EU-Hilfen für Irland: Dublin will offenbar doch Milliardenkredit
Jetzt also doch: Bisher hat Irland Staatshilfen abgelehnt, nun äußerst sich der Notenbank-Chef des Landes. Er erwarte, Irland würde "einen sehr beträchtlichen Kredit" annehmen.
![](/picture/290107/624/honohan_notenbank_irland_123.20101118-13.jpg)
Erwartet, dass sein Land Hilfen annimmt: Der irische Notenbank-Chef Patrick Honohan. Bild: dapd
DUBLIN reuters/dapd/dpa/afp | Irland wird zur Lösung seiner Schuldenkrise vermutlich einen zweistelligen Milliarden-Kredit von Europäischer Union (EU) und dem Internationalem Währungsfond (IWF) in Anspruch nehmen. Dies sagte der irische Notenbank-Chef Patrick Honohan am Donnerstag.
Dem staatlichen Sender RTE sagte er, er habe die Erwartung, „dass die Verhandlungen oder Gespräche effektiv sein werden“ und ein Kredit zur Verfügung gestellt und sofern nötig angenommen würde. "Ja, wir sprechen natürlich von einem sehr großen Kredit, einem zweistelligen Milliardenbetrag. Mir ist aber nicht bekannt, dass es in dieser Phase schon eine konkrete Festlegung in dieser Sache gegeben hätte", sagte der Honohan weiter. Er fände das aber „nicht wirklich beunruhigend“.
Irlands Ministerpräsident Brian Cowen hatte am Mittwoch seinen Standpunkt untermauert, er habe keine Hilfen aus Brüssel beantragt. Die irische Regierung vertritt die Ansicht, Hilfen für den irischen Staatshaushalt seien trotz des erheblichen Schuldenberges nicht notwendig, das Land sei bis Mitte 2011 durchfinanziert.
Ein Team aus Finanzexperten der EU und des IWF traf am Donnerstag in Dublin ein. Es will sich ein genaueres Bild von der finanziellen Lage des Staates und der Banken machen. Zudem sollen die nötigen Schritte festgelegt werden, um Investoren zu versichern, dass Irland zu einer Rückzahlung seiner Schulden in der Lage ist. Die Verhandlungen in Dublin, an denen unter anderem das irische Finanzministerium und die irische Zentralbank teilnehmen, könnten mehrere Tage dauern.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Irland derweil angeboten, vom Euro-Schutzschirm gebrauch zu machen. "Wir haben einen Euro-Rettungsschirm. Falls ein Land der Meinung ist, es möchte ihn benutzen, kann ich nur sagen, genau für diesen Fall ist er geschaffen", sagte sie am Donnerstag in Berlin. Der Schirm gelte für drei Jahre.
Irland ist in Probleme geraten, da es für seine maroden Banken mit einer Summe von 350 Milliarden Euro bürgt. Die Rettung selbst dürfte etwa 50 Milliarden kosten. Daher weist der Staatshaushalt für 2010 ein Defizit von 32 Prozent des Bruttoinlandprodukts auf.
Leser*innenkommentare
Horst Schwabe
Gast
Den Keltischen Tiger hat es eiskalt erwischt. Der Europa-Wahn, der vor allem durch deutsche Poltiker forciert wird, wird neben Griechenland auch Irland in den Ruin treiben. Als Nächstes folgen dann Spanien, Italien und Portugal. Irgendwie habe ich das Gefühl, daß das Großdeutschland unter dem Namen "Europa" mit Merkel als Europa-Präsidentin diesmal nicht mit Panzern sondern Geld geschaffen wird. Das Auslöschen europäischer Identitäten durch Abschaffen der Grenzen und Ausbreitung vornehmlich Kohl-Merkel-deutscher Ideen und Gesetze hat die europäischen Staaten sturmreif geschossen. Jetzt werden sie mit Geld geschluckt.