: Ein Landshuter wird Weltmeister
■ Kanada wird mit einem 2:1 gegen Schweden zum 21. Mal Eishockey-Weltmeister, und Coach Murray will nicht mehr weg
Helsinki (dpa) – Gar nicht hören wollte Andy Murray, der Trainer des neuen Weltmeisters Kanada, daß es eine Schande sei, daß der 21. Titelgewinn für das Eishockey-Mutterland bisweilen mehr durch Brutalitäten als durch gepflegte Spielkultur auffiel. „Wer dieser Meinung ist, der kann gerne kommen und meine Goldmedaille anschauen.“ Trotz des unerwarteten Erfolgs ist Murray nicht scharf auf Angebote aus der nordamerikanischen Profiliga NHL. Er will bei den Olympischen Spielen 1998 in Nagano mit der kanadischen Auswahl arbeiten. „Danach muß ich mir überlegen, ob ich mit dem Eishockey nicht aufhöre.“
Nach dem 1:2 im entscheidenden dritten WM-Play-off-Finale in Finnland war Schwedens Trainer Kent Forsberg nachdenklich: „Unser Spiel war nicht typisch schwedisch, es gab viel zu viele Checks. Ob das der Stil der Zukunft ist? Das hängt weitgehend von den Schiedsrichtern ab.“ Zwar liefen zum Schluß sogar die finnischen Fans, die bis dahin zu den Schweden gehalten hatten, auf die kanadische Seite über, weil die Skandinavier überwiegend Langweiler- Eishockey boten. Trotzdem meinte Forsberg: „Viele haben uns gar nicht zugetraut, so gut zu spielen. Ich bin sehr, sehr stolz auf meine Mannschaft.“
Einziger Nicht-NHL-Profi bei den Kanadiern war Kapitän Dean Evason (32), der in der kommenden DEL-Saison beim EV Landshut spielen wird und das 1:0 erzielte. Zum 2:0 traf Nolan für die überlegenen Kanadier. Die Schweden gaben erst kurz vor Schluß ihre defensive Haltung auf, aber der Anschlußtreffer durch Nylander fiel erst 77 Sekunden vor dem Ende der Partie. Durch den kanadischen Erfolg wurde Anson Carter zum ersten schwarzen Eishockey-Weltmeister.
Zumindest was das Zuschauerinteresse angeht erlebte Finnland eine absolute Rekord-WM. Zu den 52 Spielen kamen 505.173 Zuschauer, was einen Schnitt von 9.715 pro Partie ergibt. Die Top- Scorer stellte Bronzemedaillengewinner Tschechien mit Vladimir Vujtek und Martin Prochazka, die beide 14 Punkte verbuchten und sich mit sieben Treffern auch die Torjägerkrone teilen. Unfairster Spieler war Kanadas Cory Cross mit 49 Strafminuten. Auch die besten Spieler auf den jeweiligen Positionen stellten die Finalteilnehmer: Als bester Torhüter und bester Stürmer wurden die Schweden Tommy Salo beziehungsweise Michael Nylander gewählt, als bester Verteidiger Kanadas Rob Blake.
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