZ
    jan z. volens

    Brasiliens neues Waldgesetz CODICO FLORESTAL - fordert von allen Landwirten einen Streifen Bewaldung auf beiden Seiten entlang aller Flussufer- 20 Meter im Sueden und 500 Meter im Amazonasraum, und eine Waldreserve auf der Flaeche jedes Landwirtschafbetriebes: 20% im Sueden, und 80% im Amazonasraum (also dort darf nur 20% eines Landwirtschaftbesitzes fuer Acker oder Weide genutzt werden). Die landwirtschaftliche Nutzung von Abhaengen und Huegelkuppen soll grundsaetzlich beschraenkt werden. In Brasilien bestehen 5.2 Millionen Landwirtschaften, davon 4.3 Millionen Familienlandwirtschaften von welchen 900,000 "Kleinbauern" sind. Wer auf auf seinem Besitz keine Waldreserve anlegen kann, muss eine aehnliche Waldreserve in der selben "Bioregion" kaufen. Im Gegensatz zu Berichten in BRD Medien - besteht in Brasilien eine forwaehrende energische Kontrolle gegen die illegale Abwaldung. Aber in einem tropischen Land 22 mal groesser als BRD - kann die Kontrolle nicht ueberall alle illegale Abholzen verhindern. Auch: Baeume waechsen wieder - besonders in den Tropen! Brasilien hat noch 63% seiner Urvegetation. Im Amazonasraum sind in den letzen 500 Jahren nur 14% der Flaeche abgeholzt wurden.

  • CF
    Christine Fabricius

    > Freiräume für die Natur dringend erwünscht!

    >

    > Wir brauchen im Südwesten Deutschlands dringend Nationalparke, weil und obwohl wir keine ursprüngliche Wildnis mehr haben. Obwohl: In den USA bei der Gründung der ersten Nationalparke gab es tatsächlich Wildnis zu schützen. Das ist - da hat Georg Etscheit Recht - in Deutschland Illusion. Aber Nationalparke sind (fast) die einzige Chance, neue Wildnis zu schaffen. Weil: Ökologisierung von Land- und Waldbau sind unverzichtbar für den Erhalt der Biodiversität, aber eben nicht hinreichend. In einem Wirtschaftswald wird es niemals die Mengen an dickem Alt- und Totholz geben, die viele seltene, vom Aussterben bedrohte Vogel-, Käfer- und Pilzarten benötigen. Wir brauchen Räume für natürliche Prozesse, Borkenkäfer und Sturmwürfe inbegriffen.

    > Naturparke, für die Etscheit eine Lanze bricht, sind nicht für großflächigen Prozessschutz gedacht und geeignet. Ihre Stärken liegen aus Naturschutzsicht im Landschaftsschutz und in der Umweltbildung. Zur Erhaltung von seltenen Arten und Biotopen tragen sie kaum etwas bei. Gegen Windräder in Naturparken gibt es daher aus den Umweltverbänden zu Recht keinen grundsätzlichen Widerspruch.

    >

    > Etscheit hat Recht: die echten Schutzgebiete - im Wesentlichen Naturschutzgebiete und Nationalparke, er nennt sie Naturgettos - reichen nicht aus. Es braucht den Biotopverbund, die grüne Infrastruktur zwischen den Schutzgebieten, damit die Gettos nicht Gettos bleiben. Und es braucht die Ökologisierung von Land- und Forstwirtschaft. Also nicht entweder - oder, sondern alles. Dass das nicht einfach ist, ist naheliegend: Die Energiewende verschärft die ohnehin bestehende Konkurrenz um die Fläche, in der Gemeinwohlinteressen wie der Naturschutz in der Regel den Kürzeren ziehen. Nichtsdestotrotz müssen die Kräfte der Umweltverbände und ihrer UnterstützerInnen für alle drei Elemente (mehr echte Schutzgebiete, Biotopverbund und Naturschutz in der Wirtschaftsfläche) reichen, sonst wird der Biodiversitätsverlust nicht aufzuhalten sein. Nur wenn dieser Kampf auf allen Ebenen erfolgreich ist, wird der Feldlerchengesang Alltag und nicht Sensation sein.

    >

    > Christine Fabricius

    > Naturschutzreferentin beim BUND Baden-Württemberg e. V.

  • LM
    László Maráz

    Es ist bedauerlich, dass Herr Etscheit das Wort "Naturgetto" dafür missbraucht, um eine Ausdrucksform ethischer Werte in den Schmutz zu ziehen. Denn das Zulassen natürlicher Entwicklung auf 5 % der Waldfläche Deutschlands ist nicht "grüne Symbolpolitik" , sondern unter anderem einstimmiger Kabinettsbeschluss der Regierung Merkel vom November 2007 (Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt).

     

    Deutschland wäre ein armes Land, wenn seine Menschen nicht einmal auf wenigen Prozenten seiner Fläche damit aufhören könnten, die Umwelt zu manipulieren. Wenn wir es nicht einmal schaffen würden, anderen Lebewesen und Ökosystemen ein minimales Existenzrecht zuzugestehen.

     

    Freilich hat der Mensch auch bei der Schaffung von Nationalparks immer wieder Fehler gemacht, aber die Erfahrungen in hiesigen Nationalparks sind durchweg erfreulich.

     

    Kein Umweltverband glaubt daran, dass Nationalparks alleine die Umwelt retten könnten. Gefordert wird für den Wald neben der Schaffung der Schutzgebiete eine ökologisch und sozial vorbildliche Waldbewirtschaftung auf der gesamten Fläche. Gefordert wird auch, unseren Verbrauch an Rohstoffen und Energie drastisch einzuschränken, damit nicht so viele Windräder und Biogasanlagen gebraucht werden.

     

    Anstatt gegen Nationalparks zu polemisieren, sollte Herr Etscheit lieber mal in den entsprechenden Programmen und Forderungen von Umweltverbänden wie BUND oder NABU lesen. Das BILDet!

     

    László Maráz

    Koordinator AG Wald

    Forum Umwelt und Entwicklung

  • EA
    Enzo Aduro

    Hallo GEORG ETSCHEIT,

    das ganze ist nicht zu ende gedacht. Wir sind ein Land mit 81.858.000 Menschen auf 357.121 km^2. Da man beide Zahlen nicht kurzfristig verändern kann (Frieden ist wichtig uns so) ist unsere Landschaft ist gezwungen Kulturlandschaft zu sein. Kulturlandschaft ist hierbei ein Euphemismus für Wirtschaftslandschaft. Auch das "Verzicht-Gebrabbel", weniger Konsumieren und so, ist eine Plattitüde. Denn bereits jetzt importieren wir mehr "Landschaftsverwendung"* als wir exportieren.

     

    *Sie würden es wahrscheinlich Landschaftsverbrauch nennen.

     

    Das ganze mag auf die Bewohner des flachen Landes** vielleicht alles befremdlich vorkommen, warum "SEINE" Landschaft so intensiv benutzt werden soll, aber letztendlich ist es die Masse der Städter, die, da Sie gestapelt leben, erst den Platz schaffen, das es wenigstens noch Platz für Naturschutzgebiete gibt.

     

    Das diese sind dann natürlich für die Menschen (durch Besucherströme) da sind - vergleichbar mit Parks in der Stadt - ist selbstverständlich. Für richtige Natur ist dieses Land einfach zu Dicht besiedelt.

     

    **Ich unterstelle mal, das Sie kein Großstädter sind

  • LM
    Laszlo Maraz

    Es ist bedauerlich, dass Herr Etscheidt das Wort "Naturgetto" dafür mißbraucht, um eine Ausdrucksform ethischer Werte in den Schmutz zu ziehen. Denn das Zulassen natürlicher Entwicklung auf 5% der Waldfläche Deutschlands ist nicht "grüne sSymbolpolitik" , sondern unter anderem einstimmiger Kabinettsbeschluß der Regierung Merkel vom Nevember 2007. (Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt).

     

    Deutschland wäre ein armes Land, wenn seine Menschen nicht einmal auf wenigen Prozenten seiner Fläche damit aufhören könnten, die Umwelt zu manipulieren. Wenn wir es nicht einmal schaffen würden, anderen Lebewesen und Ökosystemen ein minimales Existenzrecht zuzugestehen.

     

    Freilich hat der Mensch auch bei der Schaffung von Nationalparks immer wieder Fehler gemacht, aber die Erfahrungen in hiesigen Nationalparks sind durchweg erfreulich.

     

    Kein Umweltverband glaubt daran, dass Nationalparks alleine die Umwelt retten könnten. Gefordert wird für den Wald neben der Schaffung der Schutzgebiete eine ökologisch und sozial vorbildliche Waldbewirtschaftung auf der gesamten Fläche. Gefordert wird auch, unseren Verbrauch an Rohstoffen und Energie drastisch einzuschränken, damit nicht so viele Windräder und Biogasanlagen gebraucht werden.

     

    Anstatt gegen Nationalparks zu polemisieren, sollte Herr Etscheit lieber mal in den entsprechenden Programme und Forderungen von Umweltverbänden wie BUND oder NABU lesen. Das BILDet!

     

    László Maráz

    Koordinator AG Wald

    Forum Umwelt und Entwicklung

  • KR
    Karl Ranseier

    Ja, ganzheitlich denken. Und keine Insellösungen schaffen.

  • H
    Henkes

    Im Prinzip ein richtiger Gedanke für die ganze Fläche, aber wie man/frau Naturschützer/in das vor Ort gegen die Agrar- und Windenergielobby (letztere im Verbund mit grünen Kommunalpolitikern) durchsetzen soll, bleibt unklar. Die Realität in z.B.Landschaftsschutzgebieten sieht anders aus!

    Der Kampf um die Nationalparks ist doch schon ein Rückzugsgefecht und wäre schon verloren, wenn nicht das touristische Argument ins Feld geführt würde. Natürlich wäre eine ungestörte Natur besser.

  • JF
    Jan Fickel

    Absolut meine Meinung. Diese kranke, üble Konsumscheiße macht uns doch nur körperlich und seelisch krank statt froh, ganz real und tagtäglich. Gut tut uns dagegen Natur, das heißt für mich vor allem, etwas einfach mal in Ruhe lassen! Kostet fast kein Geld.

    Nicht jeden kleinsten Fleck einem blöden Vernutzungswahn opfern, oder auch einfach nur gigantischer Dummheit bzw., eigentlich unvorstellbar, Hass auf das was lebendig und natürlich ist.

     

    Was kann man tun? Muss alles erst noch viel schlimmer werden? Warten, bis die Blase Hyperzivilisation platzt? Lange kanns ja nicht mehr dauern. Mein Trost: Die Natur kommt zurück, irgendwann.

  • A
    alex

    Ein ganz wichtiger Beitrag! In den USA kann man erleben, dass in den Nationalparks alles verboten ist, aber ausserhalb so ziemlich alles erlaubt. Ein balancierter menschlicher Umgang mit der Natur fehlt.

     

    Deutschland ist eine Kulturlandschaft, aber man lebt mit und in der Natur. Die Forstwirtschaft nimmt einzelne Baeume heraus, schlaegt aber nicht ganze Bergseiten kahl wie in den USA oder auch Skandinavien.

     

    Der Mensch muss als verantwortlicher Teil mit und in der Natur leben. Sonst wird Natur zu einem Museum, zu dem man eigentlich keinen persoenlichen Bezug hat.

  • A
    arno

    Selten so einen Schwachsinn gelesen. Gerade der Yosemite Park ist ein tolles Beispiel für sinnvoll touristisch genutzte Natur. Fast der gesamte Touri- Strom konzentriert sich auf das nach US- Maßstäben relativ kleine Yosemite Valley. Der gesamte Rest des Parks, über 3000 Quadratkilometer ist schwierig bis gar nicht zugänglich und bieten vielen Tier und Pflanzenarten einen Lebensraum, den sie sonst nirgendwo hätten. Es gibt dort 5 verschiedene Ökosysteme in den verschiedenen Höhenlagen. Die Nutzung durch Wanderer und Übernachtungen in der Wildnis sind streng reglementiert. Es wäre schön, wenn wir in Deutschland auch so was hätten.

    Aber es ist ja in den USA, dann muss es ja Scheiße sein...

  • J
    Jonas

    Schon gut, ich verstehe. Es geht hier natürlich erstmal um den Naturschutz. Ökologisierung der Landwirtschaft ist ein ehrbares Ziel. Aber bisher zeigt sich doch immer noch das hauptsächlich der Profit die treibende Kraft hinter Der Bewirtschaftung von Agrarflächen ist. Was ja auch Sinn macht. Alles Andere wäre Blümchen-Denken.

    Aber möchte ich unsere Natur nicht einer Horde ökonomischer denkender Landwirte überlassen. Die zwar sicherlich nicht mit bösem Willen in erster Linie an den Markt denken, jedoch aufgrund des eigenen Überlebenskampfs dazu gezwungen sind.

     

    Natur wie wir sie heute kennen wird sich in den nächsten Jahrzehnten aufgrund struktureller Planungsentscheidungen so verändern, dass ich befürchte, dass selbst weitreichende Reformen in Landwirtschaft und Naturschutz es schwer haben werden sich gegen den ständigen Expansionsdrang unserer Gesellschaft durchzusetzen.

     

    Natürlich ist dies sehr schwarz gemalt, jedoch befürchte ich bei jeglicher Diskussion über den Sinn von Naturschutzprogrammen, dass hier zu schnell und zu kurz gedacht wird.

    Die Nationalparks sind ein wichtiger Pfeiler der Vermittlung von nachhaltigen Denken und sollten deshalb weiterhin bestehen und ausgebaut werden.

  • R
    Rauhfuß

    Ich befürworte Nationalparks, denn dort wird die Natur weitgehend sich selbst überlassen.

    In den meisten anderen Schutzgebieten dominiert doch die Forstwirtschaft; industrielle Holzerzeugung wird uns als Natur verkauft.

     

    Wir müssen aber in der Tat aufpassen, dass wir mit den Nationalparks nicht den Blick auf andere Schutzgebiete verlieren. Nationalparks sollen die höchste Schutzstufe in enem gestaffelten Schutzgebietskonzept mit immer strengeren Nutzungseinschränkungen darstellen, und nicht die anderen Schutzgebiete ersetzen.

     

    Zu guter letzt bleibt die internationale Dimension: die Deutschen können nicht Länder wie Basilien oder Indonesien zum Erhalt ihrer Regenwälder auffordern, wenn in Deutschland fast die gesamte Fläche unter wirtschaftlicher Nutzung steht.