Eigen & Art Lab: Angst vorm Springen
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Der Überschlag mag noch nicht gelingen. Wieder und wieder nimmt die Kamera einen jungen Straßentänzer auf dem New Yorker Time Square in den Fokus, der sich am sogenannten Backflip versucht. Sie verfolgt seinen angespannten Körper, der dann im letzten Augenblick doch zurückzuckt. Es ist ein intimer Moment, ein Moment der Schwäche, die im offenen Gegensatz zu der von der Gruppe ansonsten zur Schau gestellten Maskulinität steht. Es sind solche Brüche inszenierter, klischeehafter Männlichkeitsbilder marginalisierter Gruppen, die Jana Schulz interessieren. Sie filmte Boxer, Angehöriger männlich dominierter Subkulturen, und eben zuletzt die New Yorker Tänzer.
Die beiden Videos, die momentan im Eigen & Art Lab zu sehen sind, entstanden während eines längeren Aufenthalts der Künstlerin in den USA. Schulz verbrachte viel Zeit mit der Gruppe, erlangte so deren Vertrauen sowie Einblicke in die Strukturen ihrer Gemeinschaft und in ihren durchritualisierten Alltag. Choreografiert wirkt entsprechend auch das zweite Video, in dem Schulz sich auf das allabendliche Geldzählen konzentriert. Dollarnoten werden aufgefächert, wandern durch Hände, von einem zum anderen, und auf die Art und Weise, wie dies geschieht, scheinen komplizierte Beziehungsgeflechte durch, Hierarchien. Die nur wenige Minuten andauernden Videos laufen im Loop, sodass das Repetitive im Tun der Protagonisten noch stärker in den Vordergrund rückt und mit diesem das Holzschnitthafte ihrer Posen wie Rollenmuster. (bsh)
Bis 22. 2., Di.-Fr. 14–18, Sa. 11–18 Uhr, Torstr. 220
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