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„Ein Brief von Tante Frieda“

■ Sommersmogverordnung sorgt auch in Hamburg für Verwirrung

Die neue bundesweite Sommersmogverordnung hat am ersten Tag ihrer Gültigkeit in Hamburg und Schleswig-Holstein für Verwirrung gesorgt: „Die ganze Gestaltung des Gesetzes ist eher absurd“, klagte Peter Mihm, Sprecher der Hamburger Innenbehörde.

Großer Andrang herrschte an den meisten Ausgabestellen für die „G-Kat-Plaketten“, die Fahrer von Pkw- und Wohnmobilen mit geregeltem Drei-Wege-Katalysator bei Ozon-Fahrverboten vor Kontrollen schützen. In Schleswig-Holstein drohten die Abzeichen auszugehen, in Hamburg wurden bereits Nachlieferungen bestellt. Während in Hamburg offizielle Stellen und ADAC die Zeichen gestern kostenlos abgaben, verlangten in Schleswig-Holstein Kreise und kreisfreie Städte fünf Mark. Der TÜV-Nord nahm in Schleswig-Holstein 10 Mark, in Hamburg – zunächst – nichts für das Abzeichen. „Das wird sich aber ändern“, sagte TÜV-Sprecher Joachim Matthäus am Mittag. Zwei Stunden später mußten die TÜV-Besucher in der Hansestadt sechs Mark pro Plakette zahlen. Der ADAC überlegt ebenfalls, künftig bei Nicht-Mitgliedern abzukassieren, auch für offizielle Ausgabestellen in Hamburg wird eine Gebühr erwogen.

Die praktische Umsetzung der neuen Verordnung war am ersten Geltungstag ebenfalls unklar. „Wahrscheinlich wird die Polizei nur Stichproben machen. Wenn in einem solchen Gesetz die Ausnahmen vom Fahrverbot zur Regel werden, ist das sehr merkwürdig“, sagte Mihm. Die Sommersmogverordnung sieht Fahrverbote ab einer Ozon-Konzentration von mehr als 240 Mikrogramm pro Kubikmeter vor. Ausgenommen sind unter anderem Autos mit geregeltem Drei-Wege-Kat, Busse, Taxen, Urlauber, Pendler sowie weitere schadstoff-arme Fahrzeuge.

Urlauber und Pendler müßten, wenn sie von der Polizei angehalten werden, „glaubhaft machen“, daß sie auf dem Weg aus dem oder in den Urlaub oder von und zur Arbeit seien, erklärte Peter Mihm. „Wenn die ganze Familie im Auto sitzt und sich hinten die Koffer stapeln, ist das glaubhaft“. Glaubhaft sei auch der Brief von Tante Friede, in dem sie schreibt, wie sehr sie sich schon auf den Besuch der Lieben freut oder die Reservierungsbestätigung des Hotels. Bei Pendlern reiche ein Dienstausweis ihrer Firma. dpa

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