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„Ein Geschäft des Vertrauens“

■ Mitwohnen wird immer „beliebter“ / Vermittler freuen sich Von Tammo Löffler

Was hat eine Studienanfängerin der Kulturpädagogik mit einem Manager gemeinsam? Beim Wohnen auf Zeit sehr viel. Denn beide wollen für eine kurzfristige Unterbringung möglichst wenig bezahlen. Ob bei der einwöchigen Fachmesse oder dem ersten Semester in der Großstadt: Die Mitwohnzentralen (MWZ) erleben momentan einen „nie dagewesenen Angebotszuwachs“, so gestern Kurt Burkhardt vom Bundesverband.

Das Image der MWZ's, von denen sich 45 seit 1988 zum Verband zusammengeschlossen haben, hat sich verändert. Aus der einstigen WG-Zimmervermittlung ist, so die Selbstdarstellung, ein „Dienstleistungsunternehmen für den Studenten wie für den neuen Personalchef vor Ort“ geworden. „Zu 40 Prozent sind unsere Kunden Firmen“, sagt Verbandschefin Hanne Kottmann aus München.

Momentan sei eine deutliche Entspannung auf dem Wohnungsmarkt zu beobachten, beschreibt die Quasi-Maklerin die Marktlage. „Dadurch und durch die Rezession haben wir sehr viele Angebote reinbekommen“, freut sie sich. Der zweite Vorsitzende Klaus Schlief aus Hamburg ist ebenfalls von sich und seinem Tun begeistert: „1993 haben wir in Hamburg 1.800 Wohnungsangebote auf Zeit vermittelt.“

Doch wie sieht es aus, wenn der kurzfristige Mieter nach Ablauf der Zeit die Wohnung nicht mehr verlassen will? „Pech gehabt“, kommentiert Schlief. Schnell schließt er jedoch an: „Wir achten schon bei der Vermittlung darauf, daß die Mieter die Wohnungen auch wirklich nur für einen kurzen Zeitraum nutzen wollen.“ Der „klassische Wohnungssuchende“ habe bei den Mitwohnzentralen keine Chance, so Schlief. Im übrigen habe der Verband einen eigenen Anwalt, der „qualifizierte Zeitmietverträge“ ausarbeite, die dann juristisch wasserdicht seien. Notfalls müsse eben beim Amtsgericht eine Räumungsklage eingereicht werden.

Bei Streitigkeiten zwischen Kurzvermieter und Mieter – Brandlöchern im Teppich oder Nichtherausgabe des Wohnungsschlüssels – hat Schlief jedoch einen „psychologischen Tip“: Erst mal miteinander reden, „dann klären sich viele Probleme von selbst“, rät er. Denn juristisch sind die MWZ in der Regel nicht haftbar: „Wir haften grundsätzlich als Vermittler bei Problemen nicht“, betont die erste Vorsitzende Kottmann.

Die Gebühren der Geschäftsstelle in Hamburg sind gestaffelt. Wer nur für einen Monat vermittelt wird, zahlt 28 Prozent der Kaltmiete als Gebühr. Mehrmonatige Vermietungen kosten entsprechend mehr, maximal jedoch eineinhalb Monatsmieten.

Interessierte können das „Geschäft des Vertrauens“ (Kottmann) unter der bundesweit einheitlichen Telefonnummer 19 44 5 tätigen.

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