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Ein Debakel droht

Altbaumieter brauchen die behutsame Stadterneuerung  ■  G A S T K O M M E N T A R

Am Debakel um die behutsame Stadterneuerung, das sich derzeit abzeichnet, sind viele Beteiligte schuld. Abzusehen war es schon seit über einem Jahr, der Protest der Baustadträte und -rätinnen kommt spät. Denn nicht nur das Geld fehlt, auch das Chaos in den Verwaltungen tat einiges dazu: In unverantwortlicher Art und Weise wurde in den letzten Jahren für immer mehr Häuser öffentliche Förderung versprochen. Mietern und Vermietern wurden Versprechungen gemacht, die Planung durchgesprochen. Ob das Geld reichen würde, darauf achtete weder die Senatsbauverwaltung noch die Wohnungsbaukreditanstalt noch die Stadträte. Das Ergebnis ist katastrophal: Mit der ökologisch orientierten Stadterneuerung kann, wenn überhaupt, erst 1992 angefangen werden.

Der Bausenator wiederum favorisiert den Neubau in hohem Grad und hat auch da schon Finanzierungsschwierigkeiten. An die Stadterneuerung in einem vereinigten Berlin mit einem Haushalt ist dabei noch gar nicht gedacht. Bleibt also nur, daß das Abgeordnetenhaus die Stadterneuerungsmittel aufstockt. Sonst müssen die Mieter alles ausbaden. Statt preiswerter Sanierung mit öffentlichen Geldern werden die Häuser teuer privat modernisiert, der Leerstand nimmt zu und womöglich wird nun auch noch mehr abgerissen. Und wenn statt dessen Neubauten hochgezogen werden, sind wir wieder bei der alten Kahlschlagsanierung der 70er Jahre.

Die Lösung kann nur sein, daß der Senat dem Schutz des Bestehenden eine höhere Priorität einräumt als jetzt, ungeachtet aller Aufgaben, die durch die Maueröffnung auf West-Berlin zugekommen sind.

Reiner Wild, Berliner Mieterverein

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