: Durchs Weltall kurven
„Die Sterne“ feiern im KdW die Wiederveröffentlichung ihres 1995 erschienenen Erfolgsalbums „In Echt“
Kein Ende der Geschichte: Die Sterne feiern im KdW zehn Jahre In Echt. Im Beiheft des 1995 erschienenen zweiten Albums der Hamburger Band Die Sterne waren drei Fotografien abgedruckt, Aufnahmen aus einem fahrenden Zug – im Augenblick des Erfassens bereits Geschichte gewordene Bilder der Wirklichkeit. In diesen Jahren war es en vogue, unscharfe Fotografien auf Plattencovern abzubilden: Das Unfertige wurde zum Markenzeichen vieler jüngerer deutscher Bands.
Alle diese Bilder illustrierten die Idee der Musik: Es galt etwas Echtes zu schaffen. Es galt anders zu sein. Gerade Die Sterne fanden ihre Vorbilder deshalb auch nicht in der Gegenwart, sondern in der Vergangenheit. Da traf der rumpelnde Funk von Sly Stone und Parliament auf das agitatorische Pop-Prinzip von Ton Steine Scherben. Da, wo Rio Reisers Ton Steine Scherben der Atem ausging – im Versuch, über kraftvolle politische Gesten hinaus neue, persönlichere Verbindlichkeiten zu schaffen –, da sprudelte es aus Frank Spilker, dem Sänger der Sterne, nur so heraus. Dabei entfernte er sich oft weit von der stimmigen Sprache gängiger Popmusik, unterbrach den Erzählfluss immer wieder.
Mittlerweile haben Die Sterne sieben Alben aufgenommen. Eine Band mit erstaunlichem Durchhaltevermögen, ein Zusammenschluss von vier Musikern, die allesamt auch in anderen Formationen spielen. Cow, Die Goldenen Zitronen, Oma Hans – einige der besten deutschen Bands rekrutieren sich aus Sterne-Musikern.
Vor einem Jahr haben Die Sterne ihr letztes Album eingespielt, das Das Weltall ist zu weit heißt, als wolle es raten, sich auf das Hier und Jetzt zu besinnen. Tatsächlich beginnt schon das erste Lied mit der Zeile: „Wir werden leider das Gefühl nicht los, dass irgendwas nicht stimmt.“ Dann: „Wir wollen wissen, was eigentlich los ist.“
Die Fragen bleiben die gleichen, auch wenn man älter wird. Anders als beim Vorgänger Irres Licht besinnen sich die vier Musiker seitdem wieder auf die Kraft des Beats. Klangen sie in den vergangenen Jahren eher schwelgerisch und oft filmmusikalisch, so erinnert das neue Album mehr an Vergangenes: Parolenhaft, griffig stürzt die Musik voran – und Spilker singt die richtigen Zeilen dazu. Jetzt feiern die Sterne im KdW die Wiederveröffentlichung Erfolgsalbums In Echt. Marek Storch
Sa, 20.8., 21 Uhr, KdW, Nobistor 24