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Durchs DröhnlandMeine Tasse Tee

■ Die wichtigsten und überflüssigsten Konzerte der kommenden Woche

In Deutschland gibt es immer noch zu wenig Frauenbands, die sich mitreißen ließen von Hole, L7 oder Babes In Toyland. Die Slags aus Frankfurt sind positive Ausnahme, auch wenn ihre Alben bislang nicht gerade vom Hocker rissen: Zu sehr waren die vier Damen damit beschäftigt, alles Knorrige glattzubügeln und ihre Unfertigkeiten an den Instrumenten zu verbergen. Heraus kam nur ansatzweise schmutzige Rockmusik, die ihre Punk- und Power-Wurzeln nur selten hervorlugen ließ. Zuletzt haben die Slags ein Album mit Coverversionen veröffentlicht auf dem sie sich vor guten Helden (Urge Overkill, Minuteman, Neil Young) verbeugen, ohne Klareres erkennen zu lassen. Im Inlet steht: „Mein Vater sagt zu jeder Art von Musik, die er zu hören kriegt, das hätten doch die Beatles schon vor 30 Jahren gemacht.“

Heute, ab 23 Uhr, im Eimer, Rosenthaler Straße 68

Manche nehmen, wie FSK, den Umweg über Amerika, um die einheimische Musik zu verbessern. Andere kommen nach Deutschland und besinnen sich hier auf ihre Wurzeln: Deutschmark Bob aus New Orleans zum Beispiel, der seit fünf Jahren mit Hamburg sein Exil und die Stadt der verlorenen Träume gefunden hat. Seine Band — DM Bob & The Defizits — vermischt Swamp-Swing, Southern-Rock, Redneck-Blues, Country und Bill so gut, daß man Wiege und Aura sogar des von ihnen gecoverten T-Rex- Songs „Jeepster“ ohne große Bedenken in den Südstaaten ansiedeln würde.

Heute im Wild At Heart, Wiener Straße 20, morgen, Niagara, Gneisenaustraße 58, jeweils 22 Uhr.

Immer on the road: die großen, alten Legenden. Jackson Browne ist zwar keine ganz so große, zumindest aber haftet ihm den Ruf an, in den 70ern der kleine Bruder von Bob Dylan gewesen zu sein. Das lag wohl mehr an den typischen Singer/ Songwriter-Themen – lonesome wolves im amerikanischen Irgend- und Nirgendwo – als an seinem doch sehr gelackmeierten Äußeren. Dieses korrelierte leider oft und unschön mit Brownes Songs und Stimme, so daß seine persönlichen und lyrischen Gebrochenheiten selten Eingang in manch offene Ohren fanden. Meine Tasse Tee ist der Mann jedenfalls nicht, auch wenn ich selbst fast ein Alter für solche Musik erreicht habe.

Vier Tage später als Browne kommt Neil Young. Den kennt ohnehin jeder, ob Alt-Hippie, Mucker, Vatti oder Grunger. Statt Pearl Jam ist diesmal seine angestammte Backband Crazy Horse dabei: Mit denen hat er vor kurzem – möglicherweise als Wiedergutmachung – ein kleines Album eingespielt, das außer der zähen, guten, alten Schule nichts Neues im Youngschen Universum zu bieten hat. Aber selbst das will bei Neil Young ja einiges heißen. Wer nun die besseren sind, die Jungen oder die Alten: diesen kleinen unbedeutenden Contest sollte man sich ja mal antun.

Heute Freiluftbühne Weißensee (Jackson Browne), 9. 7. Waldbühne (Neil Young)

Punkrock und kein Ende. Auch die Boxhamsters aus Gießen lassen sich inhaltlich nicht die Butter vom Brot nehmen. Kritisch und selbstreflexiv bringen sie den „neu-deutschen Normalirrsinn auf den Punkt“. Sagt ihr Info. Für alle, die sich letzten Sonntag auch etwas fürchteten auf ihrem Heimweg vom EM-Endspiel (wo man sich als muffliger Spaßverderber ausgestellt sah, wenn man den jubelnden Gemeinsinn nicht heiter teilen mochte), für den haben die Boxhamsters immer eine richtige Zeile im Programm: „Deine Bücher sagen mir: das Land der Denker und der Dichter/ doch alles, was ich von dir seh: Mallorcaprolls und Nazirichter/ das deutsche Würstchen weltbekannt/ tun die fürs Vaterland marschieren/ sonnenstudiobraungebrannt“ (Ballermann 6). So platt, so richtig. Feiner und komplizierter als der üblich schnöde Punkrock ist ihr Sound: Ahnungsvoll sprechen diese Gitarren Erinnerungen an eine Zeit, als man eine Band wie Wedding Present für die größte der Welt gehalten hat.

Morgen, 22 Uhr, im Tommy- Weissbecker-Haus, Wilhelmstraße 9

Der Rock-Legenden dritter Teil (die Sex Pistols werden mal genauso hochmütig wie folgenlos ausgeblendet): Alle Jahre wieder beehren uns Fred Cole und seine Frau mit ihrer hart erarbeiteten, doch immer unschwitzigen Variante von Rock 'n' Roll. Erdig und echt, ewig gleich und nur selten angestaubt. Bei Dead Moon ist die Vergangenheit zugleich Gegenwart und Zukunft. Treue sich selbst und dem eigenen Material gegenüber gleichen dabei beginnende Kurzatmigkeit und Alterswehwehchen aufs stimmigste aus. Denen würde man nie unterstellen, daß sie sich demontieren oder persiflieren. Keep it real in Rock, ein Leben lang, solang der Whiskey reicht. Das einzige, was zu monieren wäre, ist der inzwischen fehlende Novelty-Effekt, den sie beim erstmaligen Auftauchen in Europa vor zehn Jahren noch hatten: Nur wer sie wirklich noch nie gesehen hat, wird an diesem Abend ein unvergeßliches Konzert erleben.

10. 7. im Huxleys jr., Hasenheide 108–114, ab 21 Uhr.

In jungen Jahren bespielten sie mit Coverversionen von Muddy Waters, John Lee Hooker und Chuck Berry alle möglichen Hinterzimmer in Kalifornien, später waren sie eine unentschlossene Collegeband: Big Soul. Mit Blues hat ihre Musik inzwischen nichts mehr zu tun, eher mit frischem, unverkrampftem Rock, der Spaß an die Stelle von Leid setzt. Da wird ein bißchen rumgekaspert, werden funky und ungezwungen die Säue rausgelassen und die Gitarren im Zickzack malträtiert. „Hibby Hibby Shake“ heißt einer ihrer Songs. Ältere Mitbürger, die dabei an die B 52 denken, liegen nicht ganz falsch.

11. 7., ab 23 Uhr, Boudoir, Brunnenstraße 192 Gerrit Bartels

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