: Ein Bett im Wasserturm
Hotelpläne im Sternschanzenpark feiern fröhliche Urständ. Es ist allerdings noch nichts in trockenen Tüchern ■ Von Gernot Knödler
Der Eigentümer des Wasserturms im Sternschanzenpark hat einen potentiellen Pächter für das geplante Hotel in dem denkmalgeschützten Gebäude gefunden. Wie der Münchner Architekt Ernest Joachim Storr der taz hamburg sagte, ist er vor anderthalb Wochen mit einer renommierten Hotelkette „handelseinig“ geworden. Jetzt bemüht er sich um eine Finanzierung des Projekts. Eine Gruppe aus dem Schanzenviertel hat derweil angeboten, Storr den schwer zu verwertenden Turm abzukaufen.
Storr hatte schon vor Jahren einmal versucht, ein Hotel in den knapp 100 Jahre alten Wasserspeicher zu bauen. Die Genehmigung vom Bezirksamt Eimsbüttel gilt nach wie vor. Angesichts der Drogenszene am Sternschanzen-Bahnhof wollte sich jedoch kein Hotelier auf das Projekt einlassen.
Ein ähnliches Schicksal ereilte das Imax-3 D-Kino der Projektentwickler Stephan Stahl und Wolfgang Marquardt. Nach großem öffentlichem Getöse verschwand die Idee sang- und klanglos aus der Debatte. Das Imax-Kino sei nicht zu finanzieren gewesen. „Der Standort wurde von keiner Bank akzeptiert“, sagt Storr. Vergangenen November schließlich wies der Architekt den Vorschlag zurück, ein Studentenwohnheim einzurichten.
Storr versichert, dass das Drogen-Problem kein Thema mehr sei. Im Park selbst sei die Lage deutlich besser geworden. Der Rest werde sich mit der Messe-Erweiterung und der daraus folgenden Belebung der Gegend erledigen. Er habe „im Moment große Hoffnung, dass sich das mit der Messe selbst bereinigt“, so Storr.
Bleibt das Problem, einen Geldgeber zu finden, der daran glaubt, dass sich die Kosten für die Turm-Sanierung durch einen Hotel-Betrieb einspielen lassen. Der Turm müsse von Grund auf saniert werden, sagt der Architekt. Das sei nur möglich, wenn eine wirtschaftliche Lösung gefunden werde.
Eckhard von Seld glaubt daran nicht. Zusammen mit anderen BewohnerInnen des Schanzen-Viertels kämpft er seit Jahren dafür, dass der Turm von seinen Nachbarn genutzt werden kann. „Wir machten Storr das Angebot, den Turm auszulösen“, sagt von Seld. Das Geld dafür käme von einem Sponsor. Ein derzeit in Gründung befindlicher Verein würde das Denkmal zugänglich machen und vor allem dessen große, halbkugelförmige Wasserbecken erhalten.
Eine treibende Kraft hinter diesem Vorschlag scheint die Filmemacherin und PR-Frau Inga di Mar zu sein. Sie möchte den Turm „in den romantischten Konzertsaal Hamburgs“ umwandeln – „der Stadt zur Ehre, den Anwohnern zu Freude und den Hörern zum Genuss“, wie sie sagt.
Die Instandsetzung soll dabei von einer Reihe von SponsorInnen bezahlt werden, die Instandhaltung durch die Veranstaltungen an diesem „europaweit einzigartigen“ Ort. Ein special-event-marketing soll Interessenten herbeischaffen. „So einen Turm zum Funktionieren zu bringen, ist für mich nichts anderes als einen Film zu machen“, sagt di Mar selbstbewusst.
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