EU-Kommission stärkt Telekom-Rivalen: Glasfasernetz für alle
Lange wurde darüber gestritten, jetzt ist klar: Das neue Hochgeschwindigkeitsnetz muss allen Anbietern offen stehen. Die Entscheidung ist eine Niederlage für die großen Konzerne.
HAMBURG afp | Die EU-Kommission will einem Pressebericht zufolge das schnellere Internet der neuen Generation allen potenziellen Anbietern öffnen und nicht nur den großen Telekomkonzernen. Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" (Dienstagsausgabe) will die Brüsseler Behörde am kommenden Montag Leitlinien verabschieden, denen zufolge beim Ausbau des Glasfaserkabelnetzes weder die Deutsche Telekom noch andere Netzbetreiber neue Monopole errichten dürfen. Damit lege die Kommission die lang erwarteten Regeln für das Hochgeschwindigkeitsnetz fest. Für die Branche ist die Aufrüstung der Infrastruktur wichtig, um lukrative Dienste wie Internetfernsehen und Videokonferenzen in hochauflösender Qualität anbieten zu können.
Der Investitionsbedarf ist demnach gewaltig: Europaweit werde er auf 180 bis 270 Milliarden Euro geschätzt. 40 Milliarden bis 50 Milliarden Euro werde der Glasfaserausbau in Deutschland kosten. Unklarheit über die Regeln für die Nutzung der Netze hatte in den vergangenen Jahren den nötigen Ausbau gehemmt.
Mit den EU-Vorgaben sei nun klar: Wer in Europa Glasfaserkabel verlege, müsse allen Konkurrenten Zugang zu seinen Netzen geben - zu regulierten Preisen. In Deutschland müsse die Bundesnetzagentur "prüfen, ob die Investoren ausreichende Kabelschachtkapazitäten für Dritte installieren und einen kostenorientierten Zugang zu diesen Kapazitäten gewähren", heißt es laut "FTD" in einem Kommissionsentwurf. Mit dieser Entscheidung wolle EU-Telekomkommissarin Neelie Kroes Anreize für den Netzausbau schaffen, ohne den Wettbewerb zu bremsen. Für die großen Telekomkonzerne sind die Vorgaben eine Niederlage.
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