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Ein Mann fürs Frauenrelevante

■ Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit richtete endlich ein Frauenreferat ein / Chefin wurde ein Mann / Angeblich gab es keine „Dame“

Mit wachsendem Verdruß beobachteten in den vergangenen Monaten alle, die die mangelnde Berücksichtigung von Frauenbelangen in der Entwicklungspolitik beklagen, wie schwer sich das Bundesministerium für wirtschafltiche Zusammenarbeit (BMZ) mit der Einrichtung einer sogenannten „Frauenstelle“ tat. Die Fraktionen der SPD, der Grünen, selbst die CDU–Frauen haben im Bundestag Anträge zur verstärkten Frauenförderung in den entwicklungspolitischen Vorhaben des BMZ eingebracht, in denen die Einrichtung eines eigenständigen Frauenreferats eine zentrale Forderung war. Ab heute wird es nun eine „Frauenstelle“ geben. Im Rahmen einer Umorganisation wurde ein Referat für „Frauen–, Familien– und Jugendfragen“ eingerichtet, das sich „übersektoral“ um die Berücksichtigung „frauenrelevanter“ Fragen kümmern soll. Doch angeblich soll es für diese „Frauenstelle“ keine „geeignete“ Frauen geben. Statt dessen wurde Herr Dr.Ernert, der sich schon als Leiter der bundesdeutschen Delegation bei der UN–Frauenkonferenz in Kopenhagen hervortat, Referatsleiter. Auf Anfrage der taz war aus dem BMZ zu hören, man habe „keine Dame gefunden, die das machen wollte oder konnte“. „Das allein ist schon ein Schwachsinn“, kommentiert die stellvertretende SPD–Fraktionsvorsitzende Renate Schmidt die Entscheidung. Statt eines Referats, das in den laufenden Projekten die „Frauenrelevanz“ einbringen und prüfen soll, zielte der Antrag der SPD–Fraktion auf ein Frauenreferat, das sich verstärkt mit Frauen und ihren Problemen in Entwicklungsländern befaßt und frauenspezifische Förderungsmöglichkeiten entwickelt, die sich von den herkömmlichen, die den Frauen oft mehr geschadet als genützt haben, grundsätzlich unterscheiden würden. „Das erfordert Sensibilität und einen besonderen Erfahrungshintergrund, den ein Mann nicht haben kann,“ sagte sie gegenüber der taz. Uwe Hoering

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