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E-Reader für ZeitungenDer Riesen-Kindle

Amazon hat eine zweite Version seines Lesegeräts für elektronische Bücher vorgestellt. Dank größerem Bildschirm soll der Kindle DX nun auch Zeitungen ordentlich darstellen können.

Nie mehr Anstehen im Kiosk - der Kindle DX, hier gehalten von Amazon-Gründer Jeff Bezos, soll die Zukunft der Zeitung sein. Bild: reuters

Man könnte es als fiesen Fingerzeig der Geschichte interpretieren: Ausgerechnet auf dem Grundstück, auf dem die "New York Times" im 19. Jahrhundert ihr Hauptquartier hatte, präsentierte Amazon-Boss Jeff Bezos am Mittwoch eine Technologie, die die aktuell schwer verängstigte "Totes-Holz-Industrie" retten können soll: Ein elektronisches Lesegerät mit drahtlosem Internetanschluss und einem papierähnlichen Bildschirm, der sich endlich auch für größere Formate, sprich: Zeitungen und Magazine, eignet.

Bei dem Gerät, "Kindle DX" (das "DX" steht dabei für "Deluxe") genannt, handelt es sich um eine aufgeblasene Version des E-Book-Readers Kindle 2.0, den der E-Commerce-Konzern, im Buchgeschäft in den USA wie in Deutschland mit enormer Marktmacht ausgestattet, im Februar erstmals vorgestellt hatte.

Statt kleinen 6 Zoll hat der Neuling fast 10 Zoll Anzeigeplatz, der Schirm nimmt mehr Raum auf der Geräteoberfläche ein, was sie gefälliger macht. Dokumente können ohne nerviges Scrollen, Zoomen oder Verschieben von Inhalten angezeigt werden, 16 Graustufen sorgen außerdem für eine vernünftige Darstellung von Fotos und Grafiken. Mit 550 Gramm und einer Dicke von weniger als einem Zentimeter ist der DX gut tragbar.

Unterstützt wird erstmals auch das im Geschäftsleben und im Internet häufig verwendete PDF-Format ohne die beim Vorgänger bislang notwendige Konvertierung - so sollen etwa Anwälte oder Buchhalter einen DX als digitale Dokumentenmappe verwenden können. Insgesamt 3500 Buchtitel passen in den 3,3 Gigabyte großen Speicher, beim Kindle 2.0 sind es (ebenfalls eindrucksvolle) 1500.

Dreht man den Kindle DX um, orientiert sich das Bild dank Lagesensor automatisch ins Querformat, allerdings dauert der Schaltvorgang beim Seitenwechsel mehrere Sekunden, was aber im Betrieb Anwender nur wenig zu stören scheint.

Ganz günstig ist der Spaß allerdings nicht: 490 Dollar verlangt Amazon für das vorerst nur in den USA angebotene Gerät. Die kleinere Version kostet weiterhin 360 Dollar. Am Buchangebot ändert sich nichts: "New York Times"-Bestseller werden weiterhin für knapp 10 Dollar angeboten, diverse andere Titel aus einem Repertoire von derzeit knapp 275.000 Titeln sogar noch billiger.

Hinzu kommen Arrangements mit mehreren US-Universitäten, die Lehrbücher für ihre Studenten auf dem Kindle DX bereitstellen wollen. Die digitale Buch-Auslieferung erfolgt per Tastendruck über das so genannte "Whispernet" in rund 60 Sekunden, wozu Amazon einen Vertrag mit dem Mobilfunkanbieter Sprint geschlossen hat. (Dessen Netztechnik funktioniert in Deutschland allerdings nicht.)

Der Verkauf des Kindle DX soll ab Sommer erfolgen. Dann beginnt auch der Vertrieb von Zeitungen. Die US-Blätter "New York Times", "Washington Post" und "Boston Globe" wollen Abos anbieten, über die man dann täglich sein Blatt auf den Reader geliefert bekommt. Das war zwar bereits beim kleineren Kindle 2.0 möglich, doch dessen Schirm sorgte für wenig Lesevergnügen. Beim DX sollen hingegen Zeitungsseiten deutlich näher am Originallayout dargestellt werden können.

"New York Times"-Verleger Arthur Sulzberger Jr. kündigte an, dass man bei längerfristigem Aboabschluss einen verbilligten Kindle DX anbieten werde. Aktuell kostet die "New York Times" für den alten Kindle 2.0 rund 14 Dollar im Monat, das "Wall Street Journal" einen Zehner, die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" 15 Dollar.

Zum Verkaufsstart von Kindle 2.0 und DX in Europa machte Amazon einmal mehr keine Angaben; dass die Geräte kommen, darüber machte der Konzern bereits im letzten Jahr jedoch keinen Hehl. Derzeit laufen Verhandlungen mit Verlagen und Inhaltelieferanten.

Bislang ist hier zu Lande Sonys Reader bei den E-Books der Platzhirsch. Er ist seit dem Frühjahr für 350 Euro erhältlich - wenn auch nur in einer Version, die in anderen Regionen der Welt bereits seit mehr als einem Jahr erhältlich ist. Das Buchangebot hinkt noch hinter Amazons hinterher.

Ob der DX tatsächlich die klassischen Printmedien ins digitale Zeitalter überführen und damit "retten" kann, wie von einigen Vertretern der Medienindustrie erhofft, bleibt schwer abzuwarten. Das 10-Zoll-Display entspricht ungefähr DIN A5. Damit passt zwar deutlich mehr auf den Schirm als beim Kindle 2.0 (DIN A6), von einem echten Zeitungsfeeling ist die verwendete elektronische Tinte, deren Darstellung an dunkles Paperback-Papier erinnert, aber noch weit entfernt. Farbige "E Ink"-Displays werden aber bereits entwickelt und könnten bereits im nächsten Jahr auf den Markt kommen.

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2 Kommentare

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  • N
    NetReaper

    @Undjetzt:

     

    Es handelt sich aber nicht um einen "Bildschirm", sondern um elektronisches Papier. Wikipedia sagt dazu folgendes:

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Elektronisches_Papier

     

    "E-Paper reflektiert das Licht wie normales Papier. Texte oder Bilder werden dauerhaft angezeigt, ohne dass dafür eine Erhaltungsspannung erforderlich ist. Die Anzeige kann jedoch zu einem späteren Zeitpunkt geändert werden."

  • U
    Undjetzt

    Das ist sicherlich eine interessante Technologie, aber starren wir heutzutage nicht schon lang genug auf Bildschirme: im Beruf, zu Hause. Da ist ein Fachmagezin oder eine Zeitung doch viel entspannender und für mich immer noch cooler, als ein weiterer Bildschirm.

     

    Auch wenn es für Verlage Nutzen bringt, was ist mit den Druckereien, die haben heute schon genug Auftrags-Rückgang.

    Wobei ein Mix aus E-Reader und Recycling den Wäldern gut tun würde...