EU gegen Insektengift: Aus für Thiacloprid
Erfolg für Umweltschützer: Die Europäische Union will die Zulassung des umstrittenen Insektengifts nicht über April 2020 hinaus verlängern.

Ist in Europa nur noch bis April 2020 Thiacloprid ausgesetzt: die Biene Foto: dpa
BRÜSSEL taz | Diesmal waren die Umweltaktivisten erfolgreicher als die Industrielobbyisten: Die EU will die Zulassung für das umstrittene Insektengift Thiacloprid nicht weiter verlängern. Das teilte die EU-Kommission nach einer Sitzung des zuständigen Expertenkomitees (PAFF) mit. Die endgültige Entscheidung soll erst in einigen Wochen fallen. Sie gilt als Formsache.
Die Zulassung für das Pestizid Thiacloprid, das vom Bayer-Konzern hergestellt wird, läuft im April 2020 aus. Gegen eine Verlängerung hatten sich Umweltschützer und Campaigner etwa bei Campact ausgesprochen, die mehr als 400.000 Unterschriften gesammelt haben. Thiacloprid gilt als „Bienenkiller“ und steht auch im Verdacht, Föten und die Fruchtbarkeit zu schädigen.
In Frankreich ist das Insektengift schon seit einigen Monaten verboten. Zuletzt hatte sich auch Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) für ein Verbot ausgesprochen. „Der Wirkstoff Thiacloprid gilt nach neuesten wissenschaftlichen und technischen Erkenntnissen als gesundheitlich bedenklich und schädlich für den Naturhaushalt, unter anderem auch für Bestäuber“, sagte sie.
EU setzt sich durch
Die deutsche Haltung gibt bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln in der EU oft den Ausschlag. So war die weitere Anwendung von Glyphosat nur möglich, weil sich der damalige Agrarminister Christian Schmidt (CSU) Ende 2017 überraschend für eine Verlängerung aussprach. Sein Alleingang sorgte für erhebliche Irritationen etwa in Frankreich. Klöckner hat diesmal jedoch auf den Experten-Konsens gesetzt.
Die EU-Kommission hat Thiacloprid als „wahrscheinlich reproduktionstoxisch“ eingestuft. Solche Substanzen dürfen gemäß EU-Pestizidverordnung nicht mehr erlaubt werden – es sei denn, sie kommen nicht mit Menschen in Kontakt oder sie sind unbedingt nötig für die Landwirtschaft. Darauf berief sich bisher die Bayer AG. Doch die Industrielobbyisten konnten sich nicht durchsetzen.
Der Grünen-Abgeordnete Sven Giegold sprach von einem „wichtigen Erfolg im Kampf gegen das Bienensterben“. Das Bundesministerium für Landwirtschaft hat ein Verbot von Thiacloprid bis Ende 2019 in Aussicht gestellt.
Leser*innenkommentare
Bernhard Hellweg
Landwirte benötigen Thiacloprid haltige Produkte im Rapsanbau werden. Ohne wirksame chemische Mittel ist Rapsanbau kaum möglich, deshalb spielt der Rapsanbau in der Bio-Landwirtschaft praktisch keine Rolle. Raps ist eine Öl- und Eiweißfrucht die Alternativen sind Palmöl, Sojaöl, und Sojaschrot. Brasilien und Indonesien liefern gerne...
Trabantus
So, so Ende April 2020 läuft also die Zulassung des o.g Pestizids aus. Und das feiern die Grünen als Sieg im Kampf gegen das Bienensterben?
Für mich stellt dieses Datum eine Verlängerung des Insektenkillens um ein Jahr dar.
Die Zeit der Frühjahrsblüher und damit das Erwachen der Insekten nach der Winterpause ist ab spätestens März in vollem Gange. Das bedeutet, genau in der Phase des Wiedererwachens der Insektenpopulationen immer feste druff, ein weiteres Jahr.
Da kann man nur den Kopf schütteln, in welchem Umfang sich erneut die Lobbyisten der Landwirte und der Chemieindustrie durchgesetzt haben.
Eine solche Meldung kann man eigentlich nur unter dem Aspekt der Gesichtswahrung beider Seiten erklären, doch nicht akzeptieren.
Ria Sauter
Gast
@Trabantus Ich kann Ihnen nur zustimmen!