EM-Marketing bei Media Markt: Traumfinale nur mit Deutschland
Für jedes Tor der deutschen Mannschaft im EM-Finale will Media Markt seinen Kunden 100 Euro zurückzahlen. Doch das Risiko ist begrenzt.
HAMBURG taz Ganz Deutschland bangt um den Sieg? Nein, es ist die Kundschaft von Media Markt, die der Auswahl des Fußballbundes DFB besonders fest die Daumen drückt, denn für jedes Tor der deutschen Elf zahlt der Konzern den Kunden 100 Euro zurück.
Alle Kunden, die in der ersten Juniwoche tintenlose Fotodrucker, muskulöse Gamer-PCs oder Plasma-Fernsehgeräte im Wert von mindestens 500 Euro gekauft haben, dürften dem "Media Markt EM-Traumfinale" nach einem heutigen Sieg gegen die türkische Elf entgegenfiebern. Für jedes Tor, das die DFB-Mannschaft dann im Finale der Europameisterschaft schießt, will Media Markt 100 Euro in bar an seine Kunden zurückgeben.
Deswegen muss die Konzernspitze aber noch lange keine Millionenverluste fürchten und vorsichtshalber den Türken die Daumen drücken. Selbst wenn die deutsche Elf am Sonntag viele Tore schösse, macht der Händler ein gutes Geschäft.
Dessen finanzielles Risiko wird zunächst durch eine kleine Einschränkung gedämpft: die (vielen) Tore, die beim Elfmeterschießen nach einer Verlängerung fallen, zählen nicht. Das verbliebene Restrisiko der Metro-Tochter deckelt die Assekuranz. "Wir haben das Traumfinale über eine Versicherung abgesichert", versichert Media-Markt-Sprecher Sven Jacobsen.
Wer der Glückliche ist, bleibt geheim. Weder Sportspezialist Hamburg-Mannheimer noch Victoria oder Hannover Rück wollen offiziell mitspielen. Immerhin ist so viel zu erfahren, dass eine finale Police keineswegs ungewöhnlich sei. Schließlich lassen sich hochklassige Fußballspiele versicherungsmathematisch leicht fassen, denn ein 0:0 oder 1:0 ist sehr häufig und schon die Gefahr eines teuren 4:3 liegt im Promillebereich. Wahrscheinlich deckelt die Versicherung das Restrisiko für Media Markt, falls der Angriff um Miroslav Klose mehr als zwei Tore herausspielt.
Der Torrabatt im Finale ist bereits das zweite Highlight, das Media Markt zur EM bietet. Während die Schwestergesellschaft Saturn bieder Sonderangebote ins Schaufenster stellt, freute sich Jacobsen über das deutsche 3:2 gegen den Favoriten Portugal im EM-Viertelfinale und erließ Montag und Dienstag ein Viertel des Preises auf alle Waren ab 200 Euro. In diesem Fall bemühte Media Markt keine Versicherung: "Ein ganz normales Händlergeschäftsgebaren", so Jacobsen.
Diese Aktion ist weniger riskant als das Traumfinale. Die Kalkulation dabei dürfte so aussehen: Mindestens ein Drittel des normalen Verkaufspreises eines Produktes kassiert Media Markt. Es bleiben also selbst bei dem EM-Rabatt noch ein paar Euro übrig. Zudem wird eine größere Menge verkauft, und vielleicht werden Ladenhüter abgesetzt. Nicht in Euro lässt sich der zusätzliche Werbeeffekt beziffern. Jacobsen freut sich jedenfalls über das "Alleinstellungsmerkmal" seines Traumfinales.
"Grundsätzlich ist das eine zulässige Werbung", sagt Kerstin Hoppe vom Bundesverband der Verbraucherzentralen, "es sei denn, es gibt Beschwerden von Verbrauchern."
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