piwik no script img

EU-weiter Rückzieher bei GenpflanzenMonsanto fehlt die Perspektive

In Europa sind genetisch veränderte Pflanzen nicht besonders beliebt. Der US-Konzern Monsanto hat alle Anträge auf Anbau-Zulassung in der EU zurückgezogen.

Ein klares Statement. Bild: reuters

BRÜSSEL rtr | Der US-Agrarkonzern Monsanto zieht alle ausstehenden Zulassungsanträge für den Anbau gentechnisch veränderter Nutzpflanzen in der Europäischen Union zurück. Grund sei die fehlende kommerzielle Perspektive, sagte der für Europa zuständige Manager Jose Manuel Madero am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters per Telefon.

„Wir werden die Anträge in den kommenden Monaten zurücknehmen.“ Betroffen seien fünf Anträge für genetisch veränderten Mais, einer für Sojabohnen und einer für Zuckerrüben. Dagegen werde man weiter eine Erneuerung der Zulassung für die Maissorte MON810 anstreben. Sie ist bislang die einzige genetische veränderte Nutzpflanze, die kommerziell in Europa angebaut wird. Ein Sprecher der EU-Kommission bestätigte, dass Monsanto die EU über die Pläne unterrichtet habe.

Madero sagte, Monsanto werde sich in Europa nun auf sein Geschäft mit konventionellem Saatgut konzentrieren. Bereits im Mai hatte der Agrarchemiekonzern angekündigt, die Zulassung seiner gentechnisch veränderten Pflanzen in Europa nicht weiter auszubauen. Der Schritt des Konzerns spiegelt die Enttäuschung vieler Biotechnologie-Firmen mit der skeptischen Haltung der EU und ihrer Mitgliedsstaaten gegenüber gentechnisch veränderten Pflanzen wider.

Entscheidungen der EU fallen oft mit jahrelanger Verspätung. Während die Maissorte MON810 in der EU zugelassen wurde, haben mehrere EU-Staaten, darunter Frankreich, Deutschland und Italien, wegen der Ablehnung der Technologie durch ihre Bürger ein nationales Verbot erlassen.

Unter anderem weil die grüne Gentechnik in Europa so umstritten ist, hatte bereits im vergangenen Jahr der deutsche Chemie-Konzern BASF das Handtuch geworfen und seine Zentrale für Pflanzen-Biotechnologie von Deutschland in die USA verlegt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • Z
    zyx

    Es gibt auch eine andere Erklärung: Monsanto wartet auf das Freihandelsabkommen. Danach dürfte es wesentlich leichter sein, auf den europäischen Markt zu kommen.

  • HM
    Hans Martin

    Herr Fluhr und "BinNaiv" haben recht: Das Freihandelsabkommen wird alle Schranken beseitigen. Es lohnt sich nicht für Monsanto den steinigen Weg einzelner Anträge noch weiterzuverfolgen.

  • R
    Routier

    Danke EU-Bürger

    Fahr zur Hölle Monsanto

     

    ciao

  • B
    BinNaiv

    Warum auch die Gegner noch wachhalten, wenn das famose Freihandelsabkommen bald alles erlaubt?

  • TF
    Thomas Fluhr

    Die Ruhe vor dem Sturm. Das Freihandelsabkommen wird den Weg schon frei räumen. Warum soll sich Monsanto & Co. die Finger schmutzig machen? Die können nach her die Ernte einfahren.

  • B
    Boiteltoifel

    Oh! DAS ist mal eine richtig gute Nachricht. Eine klitzekleine Hoffnung besteht also doch noch, daß Verbraucher mal ernst genommen werden!!!