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UrDrüs wahre KolumneEhrenkarten für alle!

Original US-Startrek-Helden mit interstellarem Führerschein vom Raumschiff Enterprise landen im Bremer Space Park und sind schwer beeindruckt, obwohl sie doch schon Cape Kennedy, Disney World Florida und die echten Roswell-Mumien frisch aussem UFO gepellt gesehen haben – wer sich das Honorar für solche Bekenntnisse leisten kann, der wird auch noch Thomas Gottschalk oder zumindest Peter Lustig und den kleinen Nager aus der Sendung mit der Maus als Maskottchen einkaufen können. Jetzt wird wirklich alles gut – und Außerirdische verspricht Parkchef Wilke auch noch: Mach uns den Alf!!

Grund für Kulturskeptizismus gibt es wirklich alle Tage wieder: Zwei Jungs zotteln unweit der Weserwiesen mit einem Kastendrachen durch unsere kleine Stadt, und wie ich ihnen aufmunternd guten Wind für erfolgreiche Flugmanöver wünsche, murmeln sie nur verdrossen: „Son Quatsch machen wir nicht, wir bringen das blöde Ding nur zum Opa!“ Oh, Alter, der Du mit solchen Enkeln gestraft bist: Schenk denen bloß nicht noch ein Videospiel...

Eigenheimer Klaus-Dieter Fischer vom Werder-Vorstand ließ sein klein Häuschen im lieblichen Riede ausweislich des Bauschilds seinerzeit von Maurermeister Zech hochziehen, just zu der Zeit, als Zechbau auch die Ostkurve des Weserstadions umbaute: Synergie-Effekte, wie von Roland Berger und Heini Holtenbeen persönlich geplant. Und weil die Politik unter massivem Druck der Öffentlichkeit jetzt doch auf den Bau eines McDrive mit Jens McEckhoff als Restaurant -Manager auf dem Werder-Areal verzichtet hat, denkt Fischer als nebenamtlicher Kolumnist der Syker Kreiszeitung öffentlich darüber nach, den Politikern die „Ehrenkarten“ für die sozialneiderregendenVip-Logen zu streichen. Mönsch Fischer, wenn das Schule macht – nie hätten wir solche Erfolgsmodelle wie Mjusical und CieCieBie nach Bremen bekommen. Eine Hand schmiert die andere – das wenigstens muss man doch als hanseatischer Bausparer gelernt haben!

Bevor sich Kathrin Kummerow von den Bremer Grünen endgültig dazu entschließt, zum neuen Reinhard Bütikofer der Bündnisgrünen zu werden, soll sie sich doch diese Führungskraft noch einmal genau anschauen: Was dessen Job in wenigen Jahren mit seinem Gesicht und den achselzuckenden Schultern gemacht hat, würde selbst bei Monopoly-Unternehmen wie IBM und bei den SadoMaso-Enthusiasten vom Berliner Kitkat-Club als etwas too much gewertet werden.

Wenn der SPD-Cherusker Hermann Kleen und die Unions- Schönheit Catrin Hanken ziemlich übereinstimmend erklären, dass der Untersuchungsausschuss keinerlei Indizien auf mafiose Strukturen am Immobilienmarkt Bremen erbracht habe, so dürfen wir ihnen das nicht weiter übel nehmen: Beide sind noch viel zu jung, um für Wahrheitsliebe mit Betonschuhen am Fuß büßen zu müssen.

Da der Waller Großkünstler Norbert “Barfly“ Schwontkowski heute um 20 Uhr in der Galerie am Steinernen Kreuz sein „Selbstporträt als Lampenladen“ vorstellt, ist man geneigt, so viel inhaltliche Redlichkeit auch von den ortsansässigen Großkoalitionären unter dem Titel „Selbstporträt als Kohl mit Pinkel“ zu erwarten. Aber keine Frage - sowas kommt nicht!

Dass man im Bremer Ratskeller nach Jahrhunderten rheinischer Weintümelei jetzt auch Bier bekommt, wäre in der Tat ein historisch bahnbrechender Fortschritt. Gibt aber kein Bier. Gibt Interbrühe. Und wenn die hannöversche Gildebrauerei samt angeschlossener Hasseröder-Pipeline jetzt auch noch für Shareholder Value verramscht wird, hat immerhin der geplante Tiefsee-Port in Wilhelmshaven eine Perspektive: Wenn hier die Tanker mit der schäumenden Miller-Jauche aus Milwaukee gelöscht und in Container mit historischen Markennamen abgefüllt werden. Auch mal so ein Thema für den anti-imperialistischen Kampf, meint als traditionsbewusster Getränksmann Ihr

 Ulrich „Pilskopp“ Reineking

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