piwik no script img

EG soll Militärunion werden

■ Italien legt Vorschlag für kommenden Gipfel vor

Berlin (taz) — Wer eine politische Union Europa will, muß auch für eine gemeinsame Außen- und Militärpolitik sein. Nach diesem Motto legte jetzt der italienische Außenminister Michaelis seinen EG-Kollegen einen Vertragsentwurf vor, nach dem innerhalb bestimmter Fristen die EG die Kompetenz für die Militärpolitik der 12 Mitgliedsstaaten übernehmen soll. Der bislang vertrauliche Entwurf, der der taz vorliegt, ging in den letzten Tagen den übrigen elf Mitgliedsstaaten zu und soll auf dem EG-Gipfel im Dezember beraten werden. Eine Vorabstimmung mit den zuständigen Ressorts in den 12 Hauptstädten ist bereits erfolgt. Nach den Vorstellungen des Italieners soll die EG spätestens 1998 die Aufgaben der Westeuropäischen Verteidigungsunion (WEU) vollständig übernehmen. Bis dann läuft der geltende WEU- Vertrag aus. Darüber hinaus soll die EG auch in Bereichen, die bislang noch zur Nato gehören, zuständig werden. Dazu sollen die Bereiche Rüstungskontrolle und Abrüstung gehören, die jetzt innerhalb der Nato abgestimmt werden. Dem jetzigen Entwurf ging eine Debatte der europäischen konservativen Parteien voraus, die bereits vor Wochen gefordert hatten, die Sicherheitspolitik ebenfalls in die Kompetenz der EG zu überführen. Letzter Auslöser war die Golfkrise, wo mehrere EG- Staaten militärisch engagiert sind. Es wird erwartet, daß sich vor allem Frankreich und Großbritannien gegen diese Pläne zur Wehr setzen werden, da beide die Kontrolle über ihre Atomwaffen nicht verlieren wollen. SEITE 4

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen