piwik no script img

EU-FischereipolitikWeniger Hering, mehr Dorsch

Die EU-Agrarminister haben sich auf Fangquoten für die Ostsee geeinigt – und schonen die Fische nicht genug, kritisiert die EU-Kommission. Fast 90 Prozent der Bestände gelten als überfischt.

Der erste Hering des Jahres im Hafen von Stahlbrode im Landkreis Nordvorpommern. Bild: dpa

LUXEMBURG dpa | Weniger Hering, dafür mehr Dorsch: Nach harten Verhandlungen haben sich die europäischen Fischereiminister am frühen Dienstagmorgen in Luxemburg auf die Ostsee-Fangquoten für kommendes Jahr geeinigt. Demnach sinken die erlaubten Fangmengen für Hering in der westlichen Ostsee um 16,5 Prozent. Dafür dürfen die Fischer mehr Dorsch fangen, 15 Prozent in der östlichen Ostsee, 8,6 Prozent in der westlichen.

Die Europäische Kommission hatte für den Hering in der westlichen Ostsee ein Minus von 21 Prozent vorgeschlagen, um die Bestände zu schonen. Der Staatssekretär im deutschen Agrarministerium Gert Lindemann sagte, die Fischer hätten klargemacht, dass ein solches Minus für sie existenzbedrohend gewesen wäre. Auch mit dem jetzt erzielten Ergebnis würden die Bestände unterm Strich ausreichend geschont. "Das ist ein gutes Ergebnis", sagte Lindemann.

Die Heringsbestände schrumpfen nach Kommissionsangaben seit längerem. So sei der Nachwuchs mengenmäßig auf ein Viertel seiner ursprünglichen Größe geschrumpft. Dennoch seien die Fangquoten für 2009 "deutlich über der wissenschaftlichen Empfehlung" festgelegt worden, kritisierte die Behörde die Minister. Dagegen hatte sich der Dorsch - der "Kabeljau der Ostsee" - erholt.

Die Quoten für Sprotten in der Ostsee werden um 5 Prozent gekürzt, ebenso beim Lachs. Nur in der Finnischen Bucht darf die Fangmenge gleich bleiben. Auch Scholle darf im nächsten Jahr ebenfalls in der gesamten Ostsee im gleichen Umfang gefischt werden.

Für die zentralen Heringsbestände legten die Minister ein Minus von 12 Prozent fest. Dagegen gibt es im Bottnischen Meerbusen ein Plus von 25 Prozent und in der Bucht von Riga von 4 Prozent.

Über die Fangquoten für Nordsee und Atlantik entscheiden die Minister der Union im Dezember. In Europa gelten fast 90 Prozent der Bestände als überfischt, die Bestände beliebter Speisefische wie des Kabeljaus stehen der EU-Kommission zufolge am Rande des Kollapses.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • A
    Antonietta

    Durch Jahrzehnte lang andauernden Walfang wurden viele Wal- und Delfinarten an den Rand der Ausrottung gebracht. Auch heute sind diese faszinierenden Meeressäuger immer noch der Bejagung und zusätzlichen Belastungen ausgesetzt. Meeresverschmutzung, durch Boote und Unterwasserbohrungen verursachter Lärm, Verlust ihres Lebensraumes, Beifang in Fischnetzen und die globale Erwärmung, die unsere Meere verändert, sind einige der vom Menschen verursachten Bedrohungen.