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Ein Kessel Buntes zum Jahrestag des 8. Mai

■ Berlin will zentralen Staatsakt / Reihe zu „schwierigen Schicksalen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen“

Wenn es nach dem Willen des Senats geht, soll der 50. Jahrestag des Kriegsendes mit einem Staatsakt der Bundesrepublik im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt begangen werden. Dies geht aus einer Vorlage des Kultursenators Ulrich Roloff-Momin hervor, die der taz vorliegt. Vorsorglich wird das Gebäude für den Vormittag des 8. Mai – dem Tag der deutschen Kapitulation im Jahre 1945 – frei gehalten. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) hat sich vor Wochen schriftlich mit der Bitte um einen zentralen Staatsakt an Bundeskanzler Helmut Kohl gewandt. Eine Entscheidung sei noch nicht gefällt worden, versicherte gestern ein Regierungssprecher in Bonn. Über den Ablauf der Feierlichkeiten wollten im Januar auf einer gemeinsamen Sitzung die fünf Verfassungsorgane – Bundespräsident, Bundesratspräsident, Bundestagspräsidentin, die Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts und der Bundeskanzler – beraten.

In Berlin wird der Tag durch ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm begleitet, für das die Berliner Festspiele GmbH die Koordination übernommen hat. Den Beginn macht die Staatskapelle unter Daniel Barenboim am 28. Januar mit einem Konzert zur Erinnerung an den 50. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Am 22. Juni – dem Tag des deutschen Überfalls 1941 auf die Sowjetunion – endet die Gedenkreihe mit der Eröffnung einer Ausstellung zum Städtebau nach 1945 in der Akademie der Künste am Pariser Platz.

Vorgesehen sind neben Konzerten, Ausstellungen, Filmen auch wissenschaftliche Debatten und Gespräche mit Zeitzeugen. Das Programm solle die „Leiden des Krieges und die Sehnsucht nach Frieden thematisieren“. Mit diversen Projekten sollten die „schwierigen Schicksale unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen“ dargestellt werden, darunter „die Geschichte der Juden und die Befreiung der KZ-Häftlinge, die Rückkehr der Emigranten und die Vertreibung der Deutschen aus Schlesien“, wie es wörtlich heißt.

Offenbar um einer möglichen Kritik an der Gleichsetzung unterschiedlicher historischer Ereignisse zu begegnen, heißt es im Anschlußsatz: „In einem Klima der Toleranz können sie (die Programmpunkte; d. Red. ) alle öffentlich wahrnehmbarer Bestandteil deutscher Geschichte sein“. Es gehe in einer pluralistischen Gesellschaft und in einer weltoffenen Stadt nicht darum, „ein offizielles Geschichtsbild zu vermitteln, sondern Angebote zu machen, die aufmerksam wahrgenommen werden, zur persönlichen Auseinandersetzung mit Krieg und Nachkriegszeit anregen und Bezüge zur Gegenwart ermöglichen“.

Unterdessen wandte sich gestern Brandenburg mit der Bitte an den Senat, einen Teil der Kosten für die Gedenkveranstaltungen zur Befreiung der Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück am 23. April zu übernehmen. „Das Land Berlin sollte sich in angemessener Form daran beteiligen“, erklärte der Sprecher des Kulturministeriums in Potsdam, Ferdinand Nowak. Schließlich hätten die Nazis auch viele Berliner in den beiden Lagern inhaftiert. Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten erwartet rund 1.100 ehemalige Häftlinge aus dem In- und Ausland. Um ihren dreitägigen Aufenthalt zu finanzieren, wurden der Stiftung zusätzliche 1,2 Millionen Mark zur Verfügung gestellt. Davon übernimmt der Bund die Hälfte. Zu den verbleibenden 600.000 Mark sollten aus Brandenburger Sicht auch die Berliner ihren Anteil beisteuern. Severin Weiland

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