■ Editorial: Goldenens Öl
Seit über dreitausend Jahren werden Hülsenfrüchte aus der Gattung Soja als Kulturpflanzen angebaut. Lange Zeit war sie nur in Asien bekannt. Erst seit Ende des 19. Jahrhunderts wird sie auch in den USA und Südamerika angebaut. Inzwischen ist Glyin max, so der wissenschaftliche Name der heutigen Kulturform, die wichtigste Ölpflanze überhaupt. Gut 50 Prozent des Weltbedarfes an Pflanzenöl wird aus Sojabohnen gewonnen. Von den insgesamt 2,4 Millionen Tonnen pflanzlicher Öle und Fette, die in Deutschlands Ölmühlen gewonnen werden, sind etwa 600.000 Tonnen Sojaöl. Zusätzlich werden 100.000 Tonnen Sojaöl importiert.
Abgesehen vom Viehfutter ist Sojaöl mengenmäßig das weitaus wichtigste Sojaerzeugnis. Mit einem Lösungsmittel, Hexan, wird in den Ölmühlen aus den zerkleinerten Sojabohnen das Öl extrahiert. Nach Entfernung des Hexans bleibt das Rohöl übrig. Aus ihr wird Lecithin gewonnen. Aufgrund seiner Eigenschaften ist Lecithin als Stabilisator und Emulgator fast überall einsetzbar, wo es darum geht, ein homogenes Gemisch von Wasser und Fetten zu erhalten: Eiscremes und Backwaren, Schokoladen und Kakaogetränke. Lecithin wird fast ausschließlich aus Sojaöl gewonnen. Auf der Zutatenliste von Lebensmitteln kann es auch mit der europäischen Zulassungsnummer E 322 angegeben werden.
Bevor das Rohöl an die Lebensmittelindustrie geliefert wird, muß es raffiniert werden. Dabei werden die Bitterstoffe entzogen. Trotz der großen Mengen, die von der Lebensmittelindustrie verarbeitet werden, ist Sojaöl für den Verbraucher meistens nicht zu erkennen. Es muß nicht extra deklariert werden. Dem Gesetz ist Genüge getan, wenn auf der Packung „Pflanzliche Öle“ oder „gehärtetes Pflanzenfett“ steht. Produzenten von Margarine und Mayonnaise gehören mit zu den Hauptabnehmern. Aber auch Backfette, Kartoffelchips, Saucen oder fritierte Tiefkühlkost enthalten häufig Sojaöl.
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