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EWE-Chef auf der Kippe

Gutsherren-Art

Mit der Aufsichtsratssitzung des Oldenburger Energiekonzerns EWE am Dienstag drohte die Amtszeit des Vorstandsvorsitzenden Matthias Brückmann schon nach einem Jahr zu Ende gehen. Nun hat er die Notbremse gezogen und angekündigt, dem Konzern die umstrittene Spende von 253.000 Euro zurückzahlen zu wollen, die EWE auf seinen Druck hin an die Klitschko-Stiftung überwiesen hatte.

Bisher sind zwei konkrete Vorwürfe gegen ihn veröffentlicht worden, die nach dem Verhaltenskodex des EWE-Konzerns als „geschäftsschädigend“ zu werten sind. Und was für Brückmann noch bedrohlicher ist: Es kursieren anonyme Briefe, in denen die Verfehlungen des EWE-Chefs mit großer interner Kenntnis geschildert werden – es steht zu befürchten, dass der Maulwurf mit weiteren pikanten Details aufwarten kann, wenn er nicht die Konsequenzen zieht.

Erst 2015 wurde der langjährige Vorstandsvorsitzende Werner Brinker in den Ruhestand gelobt. Die Verärgerung über dessen gutsherrliche Art war groß und Brinker konnte offenbar schlecht zwischen persönlichen Anliegen und denen der Firma unterscheiden. Auch damals kursierten detaillierte anonyme Schilderungen über das autokratische Gebaren des Konzernchefs. Der EWE-Verhaltenskodex wurde nach Brinkers Abgang schärfer formuliert. Verstöße gegen jene Verhaltensregeln des Konzerns „können binnen kürzester Zeit unseren Ruf schädigen“ und werden daher „geahndet“, heißt es dort.

Offenbar hat man aber bei der Wahl des Nachfolgers nicht so genau hingeschaut, denn Brückmann setzte bereits nach wenigen Monaten den Stil seines Vorgängers fort. So soll er etwa in der EWE-Kundenabteilung zugunsten eines verschuldeten Kellners interveniert haben, der ihn in einer Pizzeria zuvorkommend bedient hatte – der Kellner soll seine Stromrechnung über Monate nicht bezahlt und Rückstände von 900 Euro angehäuft haben.

Brückmann steht außerdem seit Tagen wegen jener Spende an die Klitschko-Stiftung in der Kritik. „Spenden dürfen einfach nicht nach dem Gutdünken von Einzelpersonen vergeben werden“, hatte er im ­April 2016 versichert. Bereits im März 2016 hatte er Wladimir Klitschko allerdings auf einem Gala-Empfang für dessen Stiftung 253.000 Euro zugesagt.

„Zunächst versuchte Herr Brückmann, die zuständigen EWE-Mitarbeiter davon zu überzeugen, dass es sich um ein sinnvolles Sponsoring handele“, heißt es in dem anonymen ­Schreiben, das der taz vorliegt. „Aber die Mitarbeiter blieben standfest.“ Dann „bestellte er den für Spenden zuständigen Mitarbeiter in sein Büro und setzte diesen massiv unter Druck. Nachdem er diesen Mitarbeiter zusammengebrüllt hatte, knickte der ein und überwies das dubiose Geld“. Er habe es versäumt, den Finanz- und Prüfungsausschuss vorab über die Spende zu informieren, räumte Brückmann nun ein. Er wolle die Summe aus eigener Tasche zurückzahlen. KAWE

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