Ehemaliger AfD-Politiker Oskar Helmerich: Jetzt ist er links
Seit dem Lucke-Weggang rückte Oskar Helmerich vom neuen AfD-Kurs ab. Nun ließ er sich in die thüringische SPD-Fraktion aufnehmen.
Auch für den früheren SPD-Landesvorsitzenden und Minister Christoph Matschie kam Helmerichs Wandel zu überraschend, obschon der Überläufer nach seinem Zerwürfnis mit der AfD und insbesondere ihrem Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke bereits mehrfach mit der rot-rot-grünen Koalition gestimmt hatte.
Genau genommen kehrt Helmerich zu einem Teil seiner politischen Vergangenheit zurück. 1960 im bayerischen Deggendorf in einem sozialdemokratischen Elternhaus geboren, demonstrierte er als Student in Gießen gegen die Raketenaufrüstung der Nato. Danach hat er sich nach eigenen Angaben vor allem dem Aufbau seiner Anwaltskanzlei gewidmet. Seit 1992 praktiziert er in Erfurt, seit 1996 als Fachanwalt für Strafrecht. Zur AfD fand er 2013 über die Kritik an der Bankenrettungspolitik von Bundesregierung und Großer Koalition.
Nach der Abspaltung des Lucke-Flügels rückte Helmerich 2015 zunehmend vom neuen AfD-Kurs ab. Er gehörte zu jenen drei Abweichlern, die von der eigenen Landtagsfraktion faktisch kaltgestellt wurden. Ende Mai 2015 zog er die Konsequenz. Er verließ die Fraktion, im Juli auch die Partei. Die bestehe vor allem aus „Extremisten und Verfassungsfeinden“, sagte Helmerich mal. Sein Wechsel zur SPD deutete sich zunächst im Erfurter Stadtrat an, wo ihn die Fraktion in diesem Frühjahr als parteiloses Mitglied aufnahm.
„An der SPD gefallen mir ihr demokratisches Grundverständnis und ihre politische Kompetenz in schwierigen Sachfragen“, sagt Helmerich nun. Dies sei ihm bei der Gremienarbeit im Parlament immer wieder positiv aufgefallen. Mit der SPD könne er sich am besten identifizieren. Das hört Fraktionschef Matthias Hey in der nicht gerade erfolgsverwöhnten 12,6-Prozent-SPD Thüringens natürlich gern. Zumal sich mit Helmerichs Übertritt die knappe Ein-Stimmen-Mehrheit von Rot-Rot-Grün vergrößert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu