piwik no script img

EU-Reform des SaatgutrechtsFehlalarm bei Facebook

Eine Falschmeldung über die EU-Reform des Saatgutrechts wird tausendfach verbreitet – und löst Empörung aus. Das nutzt die Agrarministerin.

Ilse Aigner, immer dicht dran an der Basis, bei den entrechteten Kleingärtnern. Bild: dpa

BERLIN taz | Wenn es um Saatgut geht, werden viele Menschen emotional. Denn wer die Samen hat, kann bestimmen, was wir essen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die geplante Reform des EU-Saatgutrechts derzeit auf Internetseiten ein riesiger Aufreger ist. Das Problem: Die wichtigsten Argumente sind falsch.

Den Aufruhr in Deutschland hat vor allem das Internetportal Deutsche Wirtschafts Nachrichten (DWN) ausgelöst. Es behauptete in einem Artikel vom Dienstag, die EU-Kommission wolle den Anbau von alten und seltenen Pflanzensorten „im privaten Garten“ unter Strafe stellen. Und: „Geht es nach den Plänen der Kommission, dürfen Kleinbauern oder Privatleute ihr selbst gezüchtetes Saatgut in Zukunft nicht einmal mehr verschenken.“ Denn, so wird argumentiert, die Samen seien ja nicht amtlich zugelassen. Künftig solle diese Zulassung aber auch für alte und seltene Sorten Pflicht sein.

Der DWN-Artikel nennt keine Quelle für die Behauptungen. Immerhin verweisen die beiden in dem Text zitierten österreichischen Umweltorganisationen Arche Noah und Global 2000 auf einen Verordnungsentwurf, den die federführende Generaldirektion der EU-Kommission Ende des Jahres 2012 erstellt hat.

In diesem Papier steht ausdrücklich, dass die neuen Regeln EU-weit nur für Akteure gelten sollen, die „professionell“ zum Beispiel anbauen oder züchten. Allerdings wäre es Landwirten und Gärtnereien danach tatsächlich verboten, nicht zugelassene Sorten weiterzugeben. Doch das ist nichts Neues: „Da es sich dann um ein gewerbliches Inverkehrbringen handelt, ist das schon jetzt in Deutschland nicht erlaubt“, sagt der zuständige Referatsleiter im Bundessortenamt, Hermann Freudenstein, der taz. Sehr wohl steht in dem Kommissionsentwurf hingegen, dass historische Sorten künftig einfacher zugelassen werden sollen als zum Beispiel kommerzielles Hochleistungssaatgut.

Vage Quellenlage

Auf eventuelle Fehler in dem Artikel angesprochen, blieben die DWN bei ihrer Darstellung. Die Redaktion berief sich in einer Mail an die taz auf „Quellen aus Brüssel und insbesondere aus der alternativen Landwirtschaft“. Die Angaben sind so vage, dass sich die Quellen nicht überprüfen lassen. Nun arbeitet für die DWN zwar angeblich ein „Team von Top-Wirtschaftsjournalisten, Korrespondenten und Reportern“, aber normalerweise sind sie kein einflussreiches Medium. „Herausgeber“ ist Michael Maier, einst Chefredakteur von Berliner Zeitung und Netzeitung. Der Saatgut-Artikel jedoch wurde auf mehr als 160.000 Facebook-Seiten verlinkt.

Nach eigenen Angaben wurde auch das Bundesagrarministerium von Ilse Aigner (CSU) auf den DWN-Text aufmerksam. Im Moment besonders um Wählerstimmen im agrarindustriefeindlichen Bayern bemüht, sagte Aigner dem Handelsblatt: „Es darf nicht so weit kommen, dass Privatgärtner für ein paar Samenkörnchen eine amtliche Zulassung vorzulegen haben.“

Daraufhin stellte die Vertretung der EU-Kommission in Deutschland noch einmal klar: „Privatgärtner können auch in Zukunft ihr Saatgut wie bisher verwenden.“ Aigner habe ja nicht behauptet, dass die EU-Kommission das Verbot wolle, verteidigte ein Ministeriumssprecher das Zeitungszitat.

Es gibt tatsächlich gut begründete Kritik an dem Kommissionspapier. Zum Beispiel bemängeln Biozuchtorganisationen, dass die Zulassung ihrer Saaten noch schwieriger als bisher werden könnte. Gebhard Rossmanith, Chef des Ökolieferanten Bingenheimer Saatgut AG, will aber erst mal abwarten. Er weist darauf hin, dass die verschiedenen Generaldirektionen der Kommission sich noch nicht auf eine gemeinsame Linie geeinigt hätten: „Wir warten auf den endgültigen Entwurf der Kommission, den sie am 6. Mai beschließen will. Erst dann werden wir uns detailliert dazu äußern.“

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

35 Kommentare

 / 
  • DT
    der tie.de

    Hier wird geschimpft und geflucht über ein Gesetz, dessen Entwurf noch nicht einmal in trockenen Tüchern ist. Die Öko-Lobby leistet hier volle Arbeit:

    http://www.der-tie.de/?p=320

  • M
    Maddin

    @Buerger67:

     

    Ich weiß ja nicht wo sie 2009 waren, aber ich war wählen.

     

    @topic:

     

    das problem ist doch, dass das thema teils unreflektiertt und reflexhaft kommuniziert wurde. hauptsache irgendwie gegen irgendwas der EU schießen.

    wenn die kommission tatsächlich mist zu papier bringen sollte (was nicht unwahrscheinlich ist, vgl Wasserprivatisierung), heiß es nicht, dass irgendetwas beschlossen ist. auch wenn das EU-Parlament nicht unbedingt mitbestimmt, so sind die jeweiligen nationalen oppositionen etc gefragt, was im thema wasserprivatisierung gut funktioniert hat (abgesehen von dieser billigen medienaktion der linken mit ihrer selbststilisierung als alleiniger gegner).

     

    das thema "linda" hat doch gerade gezeigt, dass es auf breiter eben widerstand dazu gibt und dieser auch aktiv wird, wenn tatsächliche, greifbare pläne sichtbar sind.

     

    aber bis hierhin ist das alles nur EU-Bashing unterster güte.

  • P
    Pauleberber

    "Doch das ist nichts Neues: „Da es sich dann um ein gewerbliches Inverkehrbringen handelt, ist das schon jetzt in Deutschland nicht erlaubt“, sagt der zuständige Referatsleiter im Bundessortenamt, Hermann Freudenstein, der taz."

     

    Das ist eine der dreckigsten Halbwahrheiten die ich JE gehört habe! Alte Sorten dürfen in der Tat nicht als Nutzpflanze (im Sinne von zum Verzehr geeignet) verkauft werden, jedoch als Zierpflanze mit dem Hinweis das die Früchte nicht zum Verzehr (Köpfschüttel) geeignet sind sehr wohl.

     

    Anders kann ich mir diese Auflistung von Online-Samen-Läden aus Deutschland nicht erklären.

     

    http://www.tolletomaten.de/Samen.php

     

    Dies ist der Komentar der jeder Sorte von Irinas Tomaten dabeisteht:

     

    "Daher besitzen unsere vermehrten Alten Sorten keine Sortenzulassung mehr.

     

    Wir müssen darauf hinweisen: Die angebotenen Sorten geben wir ausdrücklich als Sammelobjekte oder Zierpflanzen ab

    - denn dafür sind sie ja mit viel Aufwand gezüchtet worden. Zu Genusszwecken dürfen sie keinesfalls verwendet werden,

     

    ist aber Kulinarisch sehr schade. Unsere Hunde lieben Tomaten zum fressen gerne!"

     

    http://www.irinas-shop.de/

  • BM
    Barbara Maria Rudolf

    Fakt ist, dass die Reform der Saatgutgesetze in der EU konkrete Formen annimmt. Für alle, die den Prozess mitverfolgt und versucht haben, ihn mitzugestalten ist ebenfalls klar, wessen Handschrift er tragen wird.

    Die bisherige Saatgutgesetzgebung hat dafür gesorgt, dass wir heute eine Konzentration auf dem weltweiten Saatgutmarkt haben, die ihresgleichen sucht: 70% des weltweiten Marktes liegen in den Händen von weniger als 10 multinationalen Kapitalgesellschaften. Die große Herausforderung ist natürlich, eine EU-Gesetzgebung zu erschaffen, die hier gegensteuert(...) Ob das vor Verabschieden des Entwurfes oder danach besser gelingt? Hauptsache, es gelingt überhaupt! Klar ist aus meiner Sicht, dass wir sehr viel Öffentlichkeit brauchen werden und ich freue mich über den Widerhall, den die Meldungen ergaben. Es zeigt, dass sehr viele Menschen instinktiv wissen, dass es um die Grundlagen unserer Ernährung geht. B.M.Rudolf, Saat:gut e.V.

  • VL
    von Leserin

    Der Artikel gibt nicht ein volles Bild.

     

    Auch wenn es richtig ist, dass Hausgartner von der Regulierung nicht betroffen sind, es stimmt aber dass viele werden davon kriminalisiert, insbesondere, diejenigen, die mit Vielfalt arbeiten:

     

    http://www.euroseeds.org/home/latest-news/esa_12.0454.1

     

    Die Regulierungen zur Zertifizierung sind weltweit dafür bekannt, manche große Konzerne zu begünstigen gegen die kleinere, die nicht schaffen, eine Zertifizierung zu bekommen, ohne das es ein richtigen Grund dafür gibt (z.B. Schutz gegen Betrugen... : also, was heisst Qualität der Saatguten? Das sie immmer die gleiche Performance haben = Standardizierung?

  • FS
    frank s.

    in der kommission erklärung steht verschlüsselt zwischen den zeilen drin, dass genau eine einschränkung stattfinden wird, natürlich dialektisch nur für profis erkennbar... schade, dachte eigentlich bei der taz arbeiten nicht nur hobby journalisten...

  • IM
    Ihr Maroco

    das Saatgut von diesen Konzernen ist auch so designed dass man auch kein Saatgut aus der Ernte mehr bekommt...andere Sorten anzubauen ist 'strafbar'!!!??? An Zynismus ist das kaum zu übertreffen...diese Konzerne und Ihre Handlanger in Brüssel vernichten die Artenvielfalt...und das ist nicht strafbar?? Jeder sollte sich mal die Frage stellen was das für ein Europa werden soll..

     

    Und Ihr von Taz versucht das noch als Falschmeldung zu verkaufen?!? Wer seit Ihr eigentlich in diesem Zirkus?

  • AU
    Andreas Urstadt und Julien Lewis

    Seltsam dass der oesterreichische Umweltminister eine Petition unterzeichnet, die nach taz ein Fake sein soll. Bisserl viel verlangt bei all den news noch durchzublicken. Bisserl mehr Medienkompetenz 2.0 bitte.

  • T
    Troglodyt

    Un Verständnis: "Aber woher stammt diese innere Ruhe, die hier angemahnt wird?"

     

    Aus dem Lesen und Verstehen der Primärquellen: http://ec.europa.eu/food/plant/plant_propagation_material/review_eu_rules/docs/15042011_options_analysis_paper_en.pdf (Vorstudie) http://www.seed-sovereignty.org/PDF/EU_Comm_Draft_on_plant_reprodutive_material.pdf (Arbeitsentwurf, Kommentare im Vergleich zu den DWN-lancierten Lügen hier: http://www.heise.de/tp/blogs/foren/S-Re-Link-zum-Vorentwurf-nicht-Analyse-Papier-das-schon-merfach-verlinkt-wurde/forum-254501/msg-23451463/read/ )

     

    Umgekehrt gefragt:

    "Woher stammt die Aufregung?"

    Aus einem an mehreren Stellen Falschinformationen verbreitenden und mit ziemlich frei erfundenen Horrorszenarien wuchernden Artikel, der auf einem eher peripheren neoliberalen und konzernnahen Verschwörungsportal publiziert wurde, und wie durch Zauberhand auf einmal Facebook überschwemmte.

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Fear,_Uncertainty_and_Doubt

  • K
    kundalini

    @Gartenfreund: Die "Nachbarländer" sind primär Schweiz und Österreich; 80% der Kampagne läuft im deutschsprachigen Raum ab. Noch nicht mal Kokopelli scheint auch nur ein einziges Wort zu sagen, obwohl die sonst ziemlich die ersten sind, die so etwas mitkriegen.

    Nur in England - wo die nationalistischen Reflexe ebenso leicht induzierbar sind wie in Deutschland - geht noch ein bißchen. In Resteuropa ein müdes Flüstern.

     

    PROTIP: überleg dir mal, wie der Durchschschnittsdeutsche reagiert, wenn er "Monsanto" und "EU" in einem Satz hört.

     

    Dann überleg dir, ob das nicht mittlerweile JEDER Monsanto-Lobbyist weiß.

     

    Dann lies auf Seite 15 http://ec.europa.eu/food/plant/plant_propagation_material/review_eu_rules/docs/15042011_options_analysis_paper_en.pdf welcher "Reformvorschlag" abgelehnt wurde, und vergleiche ihn mit dem vorerst weiterdiskutierten Vorschlag auf der letzten Seite.

     

    Und dann google "Astroturfing".

     

    Und wenn du das nächste Mal irgendwo "EUdSSR" liest, denke an folgendes Zitat:

    "Gentechnikgegner sind Stalinisten." -- Katherina Reiche, GMO-Lobbyistin, ex-Bundesministerin und Insolvenzbetrügerin.

     

     

     

    @grefe: Saatgut kann man auch tauschen oder verschenken. Das wurde in der Privatgärtnerei jahrhundertelang so gemacht, bis den Menschen der neoliberale Wurm ins Hirn gesetzt wurde, daß nur das, was man kauft, auch ehrlich erworbenes Gut ist.

     

    Aber meinetwegen. Unterschreib, wo du willst, und genieß deine unfreien Patentsamen frisch aus dem Supermarkt, kontrolliert und genehmigt vom lieben guten nationalen Saatgutrecht, über das die CMA-Lobbyistin Aigner und das Monsanto-Uboot Reiche in Treue fest wachen.

     

    Wußtest du übrigens, daß in Deutschland die meisten Saatgutproduzenten - besonders der liebe Kiepenkerl mit seiner neuen "Alte Sorten"-Serie - mit Monsanto kooperieren, Monsanto-Saatgut vertreiben, oder Monsanto-Scheinfirmen sind?

     

    Recherchiere die Herkunft deines gekauften Saatguts hier: http://ec.europa.eu/food/plant/propagation/catalogues/database/public/index.cfm?event=SearchForm&cat=H ("Varieties" und dann Sortenname angeben. Bei Ergebnissen auf die blaue Zahlen/Buchstabenkombination klicken)

     

    Achte auch mal drauf, ob hinten auf den Tüten etwas von "keine Gentechnik" steht.

     

    Du wirst dich evtl wundern, wie sehr du in der Vergangenheit Monsanto und Syngenta gesponsort hast.

     

    Daß das geltende deutsche Saatgutrecht Monsanto nicht weniger und im Zweifelsfall sogar stärker bevorzugt als die pöhse EUdSSR-Reform, und alte/freie Sorten massiver benachteiligt als die EU das jemals geplant hat, muß man ja nicht wissen.

     

    Bei einer eher zufällig zusammengegriffenen Sammlung kommerziellen Saatguts, das mir meine Verwandtschaft für dieses Gartenjahr schenkte, waren 2/3 Monsantio- oder Syngenta-Produkte, die unter anderem Firmennamen vertrieben wurden.

     

    Das ist der status quo in Deutschland.

     

    Und wer den EU-Zwischenbericht verstanden hat, weiß, daß der 100%-Markt-0%-Regulierung-Vorschlag der Monsanto-Lobbyisten bereist 2012 zurückgewiesen wurde. Daß die Neuregelung für Monsanto mit Kosten verbunden ist, die sie sich momentan angesichts der massiv angestiegenen Resistenzen gegen Roundup & co und der dringenden Notwendigkeit eines neuen Geschäftsmodells überhaupt nicht leisten können.

     

    Aber was versteht Bingenheimer denn schon von Saatgut? Der PISA-Deutsche weis da fol vill mer. Der weis auch das alles pöhse ausm Auslant kommd und alles was aus Schlant komt voll doll gut is.

     

    Und was die Deutschen Wirtschafts Nachrichten schreiben, ist eh totale Wahrheit. Der deutschen Wirtschaft konnten wir schon immer vertrauen - beiden Gesetzen die sie macht, bei den Kanzlern die sie finanziert...

  • CB
    Carola Behrendt

    Sehr geehrte taz- Redakteure,

     

    bedauerlich das es für ihre Berufsgruppe nicht soetwas wie einen Hippokratischen Eid gibt. Denn dann würden sie nicht so einen,verzeihung, ausgemachten Blödsinn abdrucken. Hören Sie endlich auf die Menschen für dumm zu verkaufen. Nicht umsonst entstehen Aktionsbündnisse wie diese:

     

    https://www.campact.de/saatgutvielfalt/appell/teilnehmen/

     

    Im übrigen falls es Ihnen noch nicht aufgefallen sein sollte, machen Sie für genau diese Aktion Werbung, und das noch mitten im eigentlichen Artikel! Das ist mit Dummheit wirklich nicht zu überbieten. Ich habe Angst um unsere Kinder. Bitte Menschen wacht doch endlich auf, bevor uns das System den garaus macht.

  • S
    Shiyan

    Ich habe letztes Jahr alte Tomatensorten aus einem Online-Shop bestellt, die folgendes unter jede Sorte schreiben müssen:

     

    "Eine mächtige Saatgutlobby hat innerhalb der EU das Sortenzulassungsverfahren derart kompliziert werden lassen, so dass wirtschaftlich uninteressante Sorten und solche die eben nicht der vielgepriesenen "Einheitstomate" entsprechen ausgemustert wurden. Daher besitzen unsere vermehrten Alten Sorten keine Sortenzulassung mehr.

    Wir müssen darauf hinweisen: Die angebotenen Sorten geben wir ausdrücklich als Sammelobjekte oder Zierpflanzen ab

    - denn dafür sind sie ja mit viel Aufwand gezüchtet worden. Zu Genusszwecken dürfen sie keinesfalls verwendet werden, ist aber Kulinarisch sehr schade. Unsere Hunde lieben Tomaten zum fressen gerne!"

     

    Wie es aussieht, dürfen wir jetzt schon nicht mehr alte Sorten verkaufen oder essen. Wir werden ja am 6. Mai sehen, ob unsere DEMOKRATISCH GEWÄHLTEN Politiker in Brüssel wie gewohnt im Interesse der Großkonzerne handeln werden.

  • JM
    Jost Maurin

    @Die Person, die sich hinter dem Pseudonym "Gartenfreund" versteckt:

    Wie in dem Artikel ja steht, müssen gewerbliche Nutzer schon jetzt für alle Saaten eine Zulassung haben. Manche Betriebe halten sich einfach nicht an diese Regel. Aber diese Möglichkeit würde sich nicht ändern, nur weil das ganze jetzt in EU-Recht gegossen wird.

    Suchen Sie sich doch lieber mal richtige Argumente gegen die Reform. Die gibt es ja auch (s. letzter Absatz).

    Wie ich höre, benutzt die Europäische Züchterlobby den haltlosen Text aus der Internetpostille schon, um die Gegner der Reform zu diskreditieren. Das geht völlig nach hinten los.

  • B
    barbara

    Es war nur in dem Sinne Fehlalarm, weil es sich nicht um den privaten Garten handelt. Und die "Deutschen Wirtschaftsnachrichten", die u.a. auch auf den Kopp-Verlag verlinken, halte ich auch als Quelle für unseriös. Die betreiben Anti-EU-Lobbyarbeit.

     

    Aber die neue Saatgutverordnung ist trotzdem schlecht, weil sie den Interessen der Saatgutlobby dient, die Druck auf die EU machen. Ich habe selbst auch was dazu geschrieben: "Kampf um das Saatgut" in der Community des Freitag.

  • M
    monosanto

    ein verharmlosender Artikel mit einem Foto der Heiligen Johanna von Aigner vor Grünkullisse ...

    Das schreit nach einer weiteren AutorIn, die das Thema mal angemessen kritisch aufspießt.

  • H
    hinten

    Bayer Crop Science, BASF, Monsanto, Pioneer/Du Pont, Syngenta. Das sind schon mal fünf der größten Verbrecher. Hinzu kommen eine Menge kleinere, deswegen aber keineswegs weniger zwielichtige Firmen. Und auch das "Svalbard Global Seed Vault" und dessen kommerzielle Sponsoren sollten nicht unerwähnt bleiben. Das ist GEBALLTE Money-Lobby-Power.

    Auf der anderen Seite haben wir dann sesselfurzende EU-Technokraten, die sich teilweise schon für ein gutes Abendessen (3-Sterne, weil alte seltene Sorten, sorgsam zubereitet und garantiert GM-frei) und die Aussicht auf Karrieresprünge bereitwillig bücken, nicht nur um zu unterschreiben..

    Und dann wären da noch Aktionäre, die viel, sehr viel Kohle machen, wenn jeder Bauer Lizenzgebühren abdrücken muss, sowie Politiker, die entweder einen Schiss auf all das geben, oder es aber ganz toll finden, weil irgendwie ist das alles aufregend fortschrittlich, science- fictionmässig gar, und man kann dabei auch noch viel Kohle machen, den zuvorgenannten Aktionären sauviel Kohle bescheren, den hochqualifizierten Fachkräften tolle Jobs bieten, und nebenbei auch noch Hungernden auf der ganzen Welt helfen. Toll nicht? Win-Win für alle!

    Ausser -natürlich- für Dich und mich und Maxl Mustermann.

    Und die Hungernden werden wohl ewig auf die versprochenen Segnungen warten müssen. Die sind nur PR und fallen unter "Werbungskosten", wie es im BWL-Jargon so treffend heisst.

  • TH
    taz hater

    Also jetzt steht fest, dass ich die TAZ nie wieder kaufen werde! Danke für eure klarstellung, jetzt ist ja wieder alles gut! Richtig? Ich glaube, Monsanto Knechte seid ihr!

  • JG
    Joern Gerken

    Falschmeldung?

     

    Liebe taz.de,

     

    Bisher waren es Vorurteile, die ich gegenüber der selbst er- und so genannten vierten Gewalt hegte. Im Hinblick auf die taz.de haben sie bei mir mit ihrem Urteil nun für Klarheit gesorgt. Danke.

     

    Joern Gerken

  • T
    Tom

    @Gartenfreund

    Alles nicht so schwarz-weiss wie sie vielleicht denken: (1) Erntehelfer zaehlen natuerlich nur fuer die Zeiten des Jahres in denen sie tatsaechlich arbeiten. Wenn ein Unternehmen also 12 Erntehelfer fuer je einen Monat beschaeftigt gilt das ueber das gesamte Jahr als ein Beschaeftigter. (2) Saatgut von Chili muss ueberhaupt nicht zertifiziert werden (auch jetzt nicht). (3) Aber sie meinen wahrscheinlich Zulassung - es gibt meiner Meinung nach sehr gute Gruende fuer eine (sehr erleichterte) Zulassung. Einer dieser Gruende sind internationale Vertraege, wie etwa der ITPGRFA, die zur Charakterisierung pflanzengenetischer Resourcen verpflichten. Wenn jemand auf 100 alten Tomatensorten sitzt, dann ist dies ein oeffentliches Gut, von dem ein grosser Teil der Welt potentiell zur Nahrungssicherung profitieren kann. Da es sich um ein oeffentliches Gut handelt ist es allerdings auch wuenschenswert, dass die oeffentliche Hand fuer die Buerden der Zulassung oder Charakterisierung bezahlt.

    Alwso bitte auch ITPGRFA, Nagoya-Protokoll, Access and Benefit Sharing usw beruecksichtigen...

  • SE
    Stefan Enzian

    Die Probleme für alte Sorten von Saatgut bleiben. Hier die aktuelle Erwiderung vom österreischischen Saatgutverein Arche Noah dazu :

     

    http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20130425_OTS0262/von-eu-kolportierte-vereinfachte-zulassung-dennoch-unueberwindbare-huerde-fuer-alte-und-seltene-sorten

  • IN
    Ihr Name hmhm

    die frage ist, ob man sich "wehrt", wenn irgendwelche artikel wahllos über facebook gespreadet werden.

     

    und jeder meint, nur weil er was liked oder linked, damit schon was getan oder erreicht zu haben.

     

    und tägliche meldungen (übers gleiche thema) ermüden nicht nur, sondern stumpfen auch ab.

  • AU
    Andreas Urstadt und Julien Lewis

    Es widerspraeche der EU Biodiversitaetsregel (ganz besonders aber der englischen Haltung). Arche Noah etc sprechen ueber ein INTERNES EU Diskussionspapier. Anfragen bei oesterreichischen Landwirtschaftskammern blieben unbeantwortet. Die Landwirte sehen sehr wohl ihre Rechte bedroht und noch mehr Unfreiheit durch EU Buerokratie. Die haengt ueberhaupt nicht in der Luft, sondern bereits konkret ueber den Feldern und Aeckern.

     

    In Japan wird Cola light etc monsantofrei natuerlich biogesuesst, die Naturpflanze wurde in Europa durch Monsantogutachten gesperrt zugunsten von Monsantochemie und diese Chemievertraege laufen teils noch. Von den grossen Produzenten hat nur Zentis mittlerweile kalorienfreie Biosuesse drin. Es ist somit bereits Fakt, dass natuerliche Pflanzen durch Monsanto vom Gebrauch ausgeschlossen wurden. Behandelt als waeren es illegal gezogene Drogen. Es ist Fakt, dass Monsanto nicht nur ueberall in den Fluren der EU Behoerden rumsteht. Es ist dadurch zu vermuten, wer mit hinter internen Diskussionspapieren zum Saatgut steht und es ist Fakt, was aus solchen Diskussionen bereits wurde, siehe natuerliche Biosuesse auf dem Index.

  • VW
    Von wegen!

    Nur, weil die DWN etwas populistisch übertreiben, ist das noch lange kein Fehlalarm. Liebe TAZ, ich hätte eigentlich mehr von Euch erwartet.

    Wo bleiben stattdessen die kritischen Artikel über das teuflische Spiel, das Monsanto und Konsorten treiben?! Schämt Euch.

  • C
    Carsten

    Kein Grund zur Entwarnung! Zuzutrauen ist diesen EU-Gangstern alles!

  • O
    Obacht

    Schuld an diesen Gesetzesändeungen sind doch nur die Lobbyisten (von Monsanto und Co) und die Politiker die sich von diesen kaufen lassen.

    Es ist eine Frecheit sondersgleichen den Landwirten vorschreiben zu wollen, was sie anpflanzen dürfen und was nicht. Nur damit die ihr "Terminator-Saatgut" (Blüht nur einmal und geht dann kaputt) verkaufen können. Und mit diesen "Gesetzesänderungen" soll sowas durchgedrückt werden...

     

    --> Youtube: Monsanto - Mit Gift und Genen

  • T
    Thuje

    Wer das ganze als Falschmeldung bezeichnet versteht die Thematik nicht, das ganze ist in etwa so als würde man Cannabis Freunde damit beruhigen, das der Konsum ja weiterhin nicht strafbar ist, nur der Besitz .... woher kriegt der kleine Mann sein Saatgut, wenn ers nicht mehr kaufen kann .... soll sich jeder Privatmann seinen eignen Svalbard Seed Vault bauen ... oder sein Saatgut aus China einfliegen lassen

  • C
    Chris_Es

    Fehlalarm? Denke hier im Artikel (und in der Überschrift!) wird das eigentliche Problem der Saatgutnutzung für eine schnelle Nummer untergepflügt....sind wir hier bei Spiegel-Online oder Bild.de ?

  • B
    Benny

    „Die schlimmste Lüge ist die Wahrheit – mäßig entstellt.“ (Tucholsky) Weil die verbleibende Wahrheit aber schlimm genug ist, lohnt es sich trotzdem, der weiteren Privatisierung des Gemeingutes freie Saat frühzeitig Paroli zu bieten bevor es zu spät ist und mit der Petition von "Save Our Seeds" und Campact jetzt damit anzufangen:

    http://www.saveourseeds.org/dossiers/neue-eu-saatgutverordnung.html

    oder www.campact.de

  • F
    frustrierter

    die TAZ frustriert mich immer mehr - eh schon halb zum fussballblatt verkommen werden jetzt noch die kollegen schlecht gemacht, die es noch wagen, gegen den mainstream zu schreiben

     

    gute nacht

  • G
    grefel

    Die EU behauptet für Privatgärtner ändert sich nichts:

     

    http://ec.europa.eu/deutschland/press/pr_releases/11327_de.htm

     

    Nun, wenn ich keine Samen mehr kaufen kann darf ich diese nicht existenten Samen weiter aussäen. Tolle Logik.

     

    Damit machen Sie auch die eigentliche Dimension der Regeln klar, die Artenvielfalt wird abnehmen. Da die professionellen Akteure viele Sorten aufgrund der administrative Hürden nicht mehr anbieten werden.

  • G
    Gartenfreund

    Seltsam das die Falschmeldung einer deutschen Zeitung unsere Nachbarländer zum überkochen bringt??? Haben sich die Redakteure der Taz den Entwurf wirklich ganz durchgelesen??? Schön, das Privatpersonen und Kleinstunternehmen von dem bürokratischen Wahn außen vor gelassen werden...Ein kleines Beispiel gefällig:

    Der Saatguthändler meines Vertrauens bietet über 700 Chilisorten und ca 100 Tomatensorten an. Als Kleinstbetrieb gilt jemand der weniger als 10 Leute beschäftigt(Erntehelfer meines Wissens inbegriffen)Also müsste dieser Händler Zertifizierungen für mehrere 100 Sorten beantragen(natürlch völlig unbürokratisch und FAST kostenfrei) Sorry, aber bei so einem unreflektierten Artikel kommt einem das große K.

  • B
    Buerger67

    Zitat:"In diesem Papier steht ausdrücklich, dass die neuen Regeln EU-weit nur für Akteure gelten sollen, die „professionell“ zum Beispiel anbauen oder züchten. Allerdings wäre es Landwirten und Gärtnereien danach tatsächlich verboten, nicht zugelassene Sorten weiterzugeben."

     

    " Sehr wohl steht in dem Kommissionsentwurf hingegen, dass historische Sorten künftig einfacher zugelassen werden sollen als zum Beispiel kommerzielles Hochleistungssaatgut."

     

    Ergo: nicht zugelassene Sorten darf ich bicht anpflanzen!

     

    Also haben die DWN mit ihrer Darstellung völlig recht!

     

    Siehe dazu auch den "Monsanto Protection Act" von Obama, mit dem Monsanto nun machen kann,was es will, insbesondere wohl dann, wenn das Freihandelsabkommen so wird, das die USA hier jedes ungeprüfte Produkte einführen kann!

     

    Auch brauchen wir uns von einer nicht demokratisch legitimierten EU-Kommission und EU-Parlament gar nichts vorschreiben zu lassen!

    Das sind alles Technokraten ohne jegliche demokratische Legitimation!

     

    Was ich auf meinem Grundstück mache, geht der EU überhaupt nichts an!

     

    Wird Zeit für unsere eigene Verfassung (Art. 146 GG), bevor die Politiker völlig den Verstand verlieren.

  • G
    Gärtner

    "...Doch das ist nichts Neues..."

     

    Doch liebe TAZ, dies ist etwas Neues, hier hat man darüber noch niemals berichtet.

    Über die Wasserprivatisierung wurde früher genau so geredet wie über die kommende Saatgutverordnung. Mit "eititei" das wird schon nicht so schlimm, ist diese EU-Krake definitiv nicht aufzuhalten.

    Kritischer Journalismus ist etwas anderes, hier ist ein Pro-EU-Kurs mehr als deutlich zu erkennen.

  • N
    Nobelier

    Wehret den Anfängen! Und am Ende schaumermal, wer den wahren Fehlalarm ausgelöst hat und ob es nicht besser ist, den EU-Gagaisten rechtzeitig Einhalt zu gebieten?

  • UV
    Un Verständnis

    Das ist ja gut und schön, das es sich hierbei ZUM TEIL um eine Falschmeldung handeln mag.

     

    Aber woher stammt diese innere Ruhe, die hier angemahnt wird?

     

    Wikipedia sagt: "2007 betrug laut einer Abschätzung bei der weltweiten Anbaufläche von GV-Pflanzen der Anteil mit Technologie von Monsanto 87 %."

     

    Stimmt das? - und was bringen die angedachten Gesetzänderungen diesem Verein (Monsanto)?

     

    das ist eigentlich ein so grosses Thema, das es von der taz Redaktion täglich ins Bewusstsein gerufen werden müsste. - aber: um sich dagegen zu wehren, nicht, um zu beruhigen.