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Echter Junxfilm

■ „Bright Lights, Big City“ nach dem gleichnamigen Roman von Jay McInerney

Wahrscheinlich ein echtes Jungsbuch, ein echter Jungsfilm eben ein Jungsstoff, so mit Mutter, die an Krebs gestorben ist, mit Frau, die weglief, weil sie Mannequin ist, und mit Freund, der, weil Sohn von Donald Sutherland, sowieso schon sein ganzes Leben gelitten hat und deshalb immer koksen muß und auf Parties rennt.

Unser richtiger Junge hat Hunger auf richtiges Leben. Weil er intelligent ist, weiß er, daß Koks, die Parties, die Mannequins und die Diskos nur Glitter sind. Brav.

Er sieht aber auch noch aus wie Michael Fox, das ist ein hartes Los. Michael Fox zeigt den Hunger nach Leben manchmal dadurch, daß er den Mund halboffen läßt - oder macht er das immer?

Gegen Mac Inerneys Roman läßt sich eigentlich nichts sagen, außer daß sein zweiter Roman („Ransom - Einhandklatschen in Kioto“) viel, viel besser war. Was an dem Buch Spaß gemacht hat, war die ständige Jongliererei mit dem bolivianischen Marschierpulver, bzw. mit der Begierde danach. Im Film fummelt der Junge immer kleine Tütchen zwischen Tempos hervor, und mal fällt ihm eins ins Klo. Ärgerlich. Das ist ja so mit der Welt, der echten und der falschen - im Film wirkt die eine so wie die andere - also, im Film, der nicht so richtig gut ist. Gute Filme unterscheiden sich von schlechten dadurch, daß sie den Unterschied zeigen können. Das konnte dieser nicht. Das mag zum einen daran liegen, daß den Beteiligten dieser Unterschied selber nicht ganz klar ist und sie nur eine Otto-Versand-Katalog-Version von Echtheit kennen, und zum anderen daran, daß da noch die ganze Mutter- Schoose auftauchen muß: Michael Fox ist noch viel zu jung, um daran schon zu leiden, und eigentlich schon zu alt, um einer älteren Dame ein Frettchen ins Büro zu setzen.

Eigentlich stimmt auch vieles andere nicht in diesem Film, aber das ist auch nicht schlimm, weil es ja, wie schon zu Anfang erwähnt, ein Jungsfilm ist. Die sind da nicht so pingelig.

Zucker

Bright Lights, Big City, Regie: James Bridges, Buch: Jay McInerney, mit Michael J. Fox, Kiefer Sutherland u.a., USA 1988, 112 Min.

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