: Ein Ort für Türkinnen und Türken
■ Kreuzberger „Kotti Nachbarschaftsverein“ bekam Preis für spezielle Cafe-Idee
Für die Idee eines türkisch-deutschen „Familiengartens“ hat der Kreuzberger „Kotti Nachbarschaftsverein“ jetzt den „Alice-Salomon-Preis“ gewonnen. Die Verleihung des Preises fand im Rahmen der Internationalen Konferenz von Nachbarschaftszentren statt.
Der „Familiengarten“ orientiert sich an den bereits in türkischen Großstädten existierenden „Aile bahcesi“. Dabei handelt es sich weniger um ein Plätzchen im Grünen als um eine überdeckte Freifläche, was - so Kotti-Mitarbeiter Kurt Klinkhammer - im Türkischen schon unter der Bezeichnung Garten firmiert. In diesem Cafe ist alleinstehenden Männern der Zutritt verwehrt. Sie dürfen nur in Begleitung ihrer Familie kommen. Hintergrund: Sobald sich erst einmal die Karten und Backgammon spielenden Männer in einem Cafe breitgemacht haben, kommen keine Frauen mehr.
Man habe die Erfahrung gemacht, daß türkische Frauen durchaus gern außer Haus seien. So setzten sie sich öfters ohne ein spezielles Anliegen in die Räume des „Kotti Nachbarschaftsvereins“, einfach um zu plaudern. Voraussetzung sei, daß sie vor männlicher Anmache sicher sind.
Das Konzept des Familiengartens wurde von Mirican Kaya und Christiana Weber ausgearbeitet. Beide gelten auch als Preisträgerinnen. Der Familiengarten soll allerdings erst im nächsten Jahr ins Erdgeschoß der Oranienstraße 34, im künftigen „Türkisch-Deutschen Haus der Begegnung“, untergebracht werden. Das Haus muß noch fertig instandgesetzt werden. Weil die Idee bisher nur auf dem Papier steht und die anderen eingereichten Arbeiten oder Projekte kaum „preiswürdig“ gewesen seien, wurden beim Alice -Salomon-Preis in diesem Jahr nicht - wie normalerweise 10.000 Mark, sondern nur 3.000 Mark vergeben. Stifter ist der Verein der „Freunde und Förderer der Fachhochschule für Sozialarbeit“ in Berlin.
In der Begründung der Preisverleihung wurde hervorgehoben, daß der Familiengarten deutsche Besucher nicht ausschließe. So ist dort ein „Erzählcafe“ vorgesehen, wo ältere Menschen zu bestimmten Themen „Geschichte von unten“ erzählen können. Geplant sind kiezbezogene Veranstaltungen etwa mit Musik, aber auch Hochzeitsfeiern oder Beschneidungsfeste.
E.K.
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