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Echte Einsparungen

Ab September geht' s auf Umwegen ins Grab: Trauerfeier in Ohlsdorf, Einäscherung in Öjendorf  ■ Von Philip Banse

Das Krematorium auf dem Ohlsdorfer Friedhof liegt in den letzten Zügen – obwohl es erst 1992 renoviert worden war. Anfang September soll der Einäscherungsbetrieb aus Kostengründen eingestellt werden. Statt dessen werde das schmucklose Öjendorfer Krematorium in drei Schichten rund um die Uhr betrieben, „sämtliche Feuerbestattungen finden ab September dort statt“, sagte Holger Schley, Geschäftsführer der Anstalt „Hamburger Friedhöfe“, gestern zur taz.

Das alte Ohlsdorfer Krematorium, Baujahr 1933, bleibt für Trauerfeiern erhalten, Einäscherungen aber werden hier nur noch im „Bedarfsfall“ stattfinden. Hier werden Hinterbliebene weiterhin von ihren Toten Abschied nehmen können. Der Weg in den Himmel führt künftig durch den Keller des Dauerbrenners im Osten Hamburgs. In Öjendorf werden die Toten verbrannt, um am Ort der Trauerfeier auf Hamburgs Hauptfriedhof dann als Staub in Urnen den Angehörigen übergeben zu werden. Ein bißchen kurios findet das auch Holger Schley. Doch von diesem Umweg merkten die „Kunden zum Glück nichts“.

Solchen Marginalien zum Trotz sei die Konzentration auf Öjendorf, die der Aufsichtsrat der Hamburger Friedhöfe im Mai beschlossen hat, unumgänglich, sagt Holger Schley. Die Anlage aus den sechziger Jahren sei „ökologisch und wirtschaftlich günstiger“, weil sie „eine der saubersten Anlagen Europas“ sei. Man wolle schließlich „im Sinne des Gebührenzahlers arbeiten“.

Ganz so nüchtern kann Manfred Clasen, stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes Bestattungsgewerbe Hamburg, nicht bilanzieren. „Schlimm“ sei es, daß Ohlsdorf, mit 200.000 Grabstätten und einer Fläche von 400 Hektar der größte Friedhof der Welt, bald kein Krematorium mehr habe.

Clasen moniert, daß die Ohlsdorfer Feuerstätte erst 1992 renoviert worden sei. Für 2,4 Millionen Mark waren damals neue Öfen eingebaut worden: „Ein Skandal.“ Holger Schley wiegelt ab. Die Investition in das alte Krematorium mit seinen drei Festhallen sei absolut notwendig gewesen, da Öjendorf im Jahr 1993 wegen eines Filtereinbaus gar nicht arbeiten konnte. Folglich habe man Ausweichöfen gebraucht, um nicht einen „Verbrennungsnotstand“ heraufzubeschwören.

Obwohl die Rauchgasfilter schon seit 1993 auf dem Öjendorfer Schornstein sitzen, klappt erst jetzt die Verlagerung in die modernere Anlage. Denn der damals zuständige Landesbetrieb Friedhöfe dachte lange über den Ausbau des Ohlsdorfer Krematoriums nach, bis man die Dimension des Projekts erkannte. Voraussichtliche Kosten von „zehn bis 15 Millionen waren uns zu viel“, sagt Holger Schley. Seit November 1995 ist „Hamburger Friedhöfe“ als eine private Anstalt des öffentlichen Rechts selbständig und forcierte den Ausbau von Öjendorf zu einer Hochleistungsanlage. Dort seien zwar „auch Investitionen fällig“, aber „es gibt echte Einsparungen“, ist sich Holger Schley sicher. Wieviel die Entscheidung für den Dauerbrenner in Hamburgs Osten genau bringt, weiß auch Schley noch nicht: „Da muß ich erst mal genau nachrechnen.“

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