E-Book-Lesegerät "Nook": Buchkette mischt Reader-Markt auf
Die US-Buchhandelskette Barnes & Noble hat mit dem "Nook" das aufwändigste Lesegerät für elektronische Bücher vorgestellt - mit zwei Bildschirmen und Googles Android.
BERLIN taz | In den Zukunftsmarkt der E-Book-Reader ist in den letzten Monaten viel Bewegung gekommen - immer mehr Inhalte werden digital veröffentlicht, immer mehr Geräte erreichen die Läden. Das jüngste Beispiel kommt aus Amerika: Die im physischen US-Handel marktbeherrschende Buchshopkette Barnes & Noble (B&N) hat mit dem "Nook" am Dienstag ein Lesegerät vorgestellt, das dem aktuellen Branchenprimus, Amazons "Kindle", direkte Konkurrenz machen soll. Dazu greift der Nook tief in die technische Trickkiste - Fachleute halten ihn für das bislang aufwändigste Lesegerät auf dem Markt. Der 260 Dollar teure Reader, der Ende November exklusiv bei B&N erstanden werden kann (internationale Vermarktungspläne stehen noch aus), besitzt gleich zwei Bildschirme. Das eine, bekannt von Kindle & Co., ist ein E-Ink-Display mit elektronischer Tinte. Es bietet nahezu Papierqualität. Darunter hat B&N aber auch noch ein 3,5 Zoll großes Farbdisplay einbauen lassen, das über eine berührungsempfindliche Oberfläche verfügt. Darüber werden Bücher selektiert und Einstellungen vorgenommen, wie man das etwa von einem iPhone kennt. Hat man das gewünschte Buch erreicht, schaltet sich das Farbdisplay ab. So erreicht der Nook eine Lesedauer von bis zu 10 Tagen, beim rein schwarz-weißen Kindle sind es 14. Auch intern hat B&N einige Neuerungen eingebaut. Während Amazons Gerät mit einem proprietären Betriebssystem auf Linux-Basis läuft, nutzt der Nook Googles Mobilsoftware Android. Diese ist zwar für den Nutzer versteckt, er kann also zunächst keine weiteren Anwendungen installieren, doch sorgt sie immerhin dafür, dass es eine bessere Kompatibilität zu verschiedenen Dokumentformaten gibt. So kann der Nook etwa standardmäßig PDFs darstellen. Auch sonst gibt sich B&N offener: Während der Kindle ein eigenes Datenformat für Bücher nutzt, verwendet der Nook das Standardformat EPUB. Einzelne Bücher, die beim Nook wie beim Kindle bei rund 10 Dollar starten, werden kostenlos per Mobilfunknetz empfangen. Neu beim Nook ist, dass es auch eine Ausleihfunktion für Bücher gibt: Man kann seine Einkäufe für eine bestimmte Zeit auch an Freunde weiterleiten. Branchenexperten reagierten am Dienstag positiv auf B&Ns Ankündigung. Allerdings werfe der Einbau des zweiten Farbdisplays die Frage auf, ob die Schwarz-Weiße-E-Ink-Technik insgesamt der richtige Weg für den E-Book-Markt sei. Tatsächlich wird seit Monaten über einen möglichen Markteintritt Apples in den Markt für Tablett-Rechner spekuliert. Ein solches Gerät hätte ein gewöhnliches Farb-LC-Display und würde sich, wenn der Strombedarf optimiert wird, auch für Bücher eignen. Alternativ lassen sich auch Mini-Notebooks gut als Lesegeräte verwenden. Allerdings arbeitet auch der Hersteller der E-Ink-Displays inzwischen an farbigen Varianten der Technik. Ihr Vorteil bleibt die gute Ablesequalität.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!