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Archiv-Artikel

ES GIBT RADFAHRER IN HAMBURG, DIE NERVEN. GEFÄHRLICHER ABER SIND DIE LEUTE IN DEN BÜCHSEN Auf dem Rad

Roger Repplinger

Diese Leute mit Stöpseln im Ohr, die auf dem Radweg rum daddeln, die nerven. Hören nicht, wenn du kommst, hören nicht, dass du vorbei willst. Brauchen mehr Platz, weil sie der Musik, die sie hören, radfahrerisch Ausdruck verleihen. Opas und Omas sind auch nicht ohne. Holen, wenn die Sonne scheint, ihre alten Hobel aus dem Keller, Spinnweben dran, ziehen graue Sandalen und weiße Socken an. Erschrecken übers Tempo, kommen nicht mit, haben Schiss und nur drei Gänge. Dann gibt es die mit Bierflasche, musst du aufpassen, dass du die nichts ans Hirn kriegst. Fluppe in der anderen Hand. Angeschickert oder blau. Nachts ohne Licht. So gesehen, rummst es selten.

Koreaner auf dem Radweg sind Hamburg-Folklore. Touris, die beim Fotografieren rückwärts Richtung Radweg trampeln, auch. Radpilger: Jesuslatschen, vergeistige Fahrweise, eingefallene Gesichter, sind teuflisch.

Im Winter haben wir den Radweg für uns, jetzt haut jeder seinen Arsch auf den Sattel, Sonnenbrille, und gib ihm. Touris, mit den roten Bahn-Dingern, sind auch so was. Suchen Straßenschilder, achten nicht auf den Verkehr. Bleiben mit quietschenden Reifen auf dem Radweg stehen, weil sie auf den Stadtplan gucken müssen: „Hm – Binnenalster?“ Beide stecken ihre Nase in den Plan. Bilden ein Verkehrshindernis. Kommste nicht vorbei.

Auf dem Rad qualmen: Kann ich nicht ab. Das sind Leute, die können ohne schlechte Luft nicht leben. Quarzen auch im Wald. Sonst halten die das nicht aus. Hundert Meter weit riechst du die Fahne.

Ich hab hier mal eine Bitte an alle Randalierer: Wenn ihr Flaschen zerdeppern müsst, ich weiß nicht, welchen Grund es dafür geben kann, aber gut, wenn ihr Flaschen zerdeppert, dann irgendwo, aber nicht auf dem Radweg. Ich hab ja die Jungs meiner Werkstatt im Verdacht, dass sie rum laufen und Scherben auf Radwege legen. So wie in Chaplins „The Kid“, wo der Kleine Scheiben einwirft, und der Tramp sie repariert.

Ein paar Radfahrer nerven, gefährlicher aber sind die in den Büchsen. Hier, Heinrich-Hertz-Straße: Kopfsteinpflaster, eng. Kommen Autos entgegen, macht die Hälfte auf Nervenkrieg. Fahren stur weiter, als ob es dich nicht gibt. Wer schlechtere Nerven hat, bremst oder weicht aus. Und Ferdinandstor, wenn du unter der Eisenbahnbrücke durch pumpst, und dann – ssst – hoch, da biegen die Büchsen zur Lombardsbrücke ab, wissen nicht, wie schnell du bist, sind überfordert, weil Radfahrer von oben kommen, von hinten der Daimler drängelt, Radfahrer von unten. Wissen nicht, wohin gucken.

Bin ich mal auf einem Kühler gelandet. Hatte Helm auf. Heinz hatte einen Achter im Vorderrad, der Rahmen war heil. Starker Heinz.

Politisch ist es so, dass ein paar Radwege überfüllt sind. Die waren für weniger Radler geplant. Die müssen uns auf die Straße lassen. Wir versprechen, uns zu überlegen, ob wir uns dann stärker an die Dings, die, ähm, Verkehrsregeln?, genau, Verkehrsregeln halten. Überlegen, hab ich gesagt.