■ EU-Gipfel in der Hauptstadt: Bauernprotest in Berlin
4.000 Bauern aus Deutschland und anderen europäischen Ländern haben am Rande des EU-Sondergipfels in Berlin massiv gegen die geplanten Agrarreformen protestiert und Nachbesserungen der Agenda 2000 verlangt. Während die Staats- und Regierungschefs im Hotel Interconti von einem Großaufgebot der Polizei abgeschirmt wurden, demonstrierten die Landwirte gestern mit 400 Traktoren lautstark gegen die Senkung der Preise für Agrarerzeugnisse wie Milch und Rindfleisch. Nach Ende der Kundgebung fuhren über 100 Teilnehmer spontan mit Traktoren durch das Brandenburger Tor.
Auf der Abschlußkundgebung kritisierte Bauernverbandspräsident Gerd Sonnleitner die EU-Agrarreform der Agenda 2000 als schwere Belastung der Bauern und ihrer Familien. „Sie gefährdet Hunderttausende von Betrieben, setzt Arbeitskräfte aufs Spiel und schwächt die Wirtschaftskraft im ländlichen Raum“, sagte Sonnleitner.
Neben den deutschen Landwirte nahmen auch Bauern aus Frankreich, Finnland und Irland an der Demonstration teil. Herzstück der geplanten Reform ist die Senkung der Garantiepreise für Milch, Getreide und Rindfleisch. Die Teilnehmer waren seit dem frühen Morgen in einer Sternfahrt aus allen vier Himmelsrichtungen aus Brandenburg in die Hauptstadt eingerollt.
Nach dem Start um 10.45 Uhr bewegte sich der Zug vom Theodor-Heuss-Platz im Bezirk Charlottenburg zur Siegessäule in Tiergarten. Die Demonstranten trugen schwarze Fahnen mit sich. Auf Transparenten stand: „Ohne Bauern keine Zukunft“, „Agenda 2000 – ein Bündnis gegen Arbeit“ und „Öko- und Entlastungssteuer sind für Bauern Ungeheuer“. An Traktoren hingen strangulierte Bauernpuppen, Trillerpfeifen und Sirenen verbreiteten ohrenbetäubenden Lärm.
Am Morgen hatte die Polizei bei Vorkontrollen an der Berliner Stadtgrenze 155 gefährliche Gegenstände, vor allem Werkzeuge, sichergestellt. Nach Absprache mit den Sicherheitskräften ließen die Demonstranten neun mitgeführte Anhänger mit Jauche und Heu stehen. dpa
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