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EZB und GriechenlandDas schlimmste Szenario ist vom Tisch

Die EZB hält die umstrittenen Notkredite für Griechenland vorerst aufrecht. Damit kommen die Banken im Land weiter an Geld.

Die EZB hält die Notkredite auf dem aktuellen Stand von 90 Milliarden Euro. Foto: dpa

Frankfurt/Main dpa | Die Europäische Zentralbank (EZB) friert die Notkredite für griechische Banken auf dem aktuellen Stand von rund 90 Milliarden Euro ein. Das drastischste Szenario, dass die Bank nach Scheitern der Gespräche zwischen Athen und seinen Gläubigern die Hilfen streichen würde, trat damit nicht ein. Die Notenbank sei jederzeit bereit, ihre Entscheidung erneut zu überprüfen, teilte die Notenbank nach Beratungen des EZB-Rates am Sonntag in Frankfurt mit.

Griechenlands Banken sind seit Monaten auf sogenannte Ela-Kredite angewiesen. Faktisch sind diese Nothilfen (Emergency Liquidity Assistance) derzeit die einzige Finanzierungsquelle für griechische Geldinstitute. Denn von der herkömmlichen Finanzierung über die EZB sind die Hellas-Banken abgeschnitten.

Die Lage hat sich noch dadurch verschärft, dass verunsicherte Verbraucher und Unternehmen große Mengen Bargeld von ihren Konten abheben und zumindest einen Teil des Geldes ins Ausland schaffen. Die Einlagen fehlen den Banken in ihrem Tagesgeschäft.

Streng genommen dürfen Ela-Kredite nur an Banken vergeben werden, die einen vorübergehenden finanziellen Engpass haben. Grundsätzlich müssen die Geldhäuser aber solide aufgestellt, also solvent sein. Zuletzt nahmen die Zweifel zu, dass dies auf griechische Banken noch zutrifft. Darum ist die Gewährung der Ela-Hilfen umstritten.

Vergeben werden die Ela-Kredite nicht von der EZB direkt, sondern von der jeweiligen nationalen Notenbank, die auch für mögliche Verluste haftet. Allerdings ist eine Billigung der Kredite durch den 25-köpfigen EZB-Rat erforderlich. Das Gremium könnte Ela-Hilfen mit Zwei-Drittel-Mehrheit stoppen.

Kapitalverkehrskontrollen: „ein Widerspruch in sich“

Indes hat Griechenlands Finanzminister Jannis Varoufakis in einer Twitter-Nachricht seine ablehnende Haltung zu sogenannten Kapitalverkehrskontrollen bekräftigt. Damit würden zum Beispiel die Beträge für Abhebungen an Geldautomaten auf relativ kleine Summen gekappt. „Kapitalkontrollen in einer Währungsunion sind ein Widerspruch in sich. Die griechische Regierung lehnt dieses Konzept ab“, schrieb Varoufakis bei dem Kurznachrichtendienst.

Varoufakis, der Chef der griechischen Notenbank, Jannis Stournaras, und weitere Verantwortliche des Finanzsektors wollten sich nach Angaben aus griechischen Medien am Sonntagnachmittag in Athen zu einer Krisensitzung treffen, um die schwierige Situation der Banken zu diskutieren.

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4 Kommentare

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  • schlimmste Szenario vom Tisch ?

    die 90 Mrd sind genau morgen um ca. 11:30 ausgereizt und dann "isch over"

    • @sektstattselters:

      Immer, wenn Sie meinen, es geht nicht mehr, kommen von irgendwo Millärdchen her.

    • @sektstattselters:

      so nicht ricthtig, auf den gr Banken liegen noch einiges Geld, ein Experte sagte das so, man hat zawar den Hahn zugedeht, was aber im Schlauch ist, ist noch vorhanden, nach TV Nachrichten haben die griechen heute c 1.000.000.000€ aus den Automaten geholt insgsamt dann 9.000.000.000, natürlich fehlt das Geld. was das Referentum anbelangt, keiner weis wass, das gr Parlament wird gerade so wie der Bundestag relativ wenig Ahnung haben, nach Umfragen haben nur eine sehr geringe Anzahl Kentnis was in dem 700seitigen ESM Vertrag steht, wenn der Chef die Hand hebt, tun eben einfach alle mit!

  • Ohne Kapitalverkehrskontrollen wird sich die Lage schnell massiv verschlechtern, da die derzeitigen Kreditrahmen nicht für die steigenden Abhebungen reichen werden.

     

    Derzeit hört man unterschiedliche Gerichte, ob die griechische Regierung zu solchen Kapitalverkehrskontrollen bereit ist oder nicht. Man kann nur hoffen, dass Tsipras und Varoufakis jetzt endlich wieder in der Realität ankommen.

     

    Ansonsten gilt für das Verhalten der griechischen Regierung: immer, wenn man denkt, es geht nicht mehr schlimmer, machen Sie es noch schlimmer. Sie scheinen noch im Chicken-Game-Modus zu sein. Nur haben sie offensichtlich noch nicht realisiert, dass das, worauf sie zurasen, nicht mehr die Europartner sind, sondern eine Wand. Und die wird ganz bestimmt nicht das Steuer herumreißen. Mit Vollgas ins Verderben. Da kann man nur noch fassungslos den Kopf schütteln.