standbild: Ein BIZZchen blöd
„BIZZ – Job, Geld, Leben“
(Di, 22.45 Uhr, Pro7)
Dominik Bachmair hat von irgendeiner Umfrage gehört, bei der doch tatsächlich rausgekommen ist, dass vier von fünf Deutschen zum Thema Aktien „’ne Menge offene Fragen“ haben. Da müssen schleunigst Aufklärer ins Fernsehen.
Zum Beispiel Bachmair, 28, studierter Anglist und Historiker, und BIZZ, das Wirtschaftsmagazin, das es bisher nur am Zeitschriftenkiosk gab. Bachmairs Zielgruppe sind „alle, die mitten im Leben stehen und aktiv an ihrem Erfolg, ihrem Glück und vor allem ihrem Bankkonto arbeiten wollen“. Vielleicht sieht „BIZZ“ deshalb aus, als hätten sich seine Erfinder die besten Ideen beim Firmen-TV am Bankschalter abgeschaut: Den Moderator in ein unterkühltes Glas-Metall-Studio stellen. Ihm einen feinen hellgrauen Banker-Anzug anziehen und eine smarte Brille aufsetzen. Und immer möglichst viele Zahlen einblenden.
Thema dieser Woche: Spekulationssteuer. Moderator Bachmair weiß Rat für alle geplagten Kleinaktionäre der Republik, denen der Fiskus Steuern abknöpfen will, weil sie ihre Aktien kürzer als ein Jahr behalten. Behalten Sie die Aktien einfach länger als ein Jahr! Die Rubrik „BIZZ-Tipp: Kauf mich!“ erklärt dem Rat suchenden Steuersparer gleich darauf, wo er das gesparte Geld anlegen könnte. Ein kleines Werbe-Video säuselt über den Bildschirm: Wie wär’s mit einem klitzekleinen Smart, dem Flitzer mit „dem Flirt-Faktor“, schon ab 22.390 Mark? Oder doch für 300 Mark den Mini-Roller, das „Statussymbol sportiver Manager?“ „BIZZ“ verspricht, die Geheimnisse der Neuen Wirtschaftswelt zu erklären. Das passiert zwar nicht. Dafür beweist die Sendung kompetent, dass flackernde Computerbildschirme, flatternde Geldbündel und fachsimpelnde Steuerexperten am „Neuen Markt“ genauso aufregend sind wie am alten. Das Meer der nutzlosen Informationen ist unendlich. Die Pressestellen von Telekom, Sony & Co. lassen bestimmt auch nächste Woche wieder gratis ein paar flotte Werbe-Bilder versenden. Und bestimmt findet Moderator Bachmair wieder „’ne Menge“ offener Fragen, die „BIZZ“ dringend beantworten muss.
LISSI PRAG
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